vonChristian Ihle & Horst Motor 31.07.2007

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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Irgendwas ist faul im Staate England. Was musikalische Innovationen an geht ist man ja durchaus eine Menge gewohnt vom kreativen Eiland. Auch das Ausspucken zahlloser Epigonen. Aber wie gut können die Briten von Kanadiern klauen? Darüber schonmal nachgedacht? The Strange Death Of Liberal England gehen der Frage ausführlich und intensiv nach…

Wer sich der Band das erste Mal nähert, muss staunen. Die fromme Intensität, das martialische Krachen und der impulsive Lärm – das geht an die Nieren und drückt einen tiefer in den lauschigen Ohrensessel.
Wer sich ein wütendes Konglomerat aus Decemberists und Arcade Fire vorstellen kann, ist ziemlich nah drann. Aber warum auch nicht, wenn die Songs so mitreißend sind wie auf diesem 8 Songs und gerade eben 30 Minuten langen Debüt. Das ist genau die Sorte Erstbegegnung, von der man noch in ein paar Jahren schwärmen wird. Wenn man noch genau sagen kann, wie an diesem Tag die Luft geschmeckt und gerochen hat.

Die Frage, warum sich The Strange Death of Liberal England in irgendeiner Weise vom Vorwurf befreien lassen, nur Nachfolger eines äußerst löchrigen Hypes zu sein, ist berechtigt. Schließlich hat man die Verquickung von Folk und Post-Rock schon des öfteren gehört.
Absurderweise ist es aber gerade die Authentizität dieser Verkleidungskünstler, das herzhafte Wühlen in der thematischen Mottenkiste, das stille Gebaren auf der Bühne, die arty Kostüme und das durchstrukturierte Konzept. All das macht sie so einzigartig und wirkt zu keiner Sekunde aufgesetzt. Es wird gejammert und geschrien, in einem nicht enden wollenden auf und ab, querbeet durch die Jahrhunderte. Es wird marschiert und geschossen, wie in „A Day Another Day“, der Singleauskopplung des Debütalbums.

Erstaunlicherweise wurde bisher der deutlichste Vergleich in der Presse noch gar nicht angestellt: alles hier erinnert erstaunlich an die Amerikaner Murder By Death, deren Konzeptalben über Bürgerkriege und den Tod seit 6 Jahren die Grenzen des Genres fest abgesteckt haben. Es lohnt sich trotzdem, The Strange Death Of Liberal England in nächster Zeit zu verfolgen. Schon allein wegen des Pressespiegel. NME: „Like Arcade Fire with Tattoos“ Uncut parliert: „God’s Own Orchestra“. Und aus diesem Dunstkreis hier könnte es bald tönen: „Like Win Butler, but more marching.“ (Robert Heldner)

Anhören!
* Modern folk song
* A Day another day (hier)
* I saw evil

Im Netz:
* Homepage
* MySpace

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https://blogs.taz.de/popblog/2007/07/31/album-des-monats-juli-platz-3-the-strange-death-of-liberal-england-st/

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