vonkirschskommode 22.04.2025

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21.04.2025
Die ökologischen und klimatischen Folgen vor Augen, oder auch nur die Arbeitsbedingungen der Industriegesellschaft, historisch wie weltweit, lässt sich mit Fug und Recht sagen, Wirtschaftswachstum sei Massenmord. Im Krieg und in der Kriegswirtschaft kehrt sich dieser Satz um, Massenmord ist Wirtschaftswachstum, aber ohne den ersten Satz aufzuheben: Wirtschaftswachstum ist Massenmord ist Wirtschaftswachstum ist …

Was aber sind Soldaten, die Anwender der Maschinen, des Equipments des Massenmordes? Die Industrie hat ihre Ware längst verkauft und den Mehrwert eingestrichen, wenn die Soldaten zum Einsatz kommen und durch ihren Einsatz Nachfrage nach neuer tödlicher Ware erzeugen. Man kann nicht behaupten, sie seien die Konsumenten dieser Ware, da ja auch sie konsumiert werden im industriellen Krieg, sein Kanonenfutter sind. Genau wie, besonders deutlich zu Beginn jeder Industrialisierung, aber auch prinzipiell, Arbeitende Maschinenfutter sind, Ware, deren Gebrauch und Vernutzung Gewinn einbringt.

Krieg bedeutet, Menschen töten Menschen und zwar durch Einsatz von Werkzeug möglichst viele, möglichst effektiv. Soldaten sind als Anwender des Mordwerkzeuges ebenso zum Morden wie zum Sterben bestimmt. Ihr Staat konsumiert sie, indem er sie zum Bedienen der Mordwerkzeuge organisiert, er kauft sie als Ware ein oder beschlagnahmt sie, in Konkurrenz zu anderen Käufern auf dem Arbeitsmarkt. Nun ist eine moderne Mordmaschine selbstverständlich eine Maschine auf dem neuesten technischen Stand und so wie in der Industrieproduktion übernehmen Roboter auch im Krieg immer größere Anteile der Arbeit, während derer sie von immer weniger Menschen überwacht werden müssen; künstliche Intelligenz erlaubt, selbst diese Überwachungsarbeit mehr und mehr zu automatisieren. Damit sind Soldaten tendenziell nur mehr auf dem Schlachtfeld, um den auf ihm vorrückenden Maschinen zu folgen, sie besetzen die von den Maschinen geöffneten Räume. Oder vielmehr, von der Gegenseite aus gesehen: Intelligente Maschinen kämpfen sich gegen andere intelligente Maschinen durch, um die von Militärstrategen hinter ihnen aufgestellten Menschen abzuschlachten – die in diesem Fall tatsächlich die weniger intelligenten Beteiligten sind, nämlich die Dummen. Denn das Kampfgeschehen selbst würde sich nicht ändern, wären keine Menschen dort aufgestellt. Maschinen greifen automatisiert Maschinen an, die automatisiert zum Gegenangriff übergehen. Soldaten wären auf dem Schlachtfeld kaum noch oder gar nicht vonnöten.

Soldaten müssen in der Schlacht autonomer, intelligenter Maschinen also anwesend und nach ihr tot oder lebendig sein, damit es Sieger und Besiegte gibt, messbare, zählbare Ergebnisse nach der Material- und Ressourcenvernichtung im automatisierten  Krieg, da die ohne den Beifang menschlicher Todesopfer ins Nichts liefe, einen virtuellen Raum wie den eines Computerspiels gar nicht zu verlassen bräuchte. Soldaten sind Mörder – ja, bestimmt, in tausenden grausigen Fällen. In den kommenden Kriegen sind sie vor allem und mehr denn je Schlachtvieh.

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