„Demarcação já! – Landausweisung jetzt!“ Mit diesem Banner protestierte der 13-jährige Guarani-Indígena Werá Jeguaka Mirim aus dem Dorf Krukutu ganz im Süden von São Paulo Minuten vor dem WM-Anpfiff gegen die Indianerpolitik des brasilianischen Staates.
Die Fifa-Zensur funktionierte fast vollständig. Am Donnerstag ging die Demonstration ganz unter, denn natürlich wurde die Szene im Fernsehen nicht gezeigt. Gestern veröffentlichte der Fotograf Luiz Pires seine Fotos auf der Facebook-Seite der Guarani-Organisation „Comissão Guarani Yvyrupa“. Auf G1, der wichtigsten Internetseite des Globo-Konzerns, erschien die Nachricht mit fast 26-stündiger Verspätung.
Vor einem Monat waren die Organisatoren auf die Guarani-„Stadtindianer“ zugegangen, um für die Szene mit den Friedenstauben einen Nachkommen der Ureinwohner zu gewinnen. „Wir haben die Einladung angenommen und haben dann überlegt, wie wir das nutzen könnten“, erzählte Fabio Jekupé, der Sprecher von Krukutu. Über die Zensur war er alles andere als überrascht: „Die wollten das nicht zeigen, sie wollten nur den Frieden zwischen des Völkern zeigen, um zu sagen, dass alles in Ordnung ist, aber die Lage hier ist nicht so“, sagte er gegenüber Carta Capital.
Mehr denn je stehen die Indigenen, die nicht einmal 0,5 Prozent der Gesamtbevölkerung Brasiliens ausmachen, unter dem Druck von Agrobusiness und Bergbaukonzernen. Im Kongress von Brasília stellen die Großgrundbesitzer und Agroindustriellen eine der größten, fraktionsübergreifend organisierten Gruppen, meistens gibt die Regierung nach. Die Website des Indigenenmissionsrates CIMI verbreitet täglich Nachrichten über die Offensive gegen die Indígenas, immer wieder werden Aktivisten ermordet. Und neues Indianerland, wie in der Verfassung aus dem Jahr 1988 vorgesehen, wird schon lange keines mehr ausgewiesen.
Präsidentin Dilma Rousseff „findet, dass wir konsumieren und warme Duschen haben sollen“, sagte Sônia Guajajara vom Indígena-Netzwerk APIB der BBC.
Aktualisierung 16.6. (aufgrund insistierender Nachfragen nach dem Wie? – s. u.):
Wie war der Ablauf der Demo? Wie auf den Bildern zu sehen – dem Linienrichter hat´s offenbar gefallen!
Und wie hat Werá Jeguaka Mirim den Protest vorbereitet? „Ich durfte ja nicht mit dem Spruchband reingehen, aber unser Volk wollte und braucht das. Ich hab´s in die Unterhose gesteckt.“ Und dann? „Ich hab´s erst rausgeholt, als ich in da in der Mitte des Spielfeldes stand. Dann hab ich es ausgebreitet, damit es alle sehen können“.
Warum? „Wir leben seit langer Zeit hier, seit mehr als 1000 Jahren, und wir wollen, dass unser Land ausgewiesen und anerkannt wird“. Und an wen speziell richtete sich die Botschaft? „Ich wollte, dass Präsidentin Dilma das liest. Und mehr Leute, damit sie mit uns kämpfen. Damit wir in unserem Kampf nicht allein bleiben, und damit Dilma sieht, dass wir nicht alleine sind.“
Aktualisierung 18.6. Hier der Artikel in der WM-taz.
[…] zu der unter anderem der junge Guarani Werá Jekagua Mirim zu Beginn der Fußball-WM 2014 aufgerufen hatte, jede Rückendeckung brauchen, national wie […]