von 20.08.2013

taz Hausblog

Wie tickt die taz? Das Blog aus der und über die taz mit Einblicken, Kontroversen und aktuellen Entwicklungen.

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Von Andreas Rüttenauer und Markus Völker

 

coca-colaEine Woche lang hat die Sportredaktion der taz Reklame gemacht – und entgegen ihrer Gewohnheit Brustsponsoren und Bandenwerbung unverpixelt im Blatt gezeigt. Sportsponsorenfotos wurden auf den „Leibesübungen“ jedoch wie Anzeigen behandelt. Den Profiteuren, die ihre Werbung auf dem Trikot des FC Bayern München oder einer Bande in die taz einschleusten, wurden Rechnungen gestellt.

 

In der abgelaufenen Woche haben wir 15 Sportanzeigen gedruckt. 12 Firmen haben wir gebeten zu zahlen: Coca Cola (2 mal), Red Bull, TDK, Evonik (2), Areva, Deutsche Bahn AG, Daimler, Gazprom, Toyota, Tipico Sportwetten, die Telekom (2) und IBM. Es handelt sich zumeist um Global Player, die in der Lage sind, für ihre Werbung an prominenter Stelle in der taz zu zahlen.

 

Es ist eine Summe von 72.332,13 Euro für diverse Textteil- und Eckfeldanzeigen zusammengekommen. Wir haben uns an den üblichen Anzeigenpreisen der taz orientiert. Die letzten Rechnungen sind am Montag an Toyota, Gazprom und die Telekom gegangen, als Beispiel-PDF hier die Rechnungen an coca-cola und evonik. Noch haben wir keine Antwort von den Unternehmen erhalten, bleiben aber dran. Notfalls verschicken wir Mahnungen.

 

Seit August 2011 verpixelt die taz-Sportredaktion Werbung auf Fotos. An dieser Praxis halten wir nun wieder fest.

Von führenden Werbeabstinenzlern empfohlen: Keine andere Sportseite ist so reichhaltig an Pixeln wie die der taz! Foto: imago.
Von führenden Werbeabstinenzlern empfohlen: Keine andere Sportseite ist so reichhaltig an Pixeln wie die der taz! Foto: imago.

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https://blogs.taz.de/hausblog/sportwerbung-auf-den-leibesuebungen-alle-rechnungen-sind-raus/

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kommentare

  • Was für ne abstruse Idee. Darauf kann nur jemand kommen, der wirklich keine Ahnung davon hat, welche Bedeutung Sponsorings für den (Profi-)Sport haben. Die Unternehmen, die dort zur Kasse gebeten werden, bezahlen Millionen für Ihre Sponsorings an den Verein, und ohne diese Engagements hätte auch die taz bald keinen Sportteil mehr. Ich wette dass keine einzige Firma jemals eure Rechnung bezahlen wird und eure Praktikanten deshalb täglich Bilder verpixeln dürfen.

  • Und in der Rubrik „Alltag“ verwenden Sie zum Thema „Haferflocken“ unverpixelt ein Foto von Herrn Driftmann mit mit einer Köllnflocken-Packung. Und womöglich hat taz dafür sogar an eine Bilderagentur bezahlt.

    Das ist alles lächerlich.

  • Ich finde vorbildlich, wie die taz hier bei der Digitalisierung des Journalismus voranschreitet, denn die Verpixelung verdeutlich, wie viel digital selbst in gedrucktem steckt. Geht man an ein Zeitungsbild nahe ran, wirkt’s ja gerastert und damit analog.

    Falsch finde ich die Bildunterschrift „Keine andere Sportseite ist so reichhaltig an Pixeln wie die der taz“. Die Anzahl an Pixeln ist bei den anderen auch auch, nur dass eben nicht verpixelt wird. Als Verbesserung schlage ich vor, „so reichhaltig an sichtbaren Pixeln“ zu schreiben.

    Persönlich würde ich es begrüßen, Stock Photos zu Sport in der taz vorzufinden

  • Mir erschließt sich der Sinn der Aktion ebenfalls nicht. Dies ist auch ein Gründ, weshalb ich mein „taz“-Abo leider gekündigt habe: Viel von eurer angeblichen publizistischen Leistung besteht nur aus der bloßen Pose.

    Welche Leistung vollbringt die „taz“ denn konkret mit der Aktion? Wie viele Reporter waren für diese Leistung investigativ unterwegs? Was haben die LeserInnen von dieser Aktion? Worin besteht der Mehrwert, der Erkenntnisgewinn der Öffentlichkeit?

    Auf die o.g. Fragen finde ich keinerlei zufriedenstellende Antwort. Daher meine Meinung dazu: Hier wirbt die „taz“ im alten linken vermeintlich anti-kapitalistischen Milieu um Aufmerksamkeit für ihre „taz“-Marke. Das finde ich sehr schwach.

    • Wenn Unternehmen bei uns eine Anzeige veröffentlichen, müssen sie dafür Geld zahlen. Und zwar nicht für eine bestimmte journalistische Leistung, die wir im Gegenzug erbringen, nicht für die investigativen Recherchen eines Reporters – sondern einfach nur für die Veröffentlichung der Anzeige und den damit verbundenen Werbeeffekt, von dem das Unternehmen profitiert. Mit der Aktion machen wir darauf aufmerksam, dass Unternehmen diesen gleichen Werbeeffekt auch haben, wenn Medien ihre Sponsorenlogos auf Sportfotos veröffentlichen. Die meisten Medien spielen dabei mit, ohne es kritisch zu hinterfragen. Die taz macht auf diesen Werbeeffekt aufmerksam, indem sie ihn in Rechnung stellt. Wir möchten damit Debattenanregungen geben zur Kommerzialisierung des Sports und die Instrumentalisierung der Medien für die kommerziellen Zwecke der Sponsoren.

  • Die Aktion ist schon ein wenig amüsant und nachdenklichmachend.

    Allerdings frage ich mich, ob die werbenden Unternehmen die falschen Adressaten für Rechnungen sind? Denn die haben ja schon gezahlt: an die Vereine und Sportler. Deshalb müssten die Rechnungen doch an jene gehen.

  • Das „Verpixeln“ der Sponsoren habe ich stets als typische und mutige taz-Aktion wahrgenommen. Aber ich frage mich, wie das mit euren Nutzungsrechten der Fotoagenturen einhergeht, entsprechende Rechnungen zu versenden. War das Agenturmaterial oder habt ihr jedes Mal eigene Fotografen ausgesandt?

    Andere Menschen wären ja schon glücklich, wenn sie entsprechendes Material – Logos hin oder her – verwenden dürften. Nicht das Schuss letztendlich nach hinten losgeht.

    • Das Versenden der Rechnungen geht mit den Nutzungsrechten der Fotoagenturen sehr gut einher. Wir haben von diesen Fotoagenturen das Recht gekauft, die Fotos zu bearbeiten und zu veröffentlichen. In den Verträgen mit den Agenturen wird uns nicht verboten, Rechnungen für die Veröffentlichung an Sponsoren zu verschicken.

  • Unendlich lächerliche Aktion der taz! Ihr seid für eure Bilder verantwortlich. Kauft einfach keine Bilder, auf der Sponsorenlogos drauf sind. Ohne diese „furchtbaren“ Sponsoren gäbe es übrigens so gut wie keinen Inhalt in eurem Sportteil. Schon mal dran gedacht, dass diese Sponsoren das Überleben von Vereinen und teilweise ganzen Sportarten sichern?

    Die Sponsoren haben keinen Platz bei euch, sondern bei den Vereinen gebucht. Wie kann man nur auf die bescheuerte Idee kommen, dies in Rechnung zu stellen? Dass die taz es nötig hat, auf solch populistische Aktionen zurückzugreifen, ist schon traurig. Die Unternehmen, die bei euch werben wollen, zahlen doch schon ordentlich.

    Entwickelt mal lieber eine ordentliche Paywall. Liebe taz, das könnt ihr besser!

    • Hört nicht auf den DingDong, das ist eine großartige Idee. Der vergisst nämlich, dass er wie alle anderen Steuerzahler die Sportarten unterstützt – indirekt über Sportförderung der Vereine, Sportsoldaten bei der Bundeswehr oder die Sportschulen der Bundespolizei.
      Sprich, Geld ist schon da und vielleicht wäre der Sport an sich sauberer, wenn die Summen kleiner wären.

        • Ich kann DingDong nur unterstützen. Keiner der Sponsoren hat die taz darum gebeten, das Foto abzudrucken, die taz hat keinen Auftrag dafür erhalten. Und auch weiter hat DingDong Recht: Die Sponsoren haben bereits für ihr Logo bzw. Werbung an den Verein bzw. die Sportler gezahlt. Ohne solches Sponsoring wäre der Sport in seiner heutigen Form undenkbar -sowohl im Profi-, als auch im Amateurbereich. Fragt mal den Handwerker oder die Wohnungsgesellschaft vor Ort was sie sagen würden, wenn sie für jedes Foto im Lokalsportteil, auf dem sie als Trikot- oder Bandensponsor zu sehen sind, noch einmal zahlen sollten…

    • „Schon mal dran gedacht, dass diese Sponsoren das Überleben von Vereinen und teilweise ganzen Sportarten sichern?“ – da spricht jemand, der Sport nur in den Medien konsumiert und offenbar selbst keinen im Verein betreibt.

      Denn als Vereinsmitglied weiß man, dass der Sport auch ohne Sponsoren ausgeübt werden kann! Dazu ist man eine Gemeinschaft (wird gern heutzutage vergessen), die den Vereinsbetrieb mit ehrenamtlicher Arbeit und Mitgliedsbeiträgen aufrecht erhält.

      Die Aktion der taz ist

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