Manchmal entzücken mich Computer. Oder vielmehr ihre Programme. Sie sind im allgemeinen so völlig eigen- wie stumpfsinnig, aber manchmal eben auch entzückend treudoof zuverlässig.
Da ich jeden Tag, den ich aus dem Haus und zu meinen Kursen muss, meiner Liebsten einen kleinen, gereimten Zettel hinterlasse, ist in relativ kurzer Zeit eine ganze Sammlung von Reimnotizen entstanden, inzwischen über 200 Seiten stark. Nach welchen Kriterien soll ich dieses Konvolut je ordnen? Keine schwierige Frage für einen Computer. Gib einen Suchbegriff ein und schau, was passiert.
Ich habe es, am heutigen Mittwoch, mit dem Stichwort „Montag“ probiert. Uns das ist dabei herausgekommen:
Folgen langer Montage
Frag mich nicht an einem Dienstag,
was ich zu den Türmen Wiens sag.
Denn dienstags ist ideenleer
mein armer Kopf. Er kann nicht mehr.
*
So was darf es gar nicht geben,
dass du montags gleich dein Brot vergisst!
Möchte wer noch länger leben,
wo ein solcher Unfall möglich ist?
Eine Pause ohne Bemme,
ohne Trost nach Schwerstarbeit!
Weiß ja, du bist keine Memme,
tust mir trotzdem schrecklich Leid.
*
Das Wort zum Tag, 6. Dezember 2017
Was da der Pastor morgens quasselt:
Licht sei ihm auf den Kopf geprasselt!
Nimm an, es waren Kieselsteine:
Der Rest erklärt sich dann alleine.
Mit solchem Blech verdient wer Kohle.
Ein Wunsch? Dass ihn der Teufel hole!
Bestimmt gibts einen Höllenkreis
aus Quark. Für Pfarrer. Nicht? Wer weiß.
Der Teufel könnt den Arbeitstag
gleich mitnehmen. Eh ich mich plag …
Auch wenn wir heute Mittwoch haben,
wie Montag ists: Ich mag nicht traben.
*
Sie:
Die Montagsmüdigkeit am Mittwoch?
Du bist wohl gar nicht fit, Koch?
Er:
Dumpf schleich ich, ohne Fantasie,
ein gutes Mahl gelingt so nie.
Sie:
Wer wird denn so verzweifelt sein?
Er:
Ich! Nicht mal Reime falln mir ein.
(Außer der auf Mittwoch.)
*
Lotto, hilf! (ein Montagszettel)
Es müssen ja nicht gleich Millionen sein
(obwohl ich heut millionisch lustlos bin),
ich wär nur gern ein schlammversuhltes Schwein:
Was außer träge blinzeln hat denn Sinn?
Wir würden uns gepflegt zu Tode saufen
und blinzelten auf Epikurs Menü;
bestimmt könnt Geld auch neue Lebern kaufen:
Beeilung, Reichtum! Du kommst nicht zu früh!
*
Der ewig gleiche Montagsfrust:
Ein Blick ins Kursmaterial
und ich verliere jede Lust,
die Vorbereitung wird zur Qual.
Zermahlne Langeweile füllt
mein eben noch so waches Hirn,
mein Herz drückt, in der Brust geknüllt,
und aufgestützt halt ich die Stirn.
Wie kann ein Buch so öde sein,
wie so viel Text so inhaltsleer!
Die ewig gleiche Montagspein:
Ich bin kein guter Lehrer mehr.
*
Mir ist nach keinem Reim zumut
und dir nicht nach Gedichten.
Drum saarnwa heut: Jetz issma jut,
watt solln denn die Jeschichten?
Was würd zu diesem Montag passen,
vor dem uns beiden bange ist?
Man muss es manchmal eben lassen;
Gereimtes wär gequirlter Mist.
Ein Reim löst keine Schwierigkeiten,
macht niemanden lebendig.
Gedichte führen halt nicht weit –
ich lass s. Und bin verständig.
*
Vom Montag matt, ja, halb erlahmt
hab ich mich tief in Schreibkram eingekramt,
hab träumend an Korrekturen gesessen
und, leider, das Kochen darüber vergessen.
Im Kühlschrank liegt weiter ein roher Fisch,
mein Schatz sitzt enttäuscht am kahlen Tisch …
Wir müssen tatsächlich die Frage noch lösen:
Wie passt zusammen, effizient sein und dösen?
*
Wird der Körper Dienste tun,
wir sagen mal, bis Freitag?
Wird mein alter Kopf geruhn,
zu leisten seinen Beitrag?
Werden meine Beine stracks
zum Arbeitsplatz mich tragen?
Dysfunktionen sind kein Klacks,
ich fühle mich versagen.
Aller schöne Daseinsschwung
bricht montags glatt zusammen.
Ich bräuchte ne Entschuldigung.
Ein Nashorn muss mich rammen.
*
Damit du Kaffee hast, geschafft den Montag,
setzt ich ein Kännchen davon für dich an.
Weshalb ich jetzt mich mit der Illusion trag,
du siehst daran: Hier lebt und webt – dein Mann.
*
Schnapsgedicht
Es ist Montag. Und recht trübe
gehn durch mich die Unlustschübe.
Nichts fand ich, mich zu erheitern,
bloß den Magen zu erweitern,
aß ich dies und fraß ich das:
Hätt ich Wein, wer der zu nass.
*
Montagmorgen
Schlecht geschlafen? Machs noch mal!
Wird das Wachsein nicht zur Qual.
Stell die Uhr zwölf Sunden vor,
dann ists zehn, hau dich aufs Ohr!
Kürz den Montag einfach raus,
bis zum Freitag, schlaf dich aus!
*