vonChristian Ihle 18.09.2013

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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Normalerweise würden wir Promi Big Brother nicht als schmähkritikwürdig erachten, da das Ziel einfach zu groß ist, als dass das Treffen noch Spaß machen würde. Oder um Bart Simpsons zu zitieren: …is like shooting fish in a barrel.



Die Kritik am SAT-1-Format aus der WELT ist aber dennoch eine Erwähnung wert, weil sie das Konzept an sich akzeptiert („Prostitution, sagen die einen. Unterhaltung nennen es die anderen“), aber innerhalb dessen Beschränkungen seziert, was an Promi-Big-Brother von einer rein handwerklichen Seite her unterirdisch ist (und dass Olli Pocher, einsamer Schmähkritik-König mit sage und schreibe 1,2,3,4,5,6-Auftritten in dieser Rubrik hier, eine Breitseite abbekommt, nehmen wir gerne mit):


„“Promi Big Brother“ ist über alle Ebenen hinweg als lieblos produziertes, bindungsloses Format Spitzenkandidat im Ranking maximaler Zuschauer-Belästigung. Die Sendung ist eine fachliche Unverschämtheit. Ein Phänomen, mit welcher Gleichgültigkeit und Oberflächlichkeit man Fernsehen machen kann: kein Spannungsbogen. Gar keiner.

Den lausigen Ton bekam man erst in der vierten Folge halbwegs in den Griff. Der dürftige Schnitt wirkt, als hätte man einen Praktikanten damit betraut: Unverständlich, dass die Mengen an aufgezeichnetem Material im Ergebnis so wenig Substanz und Spannung zeigen.

Und nicht zuletzt mit der unvermeidlichen Cindy aus Marzahn und Oliver Pocher – zwei Moderationsunfälle in zentralen Steuerungsrollen des Formates: ungelenk und kantig wie Parkuhren in einen Raum gestellt. Ohne jede Bindung untereinander lesen beide Moderatoren dürftige, humorlose Texte. Im Studio johlen gefühlte 16 Zuschauer hysterisch, als folgte Klatschvieh einem paradoxen Drehbuch.
(…)
Cindy hat auch als Comedian nie die redundant-eindimensionale Dauervermarktung körperlicher Beeinträchtigungen durch Qualität anreichern können. Und Oliver Pochers Talent war stets mit seinen guten Podolski-Parodien mehr als ausgereizt. Bei „Promi Big Brother“ wirken Pocher wie ein personifiziertes Minderwertigkeitsgefühl mit Headset, Cindy wie eine nuschelnde Zwölfjährige, die ohne jede Sprachmelodie aus Poesiealben vorliest.

Die Kritik gilt nicht jenen ethischen Aspekten, die danach fragen, ob es legitim sei, zwölf bedürftige Containerbewohner für zwei Wochen in einen Käfig zu sperren und gruppendynamische Prozesse öffentlich zu beobachten. Sie gilt der Frage, warum Sender und Produktion ihren Voyeurismus so lausig verkaufen, so nachlässig, lieblos, langweilig und unprofessionell. (…)

Das Format ist als Symbiose des Elends auf allen Ebenen nur durch den Mangel verbunden.

TV-Kritikern, die schlichte Unterhaltungsformate per se als „Trash-TV“ bezeichnen, kann man mit Recht vorwerfen, sie suchten immer wieder neu das Haar in der Suppe. Für „Promi Big Brother“ gilt: SAT.1 und Endemol haben so viele Haare auf den Teller geworfen, dass kein Platz für die Suppe blieb.“

(Christopher Lesko in der WELT über das neue Sat-1-Format „Promi Big Brother“)



Alle Oliver-Pocher-Schmähkritiken:


* # 13
* # 21
* # 49 über Schmidt & Pocher
* # 178 über Schmidt & Pocher
* # 15 über Elton und Pocher
* # 38 über Andrack und Pocher



Schmähkritik-Archiv:
* 500 Folgen Schmähkritik – Das Archiv (1): Musiker, Bands und Literaten
* 500 Folgen Schmähkritik – Das Archiv (2): Sport, Kunst, Film und Fernsehen

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kommentare

  • Absolut korrekt! Sat 1 und auch Cindy haben sich damit ins eigene Fleisch geschnitten. PBB war Ein einziger Reinfall. Für beide. Und Zufall war das sicher nicht, dass zuerst David Hasselhoff und dann Pamela Anderson aufgetaucht sind. Hat Sat 1 die gesamte Baywatch-Crew gebucht???

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