Dienstag, 03.12.
Arizona Junior, ZDFkultur, 22.00
Ein Frühwerk der Coen Brothers und Meilen entfernt von ihrer heutigen bedächtig-ruhigen Erzählweise der Marke „A Serious Man“ oder „Inside Llewyn Davis“. Hier dagegen schön überdreht, chaotisch, uneben – und wie es sich für einen Film mit diesen Attributen gehört: mit Nicolas Cage in der Hauptrolle.
Alternative: Pakt der Rache, ZDF, 1.10
Und gleich noch mal Nic Cage: diesmal in einem gerade erst im Kino gelaufenen Rache-Thriller, gut besetzt mit Guy Pearce als Gegenspieler.
Mittwoch, 04.12.
Incendies, RBB, 22.45
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Gerade hat Dennis Villeneuve im Kino mit „Prisoners“ einen der großen Überraschungserfolge des Jahres gefeiert, hier der direkte Vorgänger, der für den Auslandsoscar nominiert war: „Incendies“. Die sehr verworrene und komplex erzählte Geschichte um die Suche von zwei Geschwistern nach dem tatsächlichen ersten Leben der frisch verstorbenen Frau Mutter beeindruckt ob seiner WTF?-Auflösung.
Die ist, zwangsläufig, sehr konstruiert, aber vielleicht muss man „Incendies“ auch als Parabel auf die Wirrungen des Krieges lesen und weniger als das Thrillerdrama, als das es sich uns zunächst präsentiert. Jedenfalls sei versprochen: diese Auflösung vergisst man so schnell nicht mehr!
Alternative: Cassandras Traum, arte, 20.15
Ein Woody Allen von 2007, wieder eher im Match Point – Modus, also mehr gesellschaftsanalytisches Drama als Wortwitzkaskadenkomödie.
Donnerstag, 05.12.
Der Mann, der vom Himmel fiel, 3sat, 22.25
Eine Rolle, die nun wirklich David Bowie auf den Leib geschrieben war: ein kühler, aber sensibler Außerirdischer landet auf der Erde und verfällt dem Müßiggang und den Exzessen. Gedreht von Nicolas Roeg ist der Film eine Legende des 70er Jahre Kunstkinos (wenngleich etwas lang und auch langatmig).
Alternative: Dampfnudelblues, ARD, 20.15
Ein ziemlich überraschender Erfolg war diese bayerische Heimatkomödie, die ursprünglich als TV-Film geplant war, dann aber in ihrem Kinoeinsatz eine halbe Million Zuschauer locken konnte. Verblüffend.
Freitag, 06.12.
Breaking Bad, letzte Staffel, arte, 21.45
Breaking Bad ist eine der meistgefeierten Serien der jüngeren Fernsehgeschichte. Nach ziemlich holprigem Start in den ersten beiden Seasons hat sich Breaking Bad tatsächlich gemausert und zuletzt ziemlich beeindruckt. Die fünfte Staffel wird nun den endgültigen Weg des Walter White aufzeigen, der eine Metamorphose vom braven Chemielehrer zum zur Not über Leichen gehenden Drogenhändler durchgemacht hat. Heute beginnt die letzte Staffel auf arte.
Alternative: Tatsächlich… Liebe, ZDFneo, 20.15
Na, es ist halt auch Adventszeit – da kann man auch mal eine gut gemachte Schmonzette empfehlen. Der muntere Liebesreigen in London ist von Richard Curtis gewohnt souverän inszeniert und durch die Bank gut besetzt. Sogar Heike Makatsch hat ihren Auftritt.
Samstag, 07.12.
Der Eissturm, Servus TV, 20.15
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Trotz „Brokeback Mountain“ oder „Life Of Pi“ ist „Der Eissturm“ Ang Lees bester Film. Eine immer stilsichere, herausragend besetztes Analyse einer auseinanderbrechenden Familie und Kleinstadt, die durchaus auch als Parabel auf das Ende der Counter Culture – Träume des Amerikas der späten 60er gelesen werden kann.
Alternative: Choke, ZDFkultur, 22.10
David Fincher hat aus Chuck Palahniuks Buch „Fight Club“ einen der prägendsten Filme der letzten 15 Jahre gemacht – also waren die Hoffnungen groß, dass auch andere Palahniuks überdrehte Gesellschaftssatiren/dramen/thriller in ordentliche Filme übersetzen könnten, aber bisher ist mit „Choke“ lediglich ein einziger anderer Palahniuk-Roman verfilmt worden. Regisseur Clark Gregg legt noch ein paar sarkastische Umdrehungen zu und macht „Choke“ endgültig zu einer Farce, verliert so aber auch die Chance, emotional zu wirken. Ordentlich, aber, natürlich, kein „Fight Club“.
Sonntag, 08.12.
Bad Lieutenant, ZDFkultur, 22.00
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Immer noch einer der ärgsten, irrsten, unmoralischsten und doch zutiefst schuldgeplagten Filme der 90er: Abel Ferraras „Bad Lieutenant“. Harvey Keitel hat in seinem Leben ja unzählige beeindruckende Darbietungen hingelegt, aber seinen Bad Lieutenant konnte selbst der alte, große Mann des amerikanischen Arthouse-Kinos nie toppen – als Beispiel sei obige Nackttanz- und Saufszene, unterlegt mit Johnny Aces altem Tränenzieher „Pleding my love“ angeführt.
Werner Herzog hat fünfzehn Jahre später – nach amüsantem Kleinkrieg mit Abel Ferrara – eine eigene Version des „Bad Lieutenant“ gedreht, die viel schwarzhumoriger und weniger katholisch war, aber nichtsdestrotz ein auf seine Weise ebenso beeindruckender Film. Und wann gibt’s das schon mal, dass Original und Variation der gleichen Geschichte als gute Filme bestehen können?
Alternative: Tatort: Schwindelfrei, ARD, 20.15
Wir sind hier ja keine Tatort-Freunde, aber die Ulrich-Tukur-Episoden sind immer dermaßen weit vom üblichen pseudo-sozialkritischen TV-Krimi entfernt, dass auch wir einen Blick riskieren.
Montag, 09.12.
Ausnahmezustand, Kabel1, 22.50
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Als Ausnahmezustand 1998 in die Kinos kam, sah man darin nur einen kompetent gemachten Actionfilm mit Polithintergrund – keine drei Jahre später musste man aber die Macher von „Ausnahmezustand“ als die Nostradamus des Actiongenres rehabilitieren, nimmt „Ausnahmezustand“ doch ein von Terroranschlägen gebeuteltes Amerika, die Jagd auf einen Islamistenführer und die allzu schnelle Aufgabe von Bürgerrechten vorweg, die das letzte Jahrzehnt im echten Leben dann prägen sollten. Empfehlenswert, vor allem wenn man das Entstehungsjahr mitdenkt.
Alternative: Der Anschlag, Kabel1, 20.15
Und noch mal Actionkino mit Politbackground: Die Verflimung eines Tom Clancy – Romans mit Morgan Freeman und Ben Affleck ist ordentliche Unterhaltung der altmodischen Art.
http://www.democraticunderground.com/discuss/duboard.php?az=view_all&address=105×6460374
„Abel Ferrara calls Jimmy Page a ‚prick‘ and ‚cocksucker’…“.
Hier wird die Thematik aufgearbeitet. Und wenn ich das richtig verstehe, musste Ferrara den Song rausnehmen.