Manchmal wünschte ich, dass alles einfacher wäre. Dann trüge Newton die Schuld daran, dass die Tasse, die meinen Händen versehentlich entgleitet, sofort am nächstbesten erdenschweren Planeten zerschellt. Und Spitzweg daran, dass mir das Geld fehlt, mir eine ebenso schöne neu zu kaufen. Denn eigentlich ist es ja so, dass es mir an nichts fehlen dürfte. Ich schreibe Verse, die allgemein erfreuen, mithin, ich müsste leben können wie ein König. Wenn eben nur der Spitzweg den Leuten nicht beigebracht hätte, dass dem Poeten die Armut ist was der Made der Speck, weil der Herr Dichter auf seinem Bild es gar so traut hat unter seinem Schirm auf seinem Bettlager und umgeben von einem Licht, das mühelos um alle Ecken kommt, die herumliegenden Bücher aus sich heraus leuchten lässt, farblich warm genug, um die ganze kahle Bude auch zu heizen. Bloß, wenn es eben so einfach wäre und der Spitzweg schuld, dann wäre es auch einfach zu ändern. Zwar fördert eine Internetrecherche wie üblich nichts zutage, weil das Internet prinzipiell nur zutage fördert, was ohnehin sattsam bekannt und im Klick-Umlauf nach oben gekickt ist, aber ich meine mich zu erinnern, dass zum Armen Poeten ein Gegenstück existiert, das ich gesehen habe, direkt neben dem ersten hängend: Der reiche Poet. Es würde genügen, dieses auf Kosten von jenem bekannt zu machen, jenes von diesem verdrängen zu lassen. Und schon ginge es mir so wie neulich in folgenden Versen festgehalten:
Einsamer Entschluss
Zwei große Töchter habe ich,
null Enkelchen – ihr Gusto.
Auch des Konsums enthalten sich
die beiden, ganz bewusst. So
ist keiner da, der das verprasst,
was ich durchs Dichten ernte.
Ich selbst, gut sechzig, habs verpasst,
lern nicht, was ich nie lernte:
Verjubelei im großen Stil.
Ich sollte nichts vermarkten.
Aus Marketing erwächst zu viel.
Was wird mit den geparkten
Tantiemen, Gagen, Revenuen,
trägt man mich erst zu Grabe?
Posthum weck ich Verlegerspleen,
prahl ich mit meiner Gabe.
Zeig ich nichts her, wird nichts gedruckt,
was Spuren hinterließe.
Im Schrank ist Platz für mein Produkt,
das ich allein genieße.
Ich schick nichts mehr, nicht ein Gedicht.
Und nichts zu Wettbewerben.
Den Ruhm, den Reichtum brauch ich nicht.
Und brauch nichts zum Vererben.