Nachdem wir vor zwei Wochen die Amazon-Prime-Neuzugänge beleuchteten, nun die besten neu dazugekommenen Filme auf Netflix:
12 Monkeys
Immer noch eine der größten Dystopien des Kinos: Terry Gilliams „12 Monkeys“ mit Bruce Willis und Brad Pitt. Ein schön komplexes und ziemlich deprimierendes Zeitreise-Essay, das auf dem Kurzfilm „La Jetée“ von Chris Marker beruht (der damals noch – bis auf eine Szene – ausschließlich mit Standbildern gearbeitet hatte und trotzdem einen der faszinierendsten, ergreifendsten Filme überhaupt geschaffen hat). Auch Gilliams Langversion dieser Geschichte ist kaum minder brillant und für mich das Beste, was der Ex-Monty-Python je gemacht hat, weil er hier seinen Hang zum Surrealismus einzäunt und mehr in der bitteren Realität verharrt, egal ob der vergangenen, der jetzigen oder der zukünftigen. Allein für die wunderbare Bruce-Willis-Szene mit „Blueberry Hill“ von Fats Domino sehenswert:
Wer die Nachtigall stört
Ein Klassiker des liberalen Films gegen Rassismus, basierend auf dem mit dem Pullitzer-Preis ausgezeichneten Roman „To Kill A Mockingbird“ von Harper Lee. Auch der Film räumte Preise ab: drei Oscars, darunter einer für Gregory Peck als Hauptdarsteller. Der gute Ruf hält bis heute: das American Film Insitute hat „Wer die Nachtigall stört“ auf Platz 25 der besten amerikanischen Filme aller Zeiten gewählt.
Domino
Der zu früh verstorbene Regisseur Tony Scott war im Gegensatz zu seinem Bruder Ridley (Alien, Blade Runner) mehr Auftragsarbeiter als Visionär und ist dementsprechend mit einer eher ungleichmäßigen Filmographie gesegnet, doch wenn Tony Scott die richtigen Knöpfchen drücken konnte, war er ein Großmeister des Hochglanz-Action-Thrillers. Besonders stark war Scott, wenn er leicht abseitige Drehbücher in den Mainstream zerren konnte, wie bei True Romance“ – einer Verfilmung eines Tarantino-Drehbuchs – oder hier in „Domino“, in der eine kurzhaarfrisierte Keira Knightley in einer der seltenen weiblichen Actionhauptrollen eine (real existierende!) Kopfgeldjägerin spielte. „Domino“ polarisierte mit seiner grellen Oberfläche damals ganz schön, aber ich war immer ein Fan von diesem wilden, wirren Film, der als Bonus noch eine absolut durchgeknallte Rolle für Tom Waits bereit hielt.
Lost In Translation
Wenn man’s recht überlegt: eines der großen Wunder, dass dieses ruhige, rätselhafte Werk um Boredom, Alienation und Despair ein so durchschlagender Erfolg war, das die Grenzen des Arthouse-Kinos weit hinter sich ließ. Zudem war Sofia Coppolas Großstadtdrama die Wiedergeburt des Bill Murray und die große Einführung von Scarlett Johansson in die Filmwelt. Allein dafür gebührt „Lost In Translation“ ewiger Dank. Soundtrack: auch super (The Jesus & Mary Chain!)!
Im Körper des Feindes
Viel offizieller kann man nicht mehr 90ies Action sein, als „Face/Off“, der der Hongkonger Regie-Legende John Woo damals den Durchbruch in Hollywood brachte (nach zwei eher schwachen ersten Versuchen mit „Hard Target“ und „Operation Broken Arrow“). Die Gesichter tauschende Doppelbesetzung John Travolta und Nicolas Cage sagt natürlich so schön Overacting wie keine andere Paarung auf der Welt und, richtig, Subtilität ist nicht das herausragende Charaktermerkmal dieses Films. Eventuell ein, zwei Bier dazu kalt stellen, ne?
Blackfish
Wer lieber schwere Kost mag: dieser Dokumentarfilm über einen in Gefangenschaft lebenden Schwertwal ist nicht gerade happy-happy-stuff, aber durch die Bank gut bewertet, ob von Kritik oder Publikum.
Das Leben der Anderen
Wo genau ist eigentlich die Karriere von Florian Henckel von Donnersmarck stecken geblieben? Man muss sich mal daran erinnern, welch großer Erfolg „Das Leben der Anderen“ damals war: Deutscher Filmpreis, Europäischer Filmpreis, Oscar für den besten fremdsprachigen Film, überwältigend gute Kritiken in den USA (imdb: 8,5/10 und auf Platz 57 der besten Filme aller Zeiten bzw. Metascore: 89/100) und ein bemerkenswertes Einspielergebnis von fast 80 Millionen Dollar weltweit (davon allein 11 Millionen in den USA, was für einen deutschen Film ein überragendes Ergebnis ist). Danach drehte Donnersmarck nur noch die französische Remake-Gurke „The Tourist“ mit Johnny Depp und hatte seitdem keinen Film mehr am Start. Im nächsten Jahr wird Donnersmarck mit „Werk ohne Autor“ zurückkehren (Hauptrollen: Tom Schilling und Lars Eidinger). Das klingt auf jeden Fall mehr nach „Das Leben der Anderen“ als nach „The Tourist“. Hoffen wir mal.
Beste neue Serie:
Mindhunter
https://www.youtube.com/watch?v=7gZCfRD_zWE
Nach dem zurecht hochgelobten Politdrama „House Of Cards“ geht Fight-Club-Regisseur David Fincher ein weiteres Mal ins Fernsehseriengenre – diesmal ohne einen großen Namen wie Kevin Spacey in der Schauspielerriege, aber dafür nicht nur als Produzent, sondern bei gut der Hälfte der Folgen selbst als Regisseur. Sicher wert, einen Blick zu riskieren.