Evo Morales: Rede zum Jahrestag der Staatsneugruendung Quelle: ABI Wer an einem 22. Januar inmitten der Regenzeit eine neue Verfassung in Kraft setzt, der laeuft Gefahr, dass die Jubilaeumsfeierlichkeiten verregnen. So war es auch zu Beginn des 4. Jahres des „Plurinationalen Staates Bolivien“. Wer den Feiertag nicht nutzte, um sich zu Hause zu erholen und wie viele Strassenhaendler zur Arbeit auszog, der musste sich oder seine Waren vor heftigen Wasserfaellen schuetzen. Die Euphorie der ersten Jahre verflogen, Stimmung und Erwartungen gedaempft, selbst bei der Regierung Die hatte – noch von einem schwelenden Korruptionsskandal in den eigenen Reihen gebeutelt – zwei Tage zuvor die Wahlen fuer den Gouvaneursposten im traditionell konservativen Departamento Beni verloren. Dies gegen eine nach langer Zeit erstmals wieder vereinte rechte Opposition. Diese sprach von einem Sieg der Demokratie, war doch der vorherige Gouverneur nicht an den Urnen, sondern durch Gerichte mit einem noch offenen Korruptionsverfahren zum Ruecktritt gedraengt worden. Im Wahlkampf hatte die Regierung alle ihre medialen und finanziellen Moeglichkeiten eingesetzt, um ihrer Kandidatin Jessica Jordan zum Sieg zu verhelfen. Und der Interimsgouverneur des MAS hatte von der Zentralregierung weit mehr Mittel bekommen, als sein gewaehlter Vorgaenger.
Wahlsieger Carmelo Lens Quelle: El Deber Etwas uebertrieben jedoch die im Uebermut des Wahlerfolgs formulierte Behauptung der Wahlgewinner, es sei ein Sieg von David gegen Goliath gewesen, ist nun doch wieder die altbekannte Oberschicht im Beni am Ruder. Oder die Begruendung des neuen Gouverneurs, warum er mit Jordan nicht zusammen arbeiten werde: Die ehemalige bolivianische Schoenheitskoenigin repraesentiere nicht die Bevoelkerung dieses Tieflanddepartements.
Jessica Jordan, die Kandidatin des Praesidenten Quelle: Cambio Immerhin hatte sie deutlich ueber 40 Prozent der Stimmen bekommen, ein paar Prozentpunkte mehr als bei der letzten Regionalwahl, und weit mehr als die 3%, die der MAS im Beni noch 2003, vor gerade einmal zehn Jahren, fuer sich verbuchen konnte, worauf Evo Morales in seiner Rede zum Staatsjubilaeum dann auch hinwies.
Ansonsten betonte er – wie erwartet – die oekonomischen Erfolge seiner Regierungszeit, wie die Erhoehung der Devisenreserven auf 14 Milliarden Dollar, das durch die Staerkung der Inlandsnachfrage dynamisierte Wirtschaftswachstum oder die Verdoppelung des Pro-Kopf-Einkommens in gerade einmal sieben Jahren. Dass von diesem Wachstum viele ausgeschlossen sind, darauf wies er selbst hin, als er versprach, innerhalb von drei Jahren die extreme Armut bei der Bevoelkerung des indigenen Territoriums- und Naturschutzgebiets TIPNIS zu beseitigen.
Kinder im TIPNIS Quelle: ABI Dabei war diesmal jedoch mehr von Solarzellen, Bildung und Booten fuer den Flusstransport, als vom umstrittenen Strassenbau mitten durch das Naturschutzgebiet die Rede. Dass Morales aber ausgerechnet den Minister Juan Ramon Quintana damit beauftragen will, mag im TIPNIS aber eher Skepsis hervorrufen.
Aber weder Quintana, noch irgendein anderer Minister wurden entgegen der Gewohnheit in diesem Jahr ausgetauscht. Zu stark hatten sie in der Kritik der Opposition gestanden – und Morales wollte keine Zeichen von Schwaeche geben. Ueberraschend locker und zugleich staatsmaennisch auch eine weitere Reaktion auf das Ergebnis im Beni: Wahlen seien ein Fest der Demokratie, und man muesse eben auch verlieren koennen. Und dann lud er Wahlsieger Carmelo Lens zur Zusammenarbeit ein. Passend dazu klarte im Tagesverlauf dann auch das Wetter auf, und abends konnte man Evo Morales bei einem von Folklore gepraegtem Festakt vor dem Regierungspalast dann im Trockenen und recht entspannt unterhalb des Podiums eine Tarkeada aus seiner Heimatregion Oruro tanzen sehen.
Richtig gesehen, Danke fuer den Hinweis, es muss 2003 heissen. Wird sofort korrigiert