vonKnut Henkel 27.01.2015

Latin@rama

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In Miami galt Fidel Castro schon als tot, in Madrid wurde er als dahinvegetierend bezeichnet und Kubabesucher Wayne Smith, der ehemalige Leiter der US-Interessensvertretung in Havanna, ist sich sicher, dass es dem Revolutionsführer “sehr schlecht geht”. Nun liegt sein zweiter Brief binnen weniger Tage vor.

Mehr als einen Monat hat sich Fidel Castro Zeit genommen, um die historische Annäherung zwischen Washington und Havanna zu kommentieren. Am Montag wurde nun ein Brief des 88-jährigen ehemaligen Staatschefs an der Universität von Havanna verlesen. Adressat war die Studentenvereinigung der Universität von Havanna, wo Fidel Castro einst Jura studierte – und der Ton ist ganz Castro-like. Auch die historische Einführung, die weit in die Zeit der Griechen zurückreicht und über die revolutionären Ideen langsam in die Gegenwart reicht, entspricht den sprachlichen Vorlieben des einst so ausdauernden Redners.

Der kam erst über einen Exkurs zum kubanisch-angolanischen Krieg zum Punkt: dem Tauwetter in den US-amerikanisch-kubanischen Beziehungen. Jedwede pazifistische und verhandelte Lösung der Probleme zwischen den USA und den Völkern oder jedwedem Volk Lateinamerikas müsse in Übereinstimmung mit internationalen Prinzipien und Normen getroffen werden, schrieb Castro und ließ damit Zustimmung zur Annäherungspolitik seines jüngeren Bruders Raúl erkennen. Aber in dem Brief machte er auch deutlich, dass er “der Politik der USA nicht vertraue”.

Ein Brief über den gesprochen werden wird, der hinterfragt werden wird, denn schließlich war in den letzten Wochen die Gerüchteküche fast übergekocht. Längst verstorben sei die kubanische Revolutionsikone, war in Miami zu hören. Längst seien auf dem Friedhof von Santiago de Cuba, wo Fidel Castro angeblich beerdigt werden soll, die Zugänge zu bestimmten Teilen des Friedhofs Santa Ifigenia abgespert worden und angeblich sei auch rosafarbener Marmor dorthin geschafft worden.

Das passt nicht sonderlich gut zu dem Brief, immerhin dem zweiten Brief, der binnen 14 Tagen von Fidel Castro in Havanna auftauchte und beweisen soll, dass Fidel lebt und bei Sinnen ist –  der erste war an Diego Armando Maradona gerichtet. In Miami gab es gleich mehrere Blätter, die behaupteten, dass es seit nunmehr einem Jahr kein aktuelles Bild und kein Lebenszeichen des Mannes gäbe, der als Comandante en Jefe, als Oberkommandierender, in die kubanische Geschichte eingegangen ist.

Oberbefehlshaber befehle! lautet der Schriftzug unter dem Bild eines jungen Fidel Castro ....
Oberbefehlshaber befiehl! lautet der Schriftzug unter dem Bild eines jungen Fidel Castro ….

Immer wieder wurden in diesem Kontext Bilder eines alles andere als fit wirkenden Fidel Castro verwandt, die rund ein Jahr alt sind. Mitte Januar 2014 waren sie aufgenommen worden – bei der Visite des  Revolutionsführers im neuen Atelier von Kcho, einem der international bekannteste Künstler von der Insel. Kcho und Fidel gelten als alte Freunde und bei der Visite wirkte Fidel Castro gebrechlich und zusammengeschrumpft – so wie es viele 88-Jährige eben sind.

Allerdings, so hat es den Anschein, haben die Medien bewusst die Fotos eines schlecht aussehenden Castro  publizieren wollen. Es hätte sehr wohl bessere und vor allem jüngere Fotos gegeben, denn am 11. Juli 2014 war Russlands Präsident Vladimir Putin in Havanna zu Besuch. Ihn hat ein deutlich besser aussehender Fidel Castro damals empfangen und diese Fotos standen den Redaktionen zwischen Miami und Madrid auch zur Verfügung.

Auch die Tatsache, dass sich Castro zu Ebola und dem Kampf der internationalen Gemeinschaft, darunter Cuba und die USA, im Oktober 2014 in einer seiner Kolumnen geäußert hatte, wurde da unter den Teppich gekehrt. Ob die Gerüchte über den Gesundheitszustand Fidels nun verstummen werden, erscheint aber fraglich.

 

 

 

 

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kommentare

  • Typisch wieder die Ignoranz der US-amerikanischen Regierung, für sie hat Kuba bereits den Status eines nächsten Sternes in der Flagge. Über die entsprechenden Mittel verfügende US-Amerikaner machen sich dagegen bereits seit langer Zeit leise und bescheiden zum Besuch der Karibikinsel auf. Die sind genau so wenig wie ich begeistert von der Art und Weise wie die Errungenschaften des Dritte-Welt-Landes für einen Teil ihrer Landsleute bereits auf dem Müllhaufen der Geschichte gelandet sind. Gut dass Fidel hier ein Zeichen setzt!

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