vonChristian Ihle 15.04.2008

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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Weniger ist mehr. Zwar mag uns Antony von den Johnsons justament mit einem Discoknaller, den man dem alten Theatraliker so nicht zugetraut hätte, überraschen, aber vielleicht ist der Weg des Wahl-New-Yorker-Riesen auf den Dancefloor ja auch der einzig richtige tritt doch in diesen Monaten ein anderer Wahl-New-Yorker auf den Plan, dessen Songs unweigerlich an Antony erinnern, ihm aber sogar etwas voraus haben – nämlich das Weniger.
Scott Matthew

Wo Antony sich durch seine Songs keult und knödelt, dass es eine Wonne und Wucht ist, bringt der dank des schönsten Vollbartes seit Will Oldham nicht minder auffallende Scott Matthew eine Intimität in seine überbordenden Folksongs ein, mit der man erst einmal zurecht kommen muss. Matthew erzeugt ein ganz erstaunliches Spannungsverhältnis: eine im Grunde zumeist einfache Instrumentierung (Akustikgitarre, Klavier, ab und an Streicher), aber keinerlei Zurückhaltung in deren emotional-manipulativem Einsatz sowie eine oftmals hohe Stimmlage, die dennoch die Songs bestimmt und weder Maximilian-Hecker-esque über ihnen schwebt noch Antony-gleich sich in einem zärtlichen Wrestlingmatch mit den Instrumenten befindet.

Vor zwei, drei Jahren wurde Scott Matthew erstmals einer größeren Öffentlichkeit bekannt, als er in dem ganz erstaunlichen, expliziten Independent-Hit „Shortbus” inmitten Sex- und Sinnsuchender den Ruhepol des Films gab. Auch wenn man eigentlich gar nicht mehr auf Shortbus zurückkommen will, um Matthew zu empfehlen, trifft doch eine Szene genau den Punkt an Matthews Musik: gegen Ende des Films spielt Scott Matthew das mit einer einfachen Akustikgitarre beginnenden Lied „In The End” und um ihn herum vögelt und feiert sich das sich keiner sexuellen Orientierung versagende New Yorker Nachtleben um Sinn und Verstand. Nach und nach beginnt der Song größer und größer zu werden und die Szene im Film wächst sich burleskhaft zu einem affirmativen Umzug, einer zärtlichen, aber bestimmten Polonaise für die Freiheit der Nacht aus. Das, zugegeben, ist dann tatsächlich wieder eher mehr denn weniger, aber so überwältigend, dass es gar nicht anders sein darf. (christian ihle)

Anhören!
* In The End (hier)
* Prescription
* Amputee

Mp3s:
* Language
* Little Bird

Im Netz:
* MySpace

Nachtrag:
Auf den Bühnen:
*15.Apr.2008 20:00 – Babylon GERMANY – Berlin –
*17.Apr.2008 20:00 – Scheune GERMANY Dresden –
*25.Apr.2008 19:00 – Donaufestival AUSTRIA – Krems –
*10.Mai.2008 20:00 – ORANGE BLOSSOM FEST BEVERUNGEN
*11.Mai.2008 20:00 – Gloria GERMANY – Köln –
*13.Mai.2008 20:00 – Mousonturm GERMANY – Frankfurt –
*14.Mai.2008 20:00 – Manufaktur GERMANY Schorndorf –
*19.Mai.2008 20:00 – Freiheizhalle GERMANY – München –

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