vonGerhard Dilger 13.06.2014

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Der Ball rollt, und dank Oscar, Neymar (Foto: Agência Brasil) und dem japanischen Schiedsrichter Yuichi Nishimura konnten Brasiliens Fußballfans gestern nacht ruhig schlafen.

maradonaWie bestellt für einen weitgehend harmonischen WM-Auftakt erlebte São Paulo im Spätherbst einen wunderbaren Sonnentag. Vor dem Itaquerão-Stadion war die Stimmung prächtig, SZ-Korrespondent Peter Burghardt (l.) posierte mit einem brasilianischen Maradona. (Der echte interviewte abends auf Telesur Ecuadors Präsidenten Rafael Correa – „De Zurda“ = „Mit Links“).

In der Stadtmitte ging es weitaus volkstümlicher zu. Eine Familie bolivianischer Migranten drückte Brasilien die Daumen, Lehrer Carlos Alberto (u.) forderte eine angemessene Bezahlung für sich und seine KollegInnen, kolumbianische und mexikanische Fans fraternisierten vor dem Eingang der Fanmeile, und an der Praça da República sorgten senegalesische Trommler für gute Stimmung.

Auch im Goethe-Institut war es ausgesprochen ausgelassen: Im Rahmen des Fußball- und Kulturfestivals „Varzeanas“, das am 12. Juli mit dem Endspiel zum krönenden Abschluss kommt, heizte vor dem Public Viewing die Rockband Saloon das Minas ein.

Für einen deutlichen Missklang im Stadion sorgten die reaktionärsten der gutbetuchten Zuschauer, die Präsidentin Dilma Rousseff wiederholt in Sprechchören aufs Ordinärste beschimpften. Immer wieder frappierend, wieviel Klassenhass die äußerst moderate Reformpolitik der Arbeiterpartei PT auch nach zwölf Jahren noch auslöst…

Bei vier Protestaktionen wurden vier JournalistInnen und zwei Demonstranten verletzt, über die Anzahl der Festgenommen gab es keine genauen Angaben.

Und: Am kommenden Montag stellen wir unser Buch in Porto Alegre vor.

RLS GI POA

Die FAZ schrieb am 11.6. darüber u.a.:

Wer profitiert auf wessen Kosten – das ist die Kernfrage, um die sich alles dreht. Das Buch geht aber noch ein Stück weiter und beschreibt auch Versuche der Mitsprache, der Kritik und des Widerstands – etwa in den sogenannten Basiskomitees an den WM-Standorten. (…) In den Analysen der Mitherausgeber Thomas Fatheuer („Brasilien vom Fußball aus denken“) und Christian Russau („Die Juni-Proteste“) (…) steckt so viel Substanz und Anregendes, dass sich allein dafür die Lektüre lohnt. „Die Überraschung liegt im Falle Brasiliens in der Fehleinschätzung über die Geschichte des Landes, dessen Image mit Karneval, Fußball, schönen Stränden und nackten Frauen assoziiert wird. Nichts ist verkehrter: Brasiliens Vergangenheit ist durch Volksaufstände von Nord bis Süd gekennzeichnet“, schreibt Juca Kfouri, Journalist und prominentester Vorkämpfer des Landes gegen die Missstände im (brasilianischen) Fußball.

P. S. Die Linkspartei im Europaparlament hat die Kampagne „Kicken ohne Kommerz“ gestartet.

carlosalbertobolivianoscolmexsenegalesesGIsampa

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