Die taz stellt ein neues politisches Servicewerkzeug zur Verfügung: Die bisher umfassendste Suchmaschine zu Parteispenden in Deutschland. Auf der Website taz.de/parteispendenwatch sind erstmals die Spendenberichte der Parteien in einer Datenbank erfasst – von 1994 bis 2009, also bis zum aktuellsten bisher erschienenen Bericht. Bisher mussten die Berichte Zeile für Zeile in vielen verschiedenen, nicht automatisch durchsuchbaren PDF-Dateien auf der Webseite des Bundestages durchgearbeitet werden. Jetzt sind sie bequem mit einer Suchmaske zugänglich.
In der Datenbank kann nach Partei, Betrag, nach Namen oder juristischen Personen gesucht werden. Das für Parteispenden besonders wichtige Bundestagswahljahr 2009 ist auch als Karte und mit detaillierter Straßensuche darstellbar. Allerdings: nur Spenden ab 10.000 Euro Gesamtsumme pro Person und Jahr werden erfasst, weil kleinere Summen laut Parteiengesetz nicht veröffentlichungspflichtig sind. Sobald neue Rechenschaftsberichte vorliegen, wird die Seite aktualisiert.
Die taz ruft ihre LeserInnen auf, die Daten zu durchsuchen und Hinweise für weitere Recherchen zu geben. So wurde die Gertrudis-Klinik in Leun-Biskirchen etwa zum 1. Januar 2011 in den hessischen Landeskrankenhausplan aufgenommen. Statt 18 Betten für gesetzlich Versicherte hat das Krankenhaus seitdem bis zu 140 Kassenplätze. Verantwortlich für die Entscheidung war das CDU-geführte hessische Sozialministerium. Im Jahr 2009 hatte die Gertrudis-Klinik 15.000 Euro an die CDU gespendet. Fällt auch Ihnen auf, dass ein Parteispender von einer politischen Entscheidung profitiert hat? Bitte melden Sie sachdienliche Hinweise an open@taz.de.
Die Informationen werden für taz.de zugänglich gemacht von opendatacity.de. Die Mitarbeiter programmierten auch die Suchmasken für die maschinenlesbaren Daten. Die taz bietet die Daten nun auch in einem offenen Format zum Download und zur freien Weiterverwendung für die Allgemeinheit an.
Um ein solches Projekt auf die Beine zu stellen, ist ein Team in Fußballmannschaftgröße nötig. Ein halbes Dutzend Journalisten arbeitet traditionell: in die Gesetzeslage einfuchsen, Informanten finden, Spuren nachgehen, rechtlich nicht wasserfeste Fälle knirschend ad acta legen, Seiten gestalten, eine Krankheitswelle in der Redaktion austarieren, Interviewanfragen stellen und Absagen kassieren – Dauer etwa vier Wochen mit abwechselnder Intensität.
Die zweite Hälfte des Teams, in dem Fall hauptsächlich die Leute von OpenDataCity, sammelt die offiziellen Daten, wandelt sie in computerlesbare Form um, überlegt sich die Aufbereitung und Online-Grafik, programmiert die Suchmaschine. Das Ganze muss dann noch mit der taz.de-Website verbunden werden in einer Form, die auch größere Zugriffszahlen verdaut. Hinzu kommt noch die Nachrecherche, wenn wie erwartet Tipps aus der Leserschaft kommen.
In der Summe hat die taz dafür einige tausend Euro plus die Arbeitszeit der Festangestellten investiert. Wenn man auch die Arbeitszeit mitberücksichtigt, waren es etwa 10.000 Euro. Die Investition machen wir gerne, und es wird ja hoffentlich ein Dauerbrenner mit immer neuen Tipps, Interviews und Geschichten. Aber jede Woche ist so etwas nicht zu stemmmen. Es läuft ja zusätzlich zum Normalbetrieb. Wir freuen uns daher über jede Unterstützung: Klicken Sie auf den Flattr-Button, überweisen Sie uns Geld an die tageszeitung, Konto 100700104, GLS Bank, BLZ 43060967 mit dem Verwendungszweck „taz-zahl-ich“ oder lassen Sie uns Geld per Handy, Lastschrift oder Kreditkarte zukommen, indem Sie auf der Startseite von www.taz.de in der rechten Leiste auf den „taz-zahl-ich“-Button klicken. Vielen Dank!
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