von 21.03.2012

taz Hausblog

Wie tickt die taz? Das Blog aus der und über die taz mit Einblicken, Kontroversen und aktuellen Entwicklungen.

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Von der KONTEXT:-Redaktion

Wenn die KONTEXT:Wochenzeitung bis Ende April keine neuen AbonnentInnen gewinnen, fehlt das Geld, um die taz-Regionalbeilage aus Stuttgart mit gut recherchierten Geschichten zu versorgen. Qualitätsjournalismus, unabhängig von Werbung und Konzernstrategien, kostet. Und KONTEXT: gehört niemandem, keiner Partei, keinem Sponsor, keinem Anzeigenkunden, keinem Herausgeber. Und deshalb brauchen wir mehr Menschen, die sagen: KONTEXT: ist mir’s wert.

Um es ohne Schnörkel zu sagen: Von derzeit 318 müssen wir bis zum 25. April auf 1.000 AbonnentInnen kommen, die per Dauerauftrag monatlich 10 Euro oder mehr zahlen. Ohne diese Unterstützung müssen wir Ende April in der Stuttgarter Hauptstätter Straße den Rollladen runterlassen. Und zwar ohne Wenn und Aber.

Natürlich ist dieses Kontext-Abo kein wirkliches Abo. Das ist Verwirrung Nummer eins, die wir hier mal entwirren wollen. Das Internet ist frei, und jeder kann dort alle Kontext:Texte kostenlos lesen. Dieses „Abo“ ist eine monatliche Solidaritätsspende aus der Bürgergesellschaft, damit die Redaktion weiter arbeiten kann. Nur mit dieser kalkulierbaren monatlichen Spende können wir das leisten, woran wir schon ein Jahr lang gearbeitet haben: Journalismus im öffentlichen Interesse.

Also an alle, die schon seit Wochen den Dauerauftrag neben dem Computer liegen haben, aber bisher nicht dazu gekommen sind, ihn auszufüllen; an alle, die sich schon lange als Soli-AbonnentInnen auf unserer Seite registrieren lassen wollten, es aber immer wieder vergessen haben: Warten Sie nicht länger. Denn nach dem 25. April kann es zu spät sein.

Und nun zu Verwirrung Nummer zwei: Nicht nur, dass man Kontext schwäbisch kostenlos in Internet lesen kann. Darüber hinaus kann man samstags auch die taz kaufen und hat damit eine kleinere Auswahl der Kontext-Artikel sogar gedruckt in der Hand. Warum also, so fragen manche unserer LeserInnen, soll ich dann zusätzlich noch Kontext sponsern?

Ganz einfach: damit Sie künftig in der Sonntaz auf den Kontextseiten nicht – weiß sehen. Wir von Kontext kooperieren mit der taz. Die taz druckt und vertreibt Kontext mit der Samstagsausgabe, und sie unterstützt die inhaltliche Arbeit finanziell. Das reicht aber lange nicht, um weiterzumachen. Deshalb sind wir auch auf die Unterstützung passionierter taz-LeserInnen angewiesen.

Wir wollen hier nicht jammern. Wir haben dieses Projekt angeschoben mit einer großzügigen Spende von Andreas und Hanne Schairer, denen wir an dieser Stelle nochmals danken wollen. Wir haben die taz als Kooperationspartner von Anfang an an unserer Seite, die Kontext verbreitet und unterstützt hat. Auch dafür ein herzliches Dankeschön an die KollegInnen in Berlin. Wir von Kontext haben lange Zeit unsere ganze Kraft in die Geschichten investiert, die wir recherchiert haben. Wir haben Interviews gegeben, sind auf Podien gesessen, haben das Projekt bekannt gemacht, ohne eine Werbeabteilung im Hintergrund. Wir haben in manchen Monaten für 1.000 Euro gearbeitet, und wir haben es immer gerne gemacht. Weil wir uns einem professionellen, unabhängigen Journalismus verpflichtet fühlen, der seine gesellschaftliche Rolle als vierte Gewalt ernst nimmt.

Wir von Kontext sind ebenso angetreten mit dem Anspruch, Medientransparenz herzustellen. Das gilt auch in eigener Sache. Also sagen wir, wie es bei uns aussieht. Und das ist derzeit düster bis schwarz, und zwar schon seit Dezember. Wir haben das Ende immer wieder hinausgeschoben. Das konnten wir auch, weil wir immer wieder Spenden bekommen haben und weil viele KollegInnen ehrenamtlich oder für ein bescheidenes Salär für uns gearbeitet haben. Auch dafür vielen Dank. Doch nun brauchen wir Klarheit. Keiner trennt sich gerne von seinem Baby. Doch nun haben wir uns schweren Herzens entschieden: Wenn bis zum 25. April die Zahl der Abos nicht auf 1.000 steigt, dann wird Kontext – schwarz.

Und weil wir notorische Optimisten sind, sind wir bis zu diesem Tag zuversichtlich, dass das Unmögliche wahr wird. Wenn etwa jeder unserer bisherigen AbonnentInnen noch drei weitere dazugewinnt, hätten wir die Zahl schon fast geschafft. Manche von ihnen haben sich schon voller Elan auf diese selbst gestellte Aufgabe gestürzt.

Auf diesem Konto können Sie einen Dauerauftrag ab 10 Euro monatlich einrichten: GLS-Bank/Kontonummer 7011 850 600/BLZ 430 609 67

Oder Sie können sich hier registrieren.

Zwei Wege, ein Ziel: 1000 Solidaritäts-Abos bis zum 25. April 2012.

Übrigens: Ihre Spende ist steuerlich absetzbar.

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https://blogs.taz.de/hausblog/kontext-ohne-1000-abos-sehen-wir-schwarz/

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kommentare

  • Liebe/r anticapitalista.

    Solidarisch und kaptitalistisch sind keine Gegensätze. Ich habe ca. 35 Lebensjahre gebraucht, um das zu verstehen. Ich fühle mich auch nicht ganz toll links und solidarisch und bin auch keineswegs der Ansicht, daß im Kapitalismus alles privatisiert werden muss.

    Das ist – sorry, nicht persönlich gemeint – ziemlich langweilige Schwarz-Weiß Denke. Die kann man mir natürlich auch vorwerfen, weil ich das Abo-Modell für den besseren Weg halte.

    Volxküchen ;-) als lebendigen Gegenbeweis meiner These von der „Werthaltigkeit der Dinge“ (die keineswegs etwas mit „Kapitalisierung“ zu tun hat!) ist leider nicht wirklich ein Gegenbeweis. Denn – auch das hat was mit persönlicher Lebenserfahrung zu tun – wenn ich die Gäste dieser Volxküchen nach ihrer Motivation befrage, dürfte in den wenigstens Fällen Überzeugungsesser darunter sein, sondern sicherlich viele, die sich auf keine andere Art günstig und gutes Essen leisten können.

    Statte ich diese jedoch mit den entsprechenden Mitteln aus, um sich „auf dem freien Markt“ in „kapitalistisch geführten“ Restaurants sorgenfrei Essen kaufen zu können, werden viele Volxküchen deutlich weniger Gäste haben.

    Was mir auf meinen heute 53 Jahre alten Keks geht ist diese Kapitalismus ist schlecht, solidarische Systeme sind gut Kiste. Entweder oder. So ein Stuss.

    Volks!küchen klasse, Solidarsysteme klasse, Ausbrechen aus Systemlogik – super! Aber solange weiter neue Generationen egoistischer, respektloser, unhöflicher – also schlicht unsozialer Menschen heranwächst (was in den fast 40 Jahren, in denen ich mich damit beschäftige sich leider nicht verringert, sondern potenziert hat)… ist das leider auch leicht als Sozialromantik einzuordnen.

    Es ist kein „Ausbrechen aus der Systemlogik“, wenn man/frau Medienunternehmen (und was bitte ist die taz denn täglich am Kiosk und im Internet?! Genossenschaft gäbe es keine, würde nicht die Chefredaktion und Geschäfts!leitung kurz-, mittel- und langfristig die Steigerung der Erlöse als (ein) Ziel im Hinterkopf haben.) als Produzenten von Information betrachten. Und die Resultate logischerweise als Produkte.

    Solidarität fängt für mich definitiv nicht damit an, etwas kostenlos anzubieten. Das ist schließlich auch Egoismus der Empfänger dieser Solidarität gegenüber denen, die überhaupt die Möglichkeit schaffen, diese anzubieten.

    Allein schon die Tatsache, daß es 5 Tage gebraucht hat, bis nach mir jemand in diesem Blog irgendetwas „gemeint“ hat, zeigt mir zu meinem sehr großen Bedauern, wie wenig Interesse seitens der Ausbrecher aus der Systemlogik an einem wirklich tollen Zeitungsprojekt wie Kontext besteht. Oder wie kann ich dieses doch sehr sehr sehr flache Echo einordnen?

    Ich werde doch nicht Recht haben mit meiner Meinung, oder?! ;-)

  • @ Diete Kohnen:

    Nein, es ist eben nicht solidarisch, auf ein Abo zu bestehen. Denn das macht das Ergebnis der journalistischen Arbeit der Kontext-Redaktion wieder exklusiv nur denjenigen zugänglich, die es sich leisten können. Schön für Sie, dass das für Sie kein Problem ist.

    „Medien sind keine sozialen Einrichtungen. Sondern Produkte.“ – Genau das ist das Problem. Im Kapitalismus wird versucht, alles zur Ware zu machen und alles zu privatisieren. Und das ist eben nicht gut. Kontext ist einer von vielen guten Ansätzen, aus diesem Mechanismus auszubrechen.

    Und es ist schlichtweg nicht wahr, dass Dinge, die kostenlos oder gegen Spende zur Verfügung stehen, nichts Wert sind. Jede Volksküche ist ein lebender Gegenbeweis.

    Aber es ist ja soviel einfacher, hier auf die Einhaltung kapitalistischer Prinzipien zu bestehen und sich trotzdem ganz toll links und solidarisch zu fühlen, als aus der Systemlogik auszubrechen.

  • Liebe Kontext-JournalistInnen!

    Das Lob zuerst: Ihr macht eine tolle Kontext. Seitdem ich das erste Mal die erste taz Beilage von Euch in der Hand hatte, war und bin ich begeistert.

    Ich gestehe-ich habe seitdem kein einziges Mal Kontext online gelesen. Obgleich ich definitiv ein Internet-Dinosaurier bin und seit 1991 Internet als Informations- und Kommunikationsmedium nutze. Aber – das habe ich eigentlich als Satz entwickelt für eine Sonderausgabe, aber auch in meiner eigenen Zeitung seit Kurzem öfter mal stehen als Kernsatz – für mich ist nach so langer Zeit klar: Internet ist Fast Food. Papier ist Lesen.

    Und nun zu Eurer Aufforderung, Euch zu unterstützen: Ja, das würde ich sofort machen. Aber nur als Abo. Nicht als Sponsoring. 10,- monatlich sind ein Klacks für die Qualität an Journalismus, die ihr liefert. Aber ich halte der taz schon seit bald 15 Jahren gebetsmühlenartig vor: Warum kostenlos online lesen? Ihr entwertet die Information, die Arbeit, die ihr macht. Und ihr unterschätzt die psychologische Wirkung, die ihr mit der Vorgehensweise „kostenlos lesen“ bei vielen auslöst: Das kann nix sein, das ist vielleicht sogar fremdgesteuert oder manipulativ oder ähnliches.

    Aber für ein gutes journalistisches Produkt – und nichts anderes ist Kontext – einen geringen Beitrag zu zahlen (und dafür die Kontext lesen zu können)… DAS ist ein werthaltiger Austausch.

    Ich bin sofort dabei, für 10,- monatlich Kontext zu ABONNIEREN. Aber ich bin nicht bereit, es für 10,- zu sponsorn. Das hat für mich – ich weiß, das liest sich abgezockt, zynisch und gefühlskalt…ist aber keineswegs so gemeint – den gleichen persönlichen Stellenwert wie 10,- in den Klingelbeutel beim Strassenbettler um die Ecke. Oder bei der Weihnachtssammelaktion von Miserior.

    Ich bin ein solidarischer Mensch und habe in meinen bald 26 Jahren als Herausgeber meine Zeitung mehr als einmal einfach als Massenmedium für nicht-profit-orientierte Ziele eingesetzt. Aber ich bin auch zu der Überzeugung gekommen, daß gute Dinge immer mit etwas profanen wie einem Preis erst bewertet werden, um wahrgenommen und letztlich auch erfolgreich zu sein. Vielleicht nicht alle, aber Medien meiner Meinung nach auf jeden Fall.

    Übrigens hätten Andreas und Hanne Schairer die Startmittel auch wahrscheinlich nicht zur Verfügung stellen können, wenn Herr Schairer darum gebeten hätte von vielen gesponsort zu werden, damit er andere zum Thema Energietechnik beraten kann. :-)

    Medien sind keine sozialen Einrichtungen. Sondern Produkte. Das ist auch gut so.

    Ich wünsche Euch, dass Ihr entweder auf das Abo-Modell umstellt oder Euer Ansatz mit Sponsoren-Überweisungen doch erfolgreich ist. Hauptsache Ihr macht weiter! :-)

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