vonChristian Ihle 15.03.2013

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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Samstag, 16.03.

Durst, ZDFkultur, 22.50


[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=kG4AV6kLrKY[/youtube]


Kurz bevor mit „Stoker“ das lang erwartete US-Debüt des südkoreanischen Großmeisters Chan-Wook Park in die Kinos kommt, hier noch einmal die Gelegenheit, seinen letzten Film zu sehen. „Durst“ ist ein origineller Spin auf die gute alte Vampirgeschichte, die – natürlich bei Park – bildgewaltig ist, dass einem die Augen rausfliegen. Leider ist das Storytelling diesmal nicht auf der Höhe von seinem Meisterwerk „Oldboy“, aber dennoch natürlich sehenswert, wenngleich etwas überlang.


Alternative: Jackass – The Movie, Pro7, 1.45


An „Jackass“ schieden sich immer die Geister, doch zum Großteil lag in diesen scheinbar pubertären Sketchen ein interessanter, wahrer Kern, wurde doch auf spielerische Art und Weise die Absurdität der Modernen Welt ausgestellt und vorgeführt, was den Mutproben immer einen Subtext verlieh, den man durchaus mitlesen konnte, wenn man wollte. Auf einer simpleren Ebene ist „Jackass“ hoch anzurechnen, dass sie eine ganze Gruppe von überaus charismatischen Draufgängern zusammengestellt hatten, die bei aller Assigkeit immer auch liebenswürdig wirkten. Punk mit Herz – und besser als alle, die an einer Kopie des doch ach so simplen Prinzips in den Folgejahren öde scheiterten.


Sonntag, 17.03.

Howl, ARD, 23.35


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Ein Experiment, das nur zur Hälfte gelingt: das Regisseursduo Epstein & Friedman – die einst die berühmte Harvey-Milk-Doku gedreht hatten, auf der Gus van Sants gefeierter Spielfilm basiert – versucht, sich dem Poem der Beat Generation, „Howl“ von Allen Ginsberg, auf verschiedene Arten zu nähern. Ein Teil des Films zeigt die Gerichtsverhandlung gegen „Howl“, das unter dem Vorwurf der Obszönität zensiert werden sollte und dessen Anwalt (Jon „Don Draper“ Hamm!) sich für die Kunstfreiheit in die Schlacht wirft. Der zweite Teil ist leider weniger gelungen: Einschübe im Film zeigen James Franco als Ginsberg, wie er in Greenwich sein Gedicht vorträgt, das im Folgenden dann mit Comiczeichnungen visualisiert wird – aber nie die Wucht des gesprochenen Wortes erreicht, sondern eher das Gedicht dabei beschädigt. (Ausführliche Kritik hier)


Alternative: The Hot Spot, NDR, 0.30


Ein kleiner, dreckiger Neo-Noir von 1990, der mit Virginia Madsen als Femme Fatale und einer blutjungen Jennifer Connelly (sowie Don Johnson!) gänzend besetzt ist – Dennis Hopper führt Regie.


Montag, 18.03.

Transsiberian, arte, 21.55





Ein amerikanisches Pärchen lernt einen spanischen Lebenskünstler kennen und bekommt von ihm Drogen untergeschoben. Versuchte Vergewaltigung, Mord, Russenmafia, korrupte Bullen und viel Schnee folgen.
Brad Anderson baut den Film langsam, sehr langsam auf, so dass der Zuschauer sich gerne in das filmische Schneegestöber hineinziehen lässt. Schade jedoch dass er im letzten Drittel sich für einen konventionelleren Actionthriller entscheidet und damit in seinen eigenen Schnee pisst.


Alternative: A Single Man, NDR, 0.30


Ein wunderschön anzusehender, letzter Tag im Leben eines gebrochenen Mannes. Hut ab vor Modedesigner Tom Ford, der mit diesem Film-Debüt ein berührendes, irre schön gefilmtes Werk vorgelegt hat, das man so nicht erwarten konnte – auf Platz 7 in unseren besten Filmen des Jahres 2010.
(Ausführliche Kritik hier)
Dienstag, 19.03.

Sons Of Anarchy, Kabel Eins, 22.10. Start der zweiten Staffel.


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Während die erste Staffel von Sons Of Anarchy, einer brutalen Soap-Opera über Tod und Leben einer Bikergang, einige Folgen benötigte, um in die Gänge zu kommen, macht Staffel 2 nach dem hervorragenden Ende der ersten Season gleich von vorneweg los, als gäb es kein Morgen mehr. Sehr willkommen ist auch Henry Rollins als White-Pride-Schläger. Nummer Zwei ist die beste Staffel der Sons Of Anarchy – Reihe.
(ausführliche Kritik hier)


Alternative: Kaltes Land, RTL2, 3.20


Feministisches Workingclass-Drama mit Charlize Theron und Frances McDormand (die beide für ihre Rollen für den Oscar nominiert wurden), das auf RTL2 eine, gelinde gesagt, überraschende Heimat gefunden hat.


Mittwoch, 20.03

Anatomie des Grauens, Tele5, 23.55





Einen klassischen Giallo präsentiert Tele 5 mit „Anatomie des Grauens“ – der gute alte Serienkillerthriller the italian way. Gerade der Anfang hat ein schönes Seventiesfeeling mit leichten Gore-Elementen und lässt auf mehr hoffen, doch die Geschichte des Serienmörders mit traumatisierter Kindheit, der sich aus verschiedenen Opfergaben der von ihm hingemetzelten Girls & Boys eine „Puppe“ bastelt, ist ähnlich wie in Hollywoods Serienkillerfilmen leider nicht überaus logisch und zeigt besonders gen Ende hanebüchene Plottwists. Business as usual, leider, da hilft auch das Gefühl nichts, dass hier gekillt wird als wäre es 1977 all over again.


Alternative: Vier Brüder,
Rachethriller von John Singleton mit Mark Wahlberg in der Hauptrolle – und Andre 3000 von Outkast als weiterem Darsteller.



Donnerstag, 21.03.

Stirb Langsam 4.0, vox, 20.15


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Obwohl die „Die Hard“-Reihe mit dem dämlichen 4.0-Titel (im Original übrigens: „Live Free Or Die Hard“) und einem etwas bemühten Computerviren-zerstören-die-Welt-Plot sich anscheinend an die jungen Leut‘ anbiedert, ist es gerade der klassische John-Mc-Clane-Charakter und seine Unterhemdsärmlichkeit, die auch diesen vierten Teil über den Action-Durchschnitt erhebt. Wenn man nicht gegen Ende mit den Stunts so dermaßen übers Ziel hinausgeschossen wäre, hätte man mit „Stirb Langsam 4“ eine dritte wirklich gute Fortsetzung gedreht. So ist alles wenigstens ordentliche Popcorn-Unterhaltung geworden und seit dem ärgerlichen fünften Teil können wir auch wertschätzen, dass Regisseur Len Wiseman wenigstens wusste, was er an John McClane hatte und dass diese Figur eben kein beliebiger Actionheld ist.



Alterntive: Tron, SuperRTL, 22.10


Der Klassiker der Computerzukunftsvisionen von 1982. In gewisser Weise schon – und zurecht – eine Legende.

 

Freitag, 22.03.

Thumbsucker, 3sat, 22.35


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Wieder ist die Adoleszenz Hauptdarsteller und auch hier steht um den unsicheren, daumenlutschenden Lou Taylor Pucci (Preise auf der Berlinale und Sudance für Thumbsucker) ein beeindruckendes allstar-Ensemble auf der Bühne. Vince Vaughn und Keanu Reeves spielen angenehm gegen den Strich, doch Benjamin Bratt und Tilda Swinton stehlen die meisten Szenen. Der Soundtrack von Polyphonic Spree und Eliott Smith tut sein übrigens für das Gelingen des Films.



Alterntive: Star Wars – Krieg der Sterne, Pro7, 20.15


Der zweitbeste der sechs Star-Wars-Filme. Kann man immer anschauen.

 

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