vonChristian Ihle 24.05.2012

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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“Eigentlich sollte an dieser Stelle ein offener Brief an Corinna Harfouch erscheinen. Darin (…) wäre es um die Frage gegangen, wie man als Corinna Harfouch in einen solchen Film hineingerät, ein neunzigminütiges Wachkoma, ohne Charme, ohne Tempo, ohne Dramaturgie, mit den vielleicht peinlichsten Dialogszenen, die das an peinlichen Dialogen nicht gerade arme ZDF-Fernsehen je zuwege gebracht hat. (…)

Wie, wäre also der Gedanke gewesen, ist die rundum verehrte für rundweg grauenhafte neunzig Fernsehminuten zu einer Knallcharge des Krimigenres geworden?

(…) Ja, man war unsicher, ob es tatsächlich so schrecklich ist, was man da sieht. Ob Sätze wie “Knutscht mich grad n Elch?” oder “Sie sehen aus wie mein erster Teddy” tatsächlich so unsäglich blöde sind, dass ein Mario Barth sie nicht in den Mund nähme. (…) Ob es nicht auf beispiellose Weise schäbig ist, dieselben Stadtaufnahmen nicht ein-, sondern gleich dreimal zu zeigen (Spreeufer, Schwenk, Fernsehturm); ob es nicht als Bloßstellung von Frauen gelten muss, wenn eine Kommissarin zu dämlich ist, ihre eigene Autotür zu öffnen oder wenn ein männlicher Kollege sie mit einem Schokodessert ruhigstellen kann.


Wir haben uns bei einer Person unseres Vertrauens, die jedweder herablassender Kritikerattitüde unverdächtlich und Rosamunde-Pilcher-gestählt ist, rückversichert. Und bestätigt gefunden, dass es so schrecklich ist, wie wir meinen und eigentlich an der Zeit für den offenen Brief: “Liebe Kollegen aus Mainz, Glückwunsch, es ist Ihnen gelungen, eine der profiliertesten Darstellerinnen des Landes in ein Szenario zu verstricken, gegen das sich Baumarkt-Werbung ausnimmt wie Nouvelle Vague.”


(…)Wir schrieben den Brief aber nicht, behielten die beschämende Sache für sich, bewahren aber die DVD sorgsam auf, in Hinblick auf mögliche Feinde, die man, unter dem Vorwand, es ginge um Corinna Harfouch, vor den Fernseher locken würde, um sie anschließend in die Verzweiflung zu treiben.”

(Daniel Haas in der FAZ über den ZDF-Fernsehfilm “Schmidt & Schwarz” mit Corinna Harfouch und Michael Gwisdek)


Inhaltsverzeichnis:
* Teil 1: Alle Schmähkritiken über Bands, Künstler und Literatur
* Teil 2: Alle Schmähkritiken über Sport, Politik, Film & Fernsehen

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