Ein Ausblick auf mögliche Popstars 2013 – wobei wir Pop hier möglichst weit fassen möchten, eher im ursprünglichen Wortsinn von populär und natürlich auch nach Chartsrelevanz auswählten. So zählen wir im folgenden Vertreter von Indie-Electro-Pop und Bartflaumi-Stadionrock ebenso auf wie Urban Pop – Artists, die sich dem Pop sowohl von der downbeat-Seite aus nähern als auch zum Bizarrophänomen 2012, „K-Pop“, nicht nein sagen:
AlunaGeorge
England hat sich in jüngerer Vergangenheit als Förderer delikater Langsamkeit hervorgetan und dabei jedes Jahr Überraschungserfolge produziert, denen wir ehrlich gesagt zum Jahresbeginn den Durchbruch nicht zugetraut hatten, angefangen mit The XX, weitergemacht mit Alt-J. Deshalb springen wir über unseren Schatten und droppen AlunaGeorge, auch wenn sich uns der Zauber bisher nur so halb erschließt. Das ist leicht neben der Spur laufender Urban Pop, der – natürlich – auch mal Dubstep gehört hat, aber dabei immer popgefällig bleibt. Mal sehen, ob das jetzt auch 2013 dem Königreich wieder einen unerwarteten Megaseller beschert?
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CHVRCHES
Nachvollziehbarer ist für uns der kurz bevorstehende Durchbruch von CHVRCHES, deren indiefizierter Electropop auf den Spuren von The Naked & The Famous oder Foster The People wandelt. Die Debütsingle „Lies“ hat die Blog-Sphäre so in Brand versetzt, dass gleich das Majorlabel Universal zugriff, das nun im Laufe des Jahres das erste Album der drei Glaswegians herausbringen wird. Das letzte Mal, als Universal sich eines Internethypes angenommen hatte, ist die Lana-Del-Rey-Herrschaft als Ergebnis herausgekommen. Just sayin‘.
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Saint Lou Lou
A propos Lana Del Rey: wer dem großen elegisch-hingehauchten Slowmo-Sound der Dame Del Rey verfallen ist, könnte bei Saint Lou Lou eine neue Heimat finden. Die australo-schwedischen Zwillinge Elektra und Miranda Kilbey haben nicht nur das Aussehen, sondern auch die Songs, um Lana auf den Titelbildern der Magazine Konkurrenz zu machen. Dabei wirkt das hier, ehrlich gesagt, sogar eine Ecke natürlicher, organischer als bei good ol‘ duckface.
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Leslie Clio
Auf dem gleichen Label wie CHVRCHES wird auch das Debütalbum der noch sehr jungen Leslie Clio erscheinen, deren erste Single „Told You So“ tatsächlich unverschämt eingängig und überzeugend war. Dieser Soul-Song der Marke Duffy, Amy et al begann mit einem Intro, das an „Lullaby“ von The Cure erinnerte, nur um dann elegant stampfend auf sich aufmerksam zu machen, wie man das von einem heimischen Teenager nun wirklich seit langem nicht mehr gesehen hat. Andere gehen mit so einer Stimme in Castingshows, Leslie Clio halt lieber gleich in die Charts. Gut so.
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Dena
Eine der bizarreren Erfolgsgeschichten des letzten Jahres haben wir Dena zu verdanken. Bulgarische Wurzeln, Berliner Wohnort, internationaler Klang und M.I.A.s abgelegte Klamotten haben Dena relativ unbemerkt von der hiesigen Musiklandschaft sogar in Übersee bei den allseits als Trendsetter geachteten Stereogum-Kollegen zum Blogthema gemacht. Eine halbe Million YouTube-Klicks später hat man ein kleines Internetphänomen vor der Haustür und einen Ohrwurm im Kopf, den man nicht mehr so leicht los wird.
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Kodaline
1999 hätte man Kodalines Musik wohl noch unter Alternative oder Indie subsumiert, aber in Zeiten von Coldplay und Mumford & Sons, die schon lange die alte Garde des Classic Rock verkaufszahlenmäßig an die Wand spielen, ist Kodalines Gitarrenmusik wohl potentiell populär genug, um auch von Pop zu sprechen – auch wenn all die anderen geilen Sachen, die wir normalerweise mit Pop assoziieren (Plastik! Party! Petshopboys!) hier natürlich nicht greifen. Die Geschichte von Kodaline ist dabei länger als bei den meisten Newcomern, die wir in dieser Kategorie vorstellen. Bereits vor geschlagenen 5 Jahren konnten die Iren eine erste Nummer 1 – Single in ihrem Heimatland verbuchen, damals allerdings noch unter dem Bandnamen „21 Demands“. Damit sorgten sie in Irland gleich für zwei Sensationen: die erste Nummer 1 – Single, die ausschließlich dank Downloads den Spitzenplatz erklomm, dazu noch von einer Band, die bis dato keinen Plattenvertrag unterzeichnet hatte. Kodaline machen jetzt nach Band-Umbesetzungen mit verkleinerter Mannschaft und neuem Namen weiter, aber eben immer noch big music, gemacht für die Stadien, wo, wenn nicht wieder was fürchterlich schief gehen sollte, sie mit ziemlicher Sicherheit in einem Jahr auftreten werden.
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A*M*E
Die 18-jährige junge Dame aus Sierra Leone gilt in England als heißer Tipp, was Charterfolg in 2013 angeht und wurde von, nun ja, Take Thats Gary Barlow für dessen Plattenlabel unter Vertrag genommen. Klein denken ist ihr Ding nicht, sympathischerweise hat sie sogar schon ein eigenes Magazin/Fanzine in drei (!) Ausgaben über sich selbst veröffentlicht („The A*M*E„) und hat eine Vorliebe für den überraschendsten Poptrend des vergangenen Jahres, K-Pop. Was man ihrer Debütsingle durchaus anhören kann:
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MØ
Kopenhagen, Dänemark, ist die Heimat von MØ, einer Elektro-Pop-Sängerin, die mit ihrem Song „Pilgrim“ auf sich aufmerksam gemacht hat. Nach dem etwas verblüffenden kommerziellen Erfolg von Lykke Li hierzulande und der (nicht minder überraschenden) Kritikerbegeisterung über Grimes allerorten dürfte MØ mit ihrem spartanisch-elektronischem Sound gerade zur rechten Zeit auf den Plan getreten sein.
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Weitere Folgen:
* Folge 1: UK Indie-Rock mit Savages, Jake Bugg, Peace, Childhood, Palma Vioelts und Splashh
* Folge 2: US Indie-Rock mit Merchandise, Haim, FIDLAR, Deap Vally, Wild Belle, The Family Rain
* Folge 3: Hip-Hop mit Angel Haze, Le1f, Zebra Katz, Joey Bada$$, Kitty Pryde, Lady, Ratking
Die Dena singt bei Whitest Boy Alive mit? Wo das denn?