Was die Behörden im Fall von Basma einmal entscheiden werden oder bereits entschieden haben, möchte ich mir nicht ausmalen. Über einen Integrationskurs hinaus dürfte die junge Frau keine Ausbildung durchlaufen haben, die nicht im Internet zwischen Werbeblöcken gratis erhältlich war. Vielleicht hat sie Chinesisch gelernt, vielleicht argentinischen Tango, es wäre ihr zuzutrauen, bis in die Spitzen höchster Vollendung. Aber vielleicht ist ihr nicht einmal Zeit zum einsamen Lernen am Computer geblieben. Was geschieht mit ihr, wenn sie sich eines Tages arbeitssuchend auf den Fluren deutscher Ämter wiederfindet? Begabt mit enormer Intelligenz und Musikalität, aber ohne ein einziges Zeugnis? Niemand wird sie fragen, was sie kann, niemand, was sie durchgemacht hat. Sie wird auf dem Arbeitsmarkt unverwertbar sein und wird es zu spüren bekommen.

Menschen, deren Spur ich verliere – Gedichte zu Kursteilnehmern (2)

Basma

Was fraglos gilt, kann ihr nur Trotz erregen.
Nichts ist gesetzt. Des Mädchens Hinterhand
(sein alle Hürden nehmender Verstand)
ist, auch Entlegnes logisch zu belegen.

Doch muss als Jüngste sie den Vater pflegen,
als Tochter floh sie in ein neues Land.
Und in das Elternhaus bleibt sie gebannt,
sie hat nicht mehr zu wollen ihretwegen.

An langen, öden Tagen lernt sie singen,
nach Youtube-Videos aus aller Welt.
Und trägt sie, tanzt sie vor, dann dringen
die Lieder tief in die, die sie verstehen.
Denn jedes, noch das seichteste, enthält
ganz ihre Gier, den eignen Weg zu gehen.