Dass Polizisten und Staatsanwälte, wie jetzt zuletzt geschehen in Solingen, das rassistische, rechtsextreme Motiv eines Brandstifters nicht erkennen können, ist weder neu noch verwunderlich: Ihr eigener, ihnen urvertrauter Rassismus kommt ihnen vollkommen normal und natürlich vor, nicht dazu geeignet, für irgendeine kriminell zu nennende Tat Motiv zu werden. Aus ihrer Sicht hat ein (deutscher) Mensch das, was andere Rassismus nennen, ganz einfach wie Hunger und Durst, wie Schwitzen bei Hitze und Frieren bei Frost, als angeborene, gesunde Reaktion auf das Fremde. Auf gleiche Weise vertraut, normal und natürlich, ist ihnen ein Nazihintergrund, den haben sie schließlich in ihren eigenen Familien. Weshalb es ihnen als vollkommen unbesonders und übergehenswert erscheinen muss, wenn ein Brandstifter wie der von Solingen sich vom Hitlerfaschismus fasziniert zeigt. Geht es ihnen – woraus sie dann schließen: allen (deutschen) Menschen – damit im Grunde nicht ganz genauso?
Ebenso logisch und folgerichtig muss es für deutsche Polizisten sein, Schwarze in Konfliktsituationen vorsorglich über den Haufen zu schießen. Nicht einmal, dass sie sich selbst dann von einem Schwarzen bedroht fühlen, wenn der sich bereits zur Flucht gewandt hat, kann ihnen als unangemessene Reaktion auffallen; sie handeln aus ihrer Sicht tatsächlich die ganze Zeit über in Notwehr. Und sie finden es geradezu böswillig, Rassismus zu nennen, dass ihre Not vor allem aus dem Schwarzsein ihres Opfers herrührt. Denn schließlich, so fühlen sie, würde das jedem so gehen, der so ist wie sie: normal.
Es ist ist seit Jahrzehnten, widerwärtig hartnäckig selbstgerecht, immer wieder dasselbe Muster.