vonChristian Ihle 18.07.2016

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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Am Wochenende ist mit Alan Vega eine weitere Ikone der Subkultur abgetreten. Wenn es je eine logische Weiterentwicklung von Lou Reeds Protopunk in Velvet Underground gegeben hat, dann Suicides erstes Album, das ja früh die Punkszene aufmischte und verwirrte, sich (ähnlich wie ja auch bei Lou Reed) durchaus auf die amerikanische Soundvergangenheit zurück besann (Doo Wop, Rock & Roll, Elvis) und doch so weit draußen war, dass es zugleich den Post-Punk praktisch erfunden hat.
Klaus Walter hat einen kurzen, aber sehr prägnanten Nachruf auf Alan Vega geschrieben:

„In diesen Tagen wird der 40. Geburtstag von Punk begangen. Dazu gibt es zwei konkurrierende Erzählungen. Eine besagt, dass Punk in den Metropolen Rock in den Arsch getreten und ihn so wieder ins Laufen gebracht hat. Die andere versteht Punk als historischen Bruch. Die alten Lügen sind durchschaut – Tabula rasa. Wer da hindurchgegangen ist, der ist immun gegen falsche Versprechungen.

Das nuyorikanisch-jüdisch-weiße Duo mit dem konfrontativen Namen Suicide wird keiner dieser Lesarten gerecht und ist genau darin Punk, avant la lettre, frühe Siebziger. Martin Rev, Billigkeyboards, und Alan Vega, Stimme, aufgewachsen im New York der Fünfziger, „in glorious isolation from the rest of America“, wie Kris Needs in seiner Biografie „Dream Baby Dream: Suicide, A New York Story“ formuliert. Getrieben sind die Musiker von der existenziellen Liebe zu Jazz, R & B, Doo Wop und Rock ’ n ’ Roll.

Suicide waren auch imprägniert von der existenziellen Erfahrung der Negation, der Vernichtung, die es ihnen verbat, sich damit zufriedenzugeben, jene Kreuzung aus Elvis und Kraftwerk zu sein, die Kritiker in ihnen sehen wollten.

Sicher, nicht mal Elvis selbst konnte den Elvis-Schluckauf besser als Vega, und wenn er „Dream Baby Dream“ sang, dieses in seiner Reduktion auf die Essenz Pop – Dream! Baby! – so unschlagbare Speed-Melodram, dann war er dort oben bei Elvis und dem „Blue Moon“.

Aber Vega war auch der Elvis from Hell. „Als die Juden zu den KZs transportiert wurden, kamen sie an einem schönen Bahnhof an. Aber dann gingen sie … direkt in die Hölle. Und genau das taten Marty Rev und ich mit Suicide: Wir gaben ihnen Treblinka.“ Den angeblich hartgesottenen Punks gaben sie dermaßen Treblinka, dass diese mit einem Bierdosenhagel antworteten, frühe Suicide-Konzerte endeten gern im Inferno.“

Danke für die Musik, Alan Vega.

[youtube]https://www.youtube.com/watch?v=qCRTCqgAkfg[/youtube]

[youtube]https://www.youtube.com/watch?v=1woMEExMZXg[/youtube]

Frankie Teardrop
Frankie put the gun to his head
Frankie’s dead

Frankie’s lying in hell

We’re all Frankies
We’re all lying in hell

[youtube]https://www.youtube.com/watch?v=MUOUNBTjexU[/youtube]

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https://blogs.taz.de/popblog/2016/07/18/words-of-wisdom-klaus-walter-ueber-alan-vega-suicide/

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kommentare

  • Nach Angaben des Backstage-Personals hatte er sich bereits am Nachmittag zum Soundcheck eine Flasche Remy Martin reingezogen, aber beim Konzert stand er, mit unglaublicher, respekteinflößender Präsenz. Er forderte das coole

  • Es gibt immer eine Wahl und es gibt immer Konsequenzen.
    Warum machen Menschen so etwas? Sterben ist keine Lösung..

  • Die erste Suicide-LP war damals ein extremes Ereignis, ich empfand das noch prägender als Sex Pistols.
    In den 80ern habe ich Alan Vega live gesehen, Stuttgart „Röhre“. Nach Angaben des Backstage-Personals hatte er sich bereits am Nachmittag zum Soundcheck eine Flasche Remy Martin reingezogen, aber beim Konzert stand er, mit unglaublicher, respekteinflößender Präsenz. Er forderte das coole Publikum zum Tanzen auf, mit den Worten: „If you don’t dance, you don’t fuck either!“.

  • Die erste Suicide-LP war damals ein extremes Ereignis, ich empfand das noch prägender als Sex Pistols.
    In den 80ern habe ich Alan Vega live gesehen, Stuttgart „Röhre“. Nach Angaben des Backstage-Personals hatte er sich bereits am Nachmittag zum Soundcheck eine Flasche Remy Martin reingezogen, aber beim Konzert stand er, mit unglaublicher, respekteinflößender Präsenz. Er forderte das coole Publikum zum Tanzen auf, mit den Worten: „If you don’t dance, you don’t fuck either!“.
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  • Hallo Freunde,

    In diesen Tagen wird der 40. Geburtstag von Punk begangen. Dazu gibt es zwei konkurrierende Erzählungen. Eine besagt, dass Punk in den Metropolen Rock in den Arsch getreten und ihn so wieder ins Laufen gebracht hat. Die andere versteht Punk als historischen Bruch. Die alten Lügen sind durchschaut – Tabula rasa. Wer da hindurchgegangen ist, der ist immun gegen falsche Versprechungen.

    Höflichkeit :- http://www.dragon-apotheke.net/

  • Ich finde es immer schade wenn solche Menschen von uns gehen.
    Warum machen Menschen so etwas?
    Es gibt immer eine Lösung. Hat es etwas damit zu tun¿

    Ich glaube nicht…
    Jedenfalls sehr bedauernswert wenn so ein Künstler nicht mehr mit der Welt um einen herum nicht klarkommt

  • Ich hatte Zwei Mentoren: mein Vater, Howard Buffett und Ben Graham.
    Die erste Suicide-LP war damals ein extremes Ereignis, ich empfand das noch prägender als Sex Pistols.

  • Suicide waren auch imprägniert von der existenziellen Erfahrung der Negation, der Vernichtung, die es ihnen verbat, sich damit zufriedenzugeben

  • Aber Vega war auch der Elvis von Hölle, aber dann gingen sie direkt in die Hölle. Und das tat Marty Rev und Punk mit Selbstmord für mehr Besuch Kamagra Kaufen

  • Selbstmord wurde zusätzlich durch die existenzielle Erfahrung von der Entwertung, die Vernichtung imprägniert, die verweigert ihnen erfüllt werden, indem man diese Mischung aus Elvis und Aftermarket, die Kommentatoren in ihnen sehen musste. Folgen Sie meinem Blog Kamagra

  • Es war, meine ich, für die Röhre recht gut gefüllt, allerdings konnte sich dieses Gefühl in der Tat schon ab 30 Zuschauern einstellen. Liz Lamere, gut möglich, kann ich mich leider nicht mehr erinnern.

  • Fassbinders lässt in seinem Film „Ein Jahr mit 13 Monden“ u.a. das großartige Stück „Frankies Teardrop“ erklingen. Der Film entstand im Jahr 1978! In dieser Zeit war der Kreis der Suicide-Hörer bzw. Liebhaber in Westberlin extrem überschaubar. (Leider starb Fassbinder 1982 und dann folgten Helmut Kohl und Wim Wenders…)

  • The most influential band you’ve never heard about. Hey, war das das Konzert in der Röhre, auf dem anfangs etwa 12 Besucher waren, später dann um die 30? Mit Liz Lamere? 2015 im Londoner Barbican Centre feierte ihn das Publikum (20 bis 55 Jahre). Er ging am Stock, auf die Bühne hatte man ihm einen hübsch-kitschigen Thron gestellt.Leider produzierte Marty einen furchtbaren wall of sound&noise. Echte Titane, jetzt history. Springsteen hat Recht: ab in die Hall of Fame des Rock n‘ Roll ..

  • Die erste Suicide-LP war damals ein extremes Ereignis, ich empfand das noch prägender als Sex Pistols.

    In den 80ern habe ich Alan Vega live gesehen, Stuttgart „Röhre“. Nach Angaben des Backstage-Personals hatte er sich bereits am Nachmittag zum Soundcheck eine Flasche Remy Martin reingezogen, aber beim Konzert stand er, mit unglaublicher, respekteinflößender Präsenz. Er forderte das coole Publikum zum Tanzen auf, mit den Worten: „If you don’t dance, you don’t fuck either!“.

  • Ich hatte zwei Mentoren: mein Vater, Howard Buffett und Ben Graham. Hier wurden diese zwei Jungs, die ich verehrt und die im Laufe der Jahre gab mir tonnenweise gute Ratschläge. Aber wenn ich daran denke, was sie zu mir, sagte die Wahrheit ist, das erste, was in den Sinn kommt ist schlecht beraten.

    „Ich war nicht ganz 21, als dies geschah, in 1951, und nur Wege aus der Business School der Columbia. Ich hatte nur Bens Klasse dort–genommen und ich war die interessiertesten Schüler, die Sie jemals gesehen haben. Ich wollte für Ben Graham-Newman Corp. arbeiten, und ich hatte bekanntlich zu ihm gegangen und angeboten, für nichts zu arbeiten. Er sagte nein. Folgen Sie meinem Blog Kamagra http://www.pillenpalast.com/

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