vonMarkus Szaszka 31.01.2021

Der Nirgendsmann

Markus "Nirgendsmann" Szaszka - Streuner und Schriftsteller aus Wien - schreibt über die Herausforderungen unserer Zeit und Romane, die zum Nachdenken anregen. Weitere Informationen: www.grossstadtballaden.com

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Das Schreiben ist der sprichwörtliche Ast der Rettung, an dem ich mich festhalten kann, während ich mich scheiden lasse. Mein Leben macht einen Sinn, durchgehend, selbst während den schwierigsten Tagen, weil ich das Schreiben habe.

Eine Aufgabe, in der ich aufgehen kann.

Als großer Freund der Existenzanalyse von Viktor E. Frankl bin ich mir bewusst, wie dienlich es dem Lebensglück ist, eine Sache zu haben, in der man sich verlieren darf. Nicht nur in schweren Zeiten, aber dann kommt es am meisten auf sie an.

Frankl vergleicht einen psychisch gesunden Menschen mit einem Auge, das sich selbst nicht sieht, wenn es gesund ist. Wenn es krank ist, beispielsweise einen Grünen oder Grauen Star hat, dann nimmt es sich selbst die Sicht.

Und so ist es auch für die menschliche Psyche am zuträglichsten, wenn sich ein Individuum selbst nicht in den Mittelpunkt seiner Betrachtung stellt. Deutlich bekömmlicher ist es, sich um einen anderen Menschen zu kümmern oder in einer Tätigkeit zu verlieren. Es ist der Mangel an Selbstreferenzialität, der das Glück wie im Nebenbei entstehen lässt – salopp ausgedrückt.

Doch so wie mir das Schreiben die Haut rettet, so hat es mich in erster Linie in viele Lebensmiseren gebracht.

Mein exzessiver Fokus auf das geschriebene Wort sowie meine Vernachlässigung von Frau, Freunden, Familie, Finanzen, Dingen und einem örtlichen Lebensmittelpunkt, das ging selbstredend Hand in Hand.

Nichtsdestotrotz kann ich mit gutem Gewissen sagen, auch wenn es pathetisch klingen mag; das Schreiben hat mich vor dem Schlimmsten bewahrt.

Nicht jeder Romantiker hatte dieses Glück – denken wir an Kleist, an Woolf, an Majakowski.

***

#nichtsmussbleibenwieesist

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