vonCaro 11.02.2008

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Erneut Fotos zur unmittelbaren Zeitgeschichte Rumäniens. Da die etwas kompliziert ist, wurden auch die zugehörigen Texte etwas länger…

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Jos FSN” (FSN: Frontul Salvarii Nationale); „Nieder mit der Front zur Nationalen Rettung“; Temeswar (Timisoara) 2004: „Front zur Nationalen Rettung“ nannte sich die Gruppierung, die unmittelbar nach der Flucht Ceausescus per Helikopter im Dezember 1989 die Macht in Rumänien übernahm. Zur Führungsgruppe innerhalb der FSN gehörte Ion Iliescu, Präsident Rumäniens von 1990-96 und 2000-2004. Begonnen hatten die Ereignisse im Dezember 1989, die schließlich zum Sturz und der Hinrichtung von Nicolae Ceausescu führten, übrigens in Temeswar.

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Jos Iliescu“; „Nieder mit Iliescu“; Bukarest 2005: Besonders gegen Ion Iliescu richteten sich nicht nur Anfang der 1990er Jahre zahlreiche Proteste, u.a. aufgrund seiner Verantwortlichkeit für die „Mineriaden“ (von rumänisch „miner“ = Bergarbeiter). 1990 hatte er Bergarbeiter aus dem Schiltal (Valea Jiului) nach Bukarest gerufen, um dort für Ordnung zu sorgen und die gegen die FSN und Ion Iliescu gerichteten Demonstrationen zu beenden. Die Bergarbeiter prügelten nicht nur die Demonstranten, in der Mehrzahl Studenten, von der Straße, sondern verwüsteten gleich noch die Zentralen von in Opposition zur FSN stehenden Parteien und Zeitungen. Zwar wurde Ion Iliescu später hierfür vor Gericht gestellt, eine Verurteilung blieb allerdings bislang aus. Auch in den Folgejahren kamen die Bergleute nach Bukarest, und sorgten ein wenig für Ordnung.

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Monumentul erorilor“; „Denkmal der Fehler“; Bukarest 2006: Zum Ende seiner Amtszeit 2004 ließ Ion Iliescu in seiner Eigenschaft als Präsident Rumäniens das im Hintergrund zu sehende Denkmal auf dem Platz der Revolution errichten. Das Graffiti im Vordergrund änderte den offiziellen Namen „Monumentul eroilor“ (Denkmal der Helden) der Revolution in „Monumentul erorilor“ (Denkmal der Fehler), und prangert damit direkt den Versuch Iliescus, mit diesem Denkmal unter Berufung auf die Revolution von 1989 seine Legitimität zu begründen, an. Im Bukarester Volksmund wird das politisch motivierte Denkmal als Pfahl, Zahnstocher oder auch Kartoffel bezeichnet. Im Hintergrund ist Werbung für den Supermarkt „Universal“ mit dem Werbespruch „tot ce-ti doresti” (alles was du willst) zu sehen.

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Il est ce que c’est?“; Bukarest 2006: Auf der anderen Seite des Laternenmasts, auf dem sich das vorige Graffiti befindet, verweist ein zweites Graffiti auf den Kontext, in dem das Denkmal entstand, und unmittelbar auf die Verbindung zu Iliescu. Klar wird, dass sich weder Iliescu noch das von ihm initiierte Denkmal uneingeschränkter Beliebtheit in Rumänien erfreuen.

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Long live the queen“; Bukarest 2005: Zu sehen ist Ion Iliescu, Präsident Rumäniens von 1990-96 und 2000-2004 und gewißermaßen Nachfolger von Nicolae Ceausescu.

Bisher erschienen mit Fotos und Texten von Neoromin: Streetart aus Rumänien. Erscheint morgen: Streetart zum Thema Gerechtigkeit.

Viiiielen Dank an Neoromin in Bukarest für diese superspannenden Postings!

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https://blogs.taz.de/politische-streetart-aus-rumaenien/

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