vonClaudius Prößer 22.08.2010

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Chile hat sein Bergmann-Wunder: 17 Tage nach dem Einsturz einer Gold- und Kupfermine im Norden des Landes gibt es Gewissheit, dass alle 33 unter Tage vermissten Arbeiter am Leben sind. Eine Sonde, die nach mehreren gescheiterten Versuchen am Sonntag den Schutzraum traf, in dem die Männer vermutet wurden, kam mit einer handschriftlichen Notiz zurück. Die Freude der Angehörigen, die seit mehr als zwei Wochen bei dem Bergwerk kampieren, ist unbeschreiblich.

Präsident Sebastián Piñera hat das „Wunder“, von dem nun alle sprechen, voll ausgekostet: Obwohl die Nachricht von dem gelungenen Kontakt bereits die Runde gemacht hatte, verkündete er vor Ort mit Überschwang („Viva Chile, Mierda!“) die frohe Botschaft, den Zettel der Verschütteten in der Hand: „Dies hier kommt aus den Eingeweiden der Erde, es ist eine Botschaft unserer Bergleute, die sagt, dass sie leben und vereint darauf warten, ans Sonnenlicht zurückzukehren und ihre Familien in die Arme zu schließen.“ Er fühle sich in diesem Augenblick „stolz wie nie, Chilene zu sein und chilenischer Präsident zu sein“, er habe die Hoffnung nie verloren.

Wie auch immer – die Rettung der Arbeiter wird noch viel Zeit in Anspruch nehmen: Im Gegensatz zum „Wunder von Lengede“, an das man in Deutschland in solchen Fällen reflexartig denkt, sind die Grubenarbeiter nicht in gut 50, sondern in über 700 Metern Tiefe eingeschlossen. Von „drei bis vier Monaten“ sprechen die Ingenieure, die den Bergungsplan erarbeiten sollen. Noch länger wird vermutlich – und hoffentlich – die Debatte über die ungenügenden Sicherheitsvorkehrungen dauern, die im chilenischen Untertagebau immer wieder für Unglücksmeldungen sorgen.

Foto: dpa

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