vonClaudius Prößer 10.08.2009

Latin@rama

Politik & Kultur, Cumbia & Macumba, Evo & Evita: Das Latin@rama-Kollektiv bringt Aktuelles, Abseitiges, Amüsantes und Alarmierendes aus Amerika.

Mehr über diesen Blog
Seit Jahren schon prägt die Wiphala, die regenbogenbunte Indigenen-Flagge, das Bild vieler bolivianischer Städte. Auf keiner Demonstration indigener und sozialer Bewegungen darf sie fehlen. Ab heute weht die Wiphala, die die neue bolvianische Verfassung als nationales Symbol neben die rotgelbgrüne Trikolore stellt, auch in allen Schulen von La Paz und El Alto.

Damit befolgt die Präfektur von La Paz einen Erlass der Regierung von vergangener Woche, der vorschreibt, die Wiphala in allen öffentlichen Einrichtungen neben der Trikolore zu hissen. Die oppositionellen Präfekturen des Tieflands haben bereits angekündigt, diesen Erlass zu missachten – was scharfe Kritik der regierenden MAS hervorgerufen hat.

Interessant an der quadratischen Flagge mit den 49 Feldern ist ihre reichlich ungeklärte Herkunft. Nach der Lesart vieler Indigenenvertreter geht sie direkt auf das Inkareich zurück und repräsentiert das Qulla Suyu, die südwestliche der vier inkaischen Provinzen. Andere halten sie für ein noch viel älteres Symbol der Tiwanaku-Kultur. Gegner dieser Theorien behaupten, dass Flaggen vor der spanischen Invasion in Südamerika unbekannt waren. Dem peruanischen “El Comercio” zufolge ist die Wiphala gar eine Erfindung aus den Siebzigerjahren des 20. Jahrhunderts.

Wie dem auch sei – die Frage bleibt offen, ob der Verweis auf das Inkareich ein glücklicher ist, zumal die Wiphala ja Boliviens ethnische Diversität symbolisieren soll. Und mit Diversität hatten die Inka, eine Monarchie mit religiös-militärischem Kastenwesen, die andere Ethnien schon vor den Spaniern unterwarf, zwangsumsiedelte und ausbeutete, herzlich wenig am Hut.

Bildquelle: Wikipedia

Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/latinorama/bolivianischer_regenbogen/

aktuell auf taz.de

kommentare

  • Afro-Bolivianos gibt es auch mit ihrer Kultureinfluss! Alle Laender Lateinamerikas haben auch, mehr oder weniger Bevoelkerungs-und Kulturbeitrag welcher von Afrikanern stammt welche als Sklaven eingefuehrt wurden. Man brachte Afrikaner nach Bolivien zum Bergbau aber die Bedingungen waren untragbar fuer sie. Man siedelte sie in ein Agrargebiet um. In der ganzen Neuen Welt haben die Afrikaner die Musik-Kultur bereichert – in Bolivien mit der “saia” Musik und Tanzform. (Eine U.S. African-American Wissenschaftlerin – anthropology/ethnology – hat vor einigiger Zeit die Kultur der Afro-Bolivianos untersucht). In La Paz gibt es eine Afro-Boliviano Kulturvereinigung. (Bernal Diaz del Castillo – der 1519 mit der Cortez Invasion nach Mexiko kam, berichtet in seinen Buch – das die naechtliche Trommelei den Hernan Cortez stoerte und das Cortez dann den afrikanischen Sklaven verbat in der Nacht zu trommeln. Also die Afrikaner und ihr Musikeinfluss waren schon fruezeitig an der Entwicklung der Amerikas beteiligt. Das Buch ist auch nach einigen Jahrhunderten in der deutschen Sprache erschienen – Bernal Diaz del Castillo – hat alles in den feinsten Einzelheiten beschrieben . )

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert