„Ich bin sehr traurig“, erklärte Ex-General und Ex-Präsident Otto Pérez Molina am Freitag, als er zum zweiten Mal vor dem Richter erscheinen musste, um Rede und Antwort zu den Anschuldigungen zu stehen, er habe persönlich das Korruptionsnetzwerk „La Línea“ geleitet. Den Voruwrf, 800.000 US-Dollar an Schmiergeldern eingestrichen zu haben, wies Pérez Molina mit gewohnt großer Geste zurück.
Der mexikanische Drogenboss Joaquín „Chapo“ Guzmán habe ihm einst das Zehn- bis 15-fache der besagten Summe angeboten und er habe abgelehnt, erklärte Pérez Molina selbstherrlich. Doch dass er, der 64-jährige Ex-General, nun im Militärgefängnis die Präsidentschaftswahlen vom Sonntag anschauen muss, das hätte er kaum für möglich gehalten.
Für die Menschen, die seit nunmehr 20 Wochen gegen Korruption und OPM, so das Kürzel für den Ex-Präsidenten, friedlich demonstrieren, ist es ein Teilerfolg. Sie sind den Mann los, der fast vier Jahre im Dienste der traditonellen Elite aus Unternehmerverband und Militärsektor regiert hat und dabei anscheinend selbst nicht zu kurz gekommen ist. Das belegen die mitgeschnittenen Anrufe der an dem Korruptionsring beteiligten Akteure, darunter Vizepräsidentin Roxana Baldetti.
Angeschoben hat den Fall des Ex-Militärs, der im Bürgerkrieg dort stationiert war, wo besonders brutal gegen indigene Minderheiten wie die Ixil vorgegangen wurde, die UN-Kommission gegen Straflosigkeit in Guatemala (CICG). Jene Kommission, deren Mandat Pérez Molina auf keinen Fall verlängern wollte und es doch auf Druck der USA am 15. April 2015 musste.
Eine Unterschrift, die de facto das Ende seiner politischen Karriere besiegelte und ihn ins Gefängnis bringen dürfte. Wenn nicht wegen Korruption, was nach den derzeitig kursierenden Beweisen der CICIG wahrscheinlich ist, dann wegen der Verbrechen gegen Indigene. Dafür sammeln Menschenrechtsanwälte in Guatemala schon Beweise. Darunter befinden sich auch historische Filmaufnahmen aus skandinavischen Archiven, die der deutsche Dokumentarfilmer Uli Stelzner ausgegraben hat.