vonChristian Ihle 30.07.2018

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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Im Gegensatz zu den overhypten „Wonder Woman“ (fürchterlich), „Deadpool“ (nur scheinbar clever), „Captain America: Civil War“ (öder CGI-Dauerkampf), „Thor – Ragnarok“ (bonbonbunter Quatsch) und Konsorten ist hier die ganze Aufregung um eine Superheldenverfilmung zumindest in Teilen wirklich berechtigt.
Coogler dreht im Rahmen des Marvel-Korsetts einen angenehm eigenständigen Film um den Black Panther, den Prinzen eines sich im Verborgenen befindlichen afrikanischen Königreichs namens Wakanda, das dank außerirdischer Energie das fortschrittlichste Land der Welt ist.
Coogler betreibt mit der Zeichnung seines „black utopia“ wirklich herausragendes Word Building und hat mit Michael B. Jordan als Killmonger einen (zumindest zwei Drittel des Films) überzeugenden Villain, über dessen grundsätzliche Idee man sogar diskutieren könnte: sollte Wakanda im Verborgenen bleiben und lediglich selbstgenügsam aus dem Dunkeln operieren oder sollte es nicht vielmehr seine Kraft der schwarzen Bevölkerung weltweit zur Verfügung stellen, um die Unterjochung zu beenden?

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Wie fast jeder Marvel-Film krankt allerdings auch Black Panther an seinem Showdown, der in quatschiger CGI-Kacke versinkt und mal wieder die Superheldenkräfte und/oder Technologie-Wunderwaffen nach Plot-Gesichtspunkten einsetzt, also eben so, dass der Kampf lang genug dauert und dann irgendwann a propos of nothing zu Ende geht. Herrje, kann das nicht mal IRGENDJEMAND ANDERS machen?

Auf einer Metaebene bzw. aus filmhistorischer Betrachtung hat „Black Panther“ natürlich etliche Meilensteine gesetzt und bewiesen, dass es den „schwarzen Blockbuster“ eben sehr wohl geben kann. Coogler dreht seine Black Empowerment – Geschichte konsequent ohne große Konzessionen an den weißen Mainstream, lediglich Martin Freemans (nicht so gut ausformulierte) Figur darf den lustigen weißen Sidekick spielen, aber selbst das könnte man als Subversion betrachten.
Von einem „Black Panther“ in Reinform gerne mehr, aber ich fürchte dass die kulturelle Kraft dieser Figur nivelliert werden wird, bindet man sie zu sehr in das „Marvel Cinematic Universe“ ein. „Black Panther“ muss das Zentrum sein, um seine Ausstrahlung behalten zu können, und darf nicht zu einem Iron Man – Helfershelfer verkommen.

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https://blogs.taz.de/popblog/2018/07/30/marvels-black-panther-von-ryan-coogler/

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kommentare

  • Aber dramaturgisch gesehen ist das doch gerade ein spannender Punkt, den ich ja auch erwähne: hier ist der Bösewicht eben tatsächlich jemand mit einem legitimen Ansinnen statt quatschig-absurder Weltvernichtungspläne. Das gerade macht Black Panther ja vielschichtiger als die üblichen Marvel-Filme, dass man sich ebenso gut auch hinter den Villain stellen kann als Zuschauer.
    Das Ende ist ja wiederum dann beinah dialektisch: Black Panther lässt die Ansichten beider Seiten gelten und versucht, einen Zwischenweg zu finden und findet gerade aus der Abschottung und Isolation heraus. Das heißt, dass nicht nur der Bösewicht legitime Ansichten hat, sondern auch noch noch der Superheld eine tatsächliche Wandlung in den seinen durchmacht, scheint mir für einen Marvel-Film beinah revolutionär. Von daher halte ich die Kritik für zu oberflächlich, als würde man nur die Hälfte des Films, aber nicht seine Schlußfolgerung betrachten.

  • …weiß nicht: Ich halte „Black Panther“ (von der zum Teil wirklich grottigen CGI mal abgesehen) tatsächlich für einen der fragwürdigsten Blockbuster der letzten Jahre. Ich würde jetzt zwar vielleicht nicht ganz so weit gehen wie Wolfgang M. Schmidt:

    https://www.neues-deutschland.de/artikel/1096832.voelkische-und-filme-was-die-lungen-noch-hergeben.html

    … der ihn letztlich einordnet als Ausdruck „rechter Identitäts-Politik“. Aber völlig verdreht ist das Ding doch schon: Betrachtet man nur die Motivation, ist Abschottungs-Fan Black Panther letztlich der Finsterling und Kilmongers Ziele erscheinen dagegen geradezu hehr und edel. Ein bisschen so, als würde man in einem Film über Mandela Diktator Botha als strahlenden Helden zeichnen und Ersteren dagegen als verblendeten Wirrkopf.

    Das wird auch nicht durch die „erster schwarzer Blockbuster“-Sache geheilt, sondern allenfalls verschleiert. Mir ein Rätsel, warum das offenbar so viele nicht oder anders sehen.

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