1. Der Film in einem Satz:
Vater-und-Sohn-Konflikte als episches US-Kino, drei Generationen umspannend und an der Schwelle zum Arthouse-Kino tänzelnd.
2. Darum geht‘s:
Im Grunde um drei Geschichten, die schwer spoilerfrei zu erzählen sind: in Teil 1 lernen wir den Punk und Kirmesmotorradstuntfahrer Luke (Ryan Gosling, erneut unverschämt gut aussehend und, ja, „cool“) kennen, der entdeckt, dass er dank eines alten Onenightstands unwissentlich Vater geworden ist. Aus schlechtem Gewissen und/oder eigener vaterloser Erfahrung will er für seinen Sohn sorgen, auch wenn die Mutter längst in einer neuen, glücklichen Beziehung ist. Da eine bürgerliche Anstellung für den ganzkörpertätowierten Outcast nicht in Frage kommt, sind Banküberfälle die Lösung. Natürlich steuert alles auf eine Tragödie zu, deretwegen sich der Polizist Avery (ein sehr blasser Bradley Cooper, dem von Gosling hier seine schauspielerischen Grenzen aufgezeigt werden) sein restliches Leben mit Schuldvorwürfen plagen wird.
Eine Generation später lernen sich die beiden Söhne von Avery und Luke an der Highschool kennen, nicht wissend, dass sie mehr verbindet als der gleiche Jahrgang… Natürlich kann hier niemand dem Schicksal entfliehen und so steuert alles auf eine weitere Katastrophe zu.
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=TJcMrhcF_74[/youtube]
So weit, so „entertaining“. Regisseur Derek Cianfrance, der mit dem herausragenden Ver- und Entliebedrama „Blue Valentine“ vor zwei Jahren begeisterte, verzettelt sich aber in seiner Struktur, die sehr theoretisch aufgesetzt wirkt. Das unwillentliche Wiederholen der Fehler der Väter ist das Leitmotiv, das Davonfahrenwollen vom unweigerlich wartenden Schicksal das sich ständig wiederholende Bild. Dabei gelingen Cianfrance oft wunderbare Kamerafahrten (vor allem im ersten Teil mit Ryan Gosling), aber bleibt durch die episodenhafte Dreiteilung der Geschichte selten genug Raum, um die einzelnen Figuren echt werden zu lassen, sie über Skizzen zu erheben, die Schritte der Charaktere für den Zuschauer nachvollziehbar werden zu lassen – und das trotz zweieinhalb Stunden Spielzeit.
So scheitert The Place Beyond Pines an seinem eigenen Ehrgeiz, an der Breite seiner Idee, wenngleich auf eine durchaus beeindruckende filmische Weise.
3. Der beste Moment:
Wenn Ryan Gosling auf seinem Motorrad zur puren Bewegung wird und die Kamera ihm entfesselt, aber mit einem fast melancholischen Blick folgt, im Wissen um die Vergeblichkeit seiner eskapistischen Versuche.
4. Diese Menschen mögen diesen Film:
Jedenfalls nicht jene, die nach dem Trailer eine Mischung aus den Gosling-Movies „Drive“ und „Blue Valentine“ erwarten.
* Regie: Derek Cianfrance
* imdb