Der Name des amerikanischen Autors Chuck Palahniuk wird wohl für immer mit seinem Debütwerk verbunden bleiben: Fight Club. Der Roman von 1996 und seine spätere Verfilmung durch David Fincher mit Brad Pitt traf einen Nerv der Zeit: die Orientierungslosigkeit des Menschen (und des Mannes im speziellen) sowie der Versuch, diese zu bewältigen, indem im Schmerz das Heil gesucht wird. Irgendetwas fühlen – und wenn es der Schmerz ist, ist bei Palahniuk besser als gar nichts zu fühlen. Auch in seinen anderen Romanen beschäftigt sich Palahniuk mit dem unweigerlichen Ende der postmodernen Gesellschaft in zumeist drastischen, harten Bildern. Die Apokalypse ist die Welle, auf der Palahniuk reitet.
Gestern präsentierte Palahniuk auf dem Berliner Literaturfestival die deutsche Veröffentlichung seines letzten Werkes „Rant“, das auf deutsch etwas unglücklich mit „Das Kainsmal“ betitelt wurde. „Rant“ treibt die Palahniuk eigene Atomisierung seiner Geschichten ins Extreme und besteht lediglich aus fiktiven Interviews mit Personen, die den Lebensweg der Hauptfigur kreuzten, die für den Ausbruch und Verbreitung eines Virus verantwortlich war und zu Beginn des Buches – ganz in der Tradition von „Sunset Boulevard“ oder „American Beauty“ – bereits unter der Erde liegt.
Der mit einer frisch geschorenen Glatze angereiste Palahniuk erwies sich dabei als überaus amüsanter, charmanter Gesprächspartner, der entgegen seiner durchaus enigmatischen Themen sich keineswegs als verschrobener Autor gerierte, sondern bescheiden seine absurden literarischen Überzeichnungen zusammenfasste: „Was ich in meinem kleinen Kopf mir denken kann, das hat die Vielzahl der Millionen Köpfe da außen bereits irgendwann einmal umgesetzt. Ich bin nicht erfinderisch, ich beobachte nur.“
Christian Ihle