Wo: aktuell im Kino.
1. Der Film in einem Satz:
Ein wunderschön anzusehender, letzter Tag im Leben eines gebrochenen Mannes.
2. Darum geht‘s:
Time to say goodbye: der schwule Uniprofessor George (Colin Firth) ist es leid, jeden morgen eine Maske aufzusetzen und ein bürgerliches Leben vorzuspielen seit sein Lebenspartner bei einem Unfall ums Leben gekommen ist und sein Herz für immer gebrochen wurde. An seinem letzten Tag begegnet er alten Freunden und (womöglich) neuen Lieben – und vielleicht erreicht ihn doch noch eine dieser Begegnungen so klar und tief dass er wieder Zutrauen ins ewig Neue des Leben schöpfen kann?
Man muss Modedesigner Tom Ford ein großes Kompliment machen: dass „A Single Man“ sein Debütfilm ist, sieht man in keiner Sekunde. Neben dem bemerkenswert gelungenen Casting bis in die letzte Nebenrolle (und hat man jemals mehr unfassbar hübsche Menschen – vor allem Männer – in einem Film gesehen?) ist Ford auf bildlicher Ebene sogar einer der schönsten Filme des Jahres gelungen. Zwar mag der eine oder andere Off-Kommentar und das Stilmittel der sich ändernden Filter (blaugrau wenn sich George in seinem normalen Gemütszustand befindet – leuchtende Farben, wenn er für wenige Sekunden dann doch aufbricht und Emotionen zulassen kann) auf Dauer etwas einfach wirken, aber dafür gelingen ihm so schöne Kompositionen wie man sie nicht allzu häufig im Kino zu sehen bekommt.
Kurioserweise erinnert Ford ausgerechnet an Chan-Wook Park, den derzeit wohl kraftvollsten Bildermaler der Regiegarde, auch wenn thematisch Fords Film Meilen von Parks Ausflügen in bizarre Gewaltwelten entfernt sein mag. Dennoch: dieser Tage jemanden auf visueller Ebene mit Chan-Wook Park zu vergleichen kann man als Kompliment gar nicht groß genug verstehen.
3. Der beste Moment:
Weniger die eine Szene als die vielen Sequenzen, in denen wir mit George die Welt wie durch einen Grauschleier und in Zeitlupe an uns vorbeischwinden sehen. Die Nachbarn, die springenden Kinder, die winkenden Passanten.
4. Diese Menschen mögen diesen Film:
Wer glanzvolle Ästhetik wuchtigen Emotionen vorzieht und über die Frage nachdenkt, ob ein Leben allein ein Leben sein kann.
* imdb
* Regie: Tom Ford
Mehr über Tom Ford:
* Schmähkritik 167: Die Pet Shop Boys über Tom Ford