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Ich möchte mich auch bei Peter Strack für seinen gut informierten Artikel bedanken, der die Situation in ihrer Komplexität darstellt und erklärt.
In Ergänzung zu Peters Erklärung über die Motive der Proteste gegen den Staßenbau möchte ich hinzufügen, dass viele indigene Gruppen des Tieflandes seit den großen nationalen (us-geförderten) Besiedlungsprojekten 1960er Jahren erlebt haben, dass sie in der Konfrontation mit Neu-Siedlern aus dem Hochland nicht nur ihre Kultur bedroht sehen (viele wollen durchaus, aber selbstgewählt an den Vorteilen der “Moderne” teilhaben und Kultur ist ja nix statisches), sondern dass sie vor allem immer dabei ihre eigenen materiellen Lebensgrundlagen verlieren und dann von Neusiedlern z. B. Tagelöhner, die ihrer natürlichen Ressourcen enteignet wurden, ausgebeutet werden. Die Siedler aus dem Hochland haben nämlich ein großes Interesse und die Fähigkeit zur Mehrwertgewinnung.Infos zur aktuellen Situation:
Zur Zeit stehen sich in der Nähe von Yucumo (Grenze zwischen Tiefland und Andenhang in richtung La Paz) die Marchistas und eine Gegen-Marcha von ebenfalls mehreren Tausend Leuten aus dem Hochland im näher gegenüber und werden in der Mitten, auf beiden Seiten nur von ein paar Hundert Polizisten am weiter marschieren gehindert. Einziges Ziel der Blockade der Gegenmarcha ist, die Protestierenden an der Ausübung ihrer demokratischen Rechte zu hindern und die Haltung der Regierung zu unterstützen. Nach mehreren gescheiterten Dialogversuchen hat der Präsident Evo Morales nach Gusto (“a dedo”) einen erneuten Dialog mit von ihm ausgewählten, (vermutlich) MAS-treuen comunidades aus dem TIPNIS-Gebiet angekündigt. Die bekannte Teile-und-Herrsche-Strategie. In La Paz unterstützen immer mehr langjährige und anerkannte Menschenrechtsaktivistien und z. B. der ehemalige MAS-Vizeminister für Land und Territorium etc. das Anliegen der indigenen Marschierer aus dem Tiefland. Der vor ein paar Tagen abgehaltene Kongress der “Confederacion Nacional de Mineros Ordinarios” erklärt sich auch solidarisch mit den Marschierenden. Viele bolivianische NRO treten nach und nach öffentlich für die Forderung der Marchistas nach Konsultation und politischer Teilhabe ein.
Die internationale Dachorganisation indigener Völker CAOI und COICA haben sich in Lima bereiterklärt als Vermittler in diesem Konflikt zu agieren. (Wobei ich gehört hatte, dass COICA sich auch mit der Tiefland-Marcha solidarisch erklärt hat. Das würde eine Vermittlungsposition ausschließen.)
Für alle die Spanisch verstehen, empfehle ich die Homepage der Fundacion tierra, die auf einer gesonderten Seite quasi Rund um die Uhr von den Ereignissen der Marcha und der politischen Situation berichtet und links zu relevanten Presse-Erklärungen und Zeitungsartikel (la razon, pagina siete, erbol, el dia etc pp) liefert.
http://marcha.ftierra.org/ -
Auf Facebook werden sehr kreativ Poster zur Problematik gestaltet. “Salvemos al Tipnis. Save the Tipnis. Carteles Posters”
https://www.facebook.com/savetipnisposter -
@Peter Strack: Vielen Dank!
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Noch am 7. September hat der zustaendige MInister Walter Delgadillo verlauten lassen, dass ihm keine Umweltvertraeglichkeitsstudie zum umstritten Teilstueck II (durch den TIPNIS) bekannt sei. Im gleichen Interview ist von einer frueheren Umweltstudie der Praefektur die Rede, die Delgadillo ebenfalls nicht bekannt war, aber sich auch nicht auf eine konkrete Streckenfuehrung, geschweige denn Alternativen bezogen haben soll.
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Kennt jemand die EIA (Umweltauswirkungsstudie) des Vorhabens bzw. hat sie gelesen? Sind da verschiedene Varianten des Vorhabens (ne Strecke zwischen zwei Punkten, die aber keine Gerade sein muss) planerisch entwickelt worden – oder ist alles TINA?
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Falls mein Kommentat nicht klar war: Die Tipnis wollen keine Strasse. Die Caipos wollen nicht nur die Fernstrasse, sondern von der Fernstrasse eine abzweigende Zugangsstrasse zur ihrer Caipo-Gemeinde. BR-163 soll von Maunaus bi Cuiaba leiten. Aber die Caipos haben die Schluessel fuer die Strassenbaumaschienen von den Techniker genommen – und nahe Novo Progresso im Staat Para – sitzen die Techniker und warten, die Indianer halten die Strasse besetz, die Polizei warter auf Anweisung von Brasilia, und von Brasilia kommt hastig ein Beamter eingeflogen von der staatliche Strassenbaubehoerde – damit nicht die Maschienen verbrennt werden, oder ein Polizei-Einsatz gegen die Caiapos dann in der “internationalen” Presse gegen Brasilien erscheint. Am Ende muessen sich die Regierungen in Brasilien und Bolivien mit den Belangen EINZELNER Indianergemeinden befassen – aber fuer die nationale Bevoelkerung die notwendige Entwicklung durchsetzen: Die grosse Mehrzahl der Bolivianer sind Indianer oder indianisch. In Brasilien sind 40+ Millionen der 191 Millionen teilweise indianischer Abstammung.
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40+ Millionen Menschen leben 2011, in “Amazonia” Regionen von Brasilien, Peru, Kolumbien, Venezuela, drei Guyanas, Bolivien: Vorwiegend integrierte Indianer und Mestizen. In the “campo” or “floresta” hat die typische Familie 8-12 Kinder: Die 50+ Enkel koennen dann nicht vom Fischfang, oder Nuessesammeln leben, order ein Stueck “tierrita”: Die 100+ Millionen brauchen 100,000 Aerzte, tausende Schulen und Kliniken, hunderte von Elektrizitaetswerken. Die nationalen Regierungen muessen JETZT die Entwicklung vorbereiten – damit “Amazonia” nicht “Somalia” wird, oder die Enkel nach Hoyeswerda in Sachsen auswandern muessen! Die Tipnis in Bolivia wollen keine Strasse – waehrend heute die Caiapos in Braslilien die Fernstrassenbau-Techniker von ihrer Arbeit abhalten und drohen dass sie die Strassenbaumaschienen verbrennen werden – wenn die Regierung Brasiliens nicht une Zugangsstrasse zu ihrer Gemeinde von dieser neuen BR-163 gebaut bekomen! “caipos toman a BR-163” (Agencia Para) – mit Photo von bewaffneten Indianern welche die Strasse besetzt halten. Nun muss schnell ein Beamter von Brasilien hinfliegen und versprechen dass eine Zugangstrasse zu der Caipo-Siedlung gebaut wird. Was Indianerfrauen wirklich wollen – sie youtube “SELECAO TAINA 3” –
[…] Jahre ist es her, dass ein Protestmarsch gegen den Bau einer Ueberlandstrasse durch den TIPNIS von Polizeieinheiten brutal aufgeloest wurde. Die Verteidigungsministerin Cecilia […]