vonPeter Strack 13.03.2012

Latin@rama

Politik & Kultur, Cumbia & Macumba, Evo & Evita: Das Latin@rama-Kollektiv bringt Aktuelles, Abseitiges, Amüsantes und Alarmierendes aus Amerika.

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 Am 13. Maerz, kurz nach Mitternacht ist die legendaere Bergarbeitersprecherin  Domitila Chungara im Alter von 75 Jahren gestorben. “Fuer alles musst Du kaempfen” war der Titel des Buches ueber die terre des hommes Frauenkonferenz in Mauloff, auf der die Kinderhilfsorganisation wichtige Impulse bekam fuer die Projektarbeit mit Frauen und Maedchen. Und sich derer zentralen Rolle bei der Durchsetzung von Rechten klar wurde. Eine der prominentesten Teilnehmerinnen damals: Domitila Chungara. Das ganze Leben von Domitila Chungara war ein Kampf. Angefangen mit dem Ueberlebenskampf in den Bergwerken von Lllalagua/Siglo XX, wo sie Sprecherin der Hausfrauenkomitees war (hier eine Radio-Reportage “Fuer eine Handvoll Zinn” ueber die “Stadt der Revolutionaere” auf deutsch mit O-Toenen, in der Domitila erzaehlt) .

An der Seite von Luis Espinal und anderer Gewerkschafter gehoerte sie zu den mutigen Menschenrechtlern, die Ende 1978 mit ihrem unbefristeten Hungerstreik nicht unwesentlich zum Ende der Banzer-Diktatur, zur Rueckkehr der Exilierten und zur Ausschreibung von Neuwahlen beitragen haben. 

Hungerstreik: Domitila (re.) neben den Jesuiten Xavier Albó und dem spaeter ermordeten Luis Espinal
Hungerstreik: Domitila (re.) neben den Jesuiten Xavier Albó und dem spaeter ermordeten Luis Espinal

Nicht die erste und nicht die letzte Diktatur in Bolivien, der sie die Stirn bot. In den letzten Jahren spielte sie in der grossen Politik keine Rolle mehr, musste immer wieder mit Lungen-Krankheiten, Nierenproblemen und Krebs kaempfen. Sie wurde beruehmt, wohlhabend wurde sie nie und lebte bis ans Ende in bescheidenen Verhaeltnissen. Aber ueber fast all die Jahre war sie aktiv in der politischen Bildung, ueberzeugt davon, dass das Wissen um wirtschaftlich und Machtverhaeltnisse die Menschen befaehigt, die Geschichte in die eigene Hand zu nehmen. Im Lamuv-Verlag ist vor vielen Jahren eine Autobiographie ueber ihre Zeit in den Bergwerken Llallaguas erschienen: „Wenn man mir erlaubt zu sprechen“. Auch wenn manche ihr zuletzt nicht mehr zugehoert haben, weil sie glaubten, sie gehoere einer anderen Generation und Zeit an. Zum Beispiel wenn sie darauf pochte, dass von oben herab kein wirklicher sozialer Wandel moeglich sei, nur mit der Unterstuetzung einer starken sozialen Basis. Um Erlaubnis musste die mehrfach mit hohen Preisen ausgezeichnete Kaempferin fuer eine gerechtere Gesellschaft am Ende ihres Lebens gewiss nicht mehr bitten. Dafuer hat sie selbst gesorgt.

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https://blogs.taz.de/latinorama/abschied-von-domitila-chungara/

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kommentare

  • Ich habe das Buch.” wenn man mir erlaubt zu sprechen” von einer Freundin geschenkt bekommen. Mir hat diese Buch sehr gefallen. bei einen Frauenpolitischen Ratschlag in Düsseldorf hatte ich die Ehre Domitila selbst persönlich kennen zu lernen. Ich werde die mutige Frau nie wieder vergessen sie ist für mich eingr0ße Vorbild was die Solidarität betrifft

  • In USA wirkte Mary Harris “MOTHER” Jones viele Jahre fuer die Bergleute und ihre Gewerkschaft. Geboren 1837 in Irland und als Kind eingewandert, kaempfte sie in nach 1870 bis zu ihren Tod 1930 fuer die sozialen Ziele der Bergleute und ihrer Gewerkschaft. Sie war auch 1886 an dem “Haymarket” Massaker anwesend, welches der Ursprung fuer den 1. Mai wurde (Ausnahme USA). In USA wurde die U.S. Army mehrmals gegen die Bergleute eingesetzt – sogar mit Bombardierung durch Flugzeuge – 1921 im Einsatz gegen die Gewerschaftsarbeiter in West Virginia und Kentucky. — Domitila – que en paz descanse !

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