vonChristian Ihle 07.11.2018

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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Wes Cravens nimmt mit seinem Horrorklassiker tatsächlich das „Terror“-Kino der 2000er vorweg, lässt „The Hills Have Eyes“ doch kaum eine Minute nach in seinem Anschlag auf den Zuschauer. Nur ist das leider weder sonderlich spannend noch einigermaßen akzeptabel gespielt und nach heutigen Sehgewohnheiten in Bildern natürlich trotzdem recht zahm. Wenngleich die Ideen Cravens schon durchaus in Ecken gehen, die verstörend sind: gekreuzigter Mensch, der an lebendigem Leib verbrannt wird, Baby-Entführung, Hundstod.
Im Gegensatz zum immer noch recht intensiven anderen Horrorklassiker von Wes Craven – „The Last House On The Left“ – verliert „The Hills Have Eyes“ aber seine Wirkung für die heutige Zeit.

Drei Anmerkungen:
1. Ich mochte das The Hills Have Eyes-Remake von Alexandre Aja überhaupt nicht, auch wenn das durchaus im Terrorlevel effektiv war. Aber es denkt die obigen Craven’schen Ideen in so unangenehmer Weise weiter, dass Ajas Version tatsächlich eine der wenigen ethisch für mich überhaupt nicht akzeptablen Filmszenen beinhaltet.
2. Die deutsche Synchronisation des Originals ist zum Haare raufen. Nicht nur dass sie einfach technisch wirklich schlecht ist, sondern sich irgendein Schwachkopf 1977 dachte, es wäre dem deutschen Zuschauer nicht zuzumuten, die Originalgeschichte zu erzählen: dass die Outcasts hier Abkömmlinge von Menschen sind, die dank US Army – Atomtests verstrahlt wurden. Im deutschen sind diese – abgesehen von schlechten Zähnen – eben wie Menschen aussehenden Angreifer nun gestrandete Außerirdische, die ihr UFO nicht mehr in Gang bringen und deshalb sauer sind. Inklusive solch ausgedachter Schwachsinns-Off-Kommentare wie „Hier auf diesem Planeten nennt man das Geisel, was wir hier haben“
3. Arte hat tatsächlich kürzlich erstmals im deutschen Fernsehen eine ungekürzte Version ausgestrahlt, die noch in der Mediathek zu finden ist

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https://blogs.taz.de/popblog/2018/11/07/filmkritik-the-hills-have-eyes-von-wes-craven/

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kommentare

  • Daran erinnere ich mich gar nicht mehr, würde mich aber nicht wundern. Ich fand die ganze Eltern-Rache-Szene gegen Ende etwas arg theatralisch. Dabei hatte der Film zu Beginn noch eine sehr rohe, direkte Machart, aber ein bisschen drüber und somehow styled wollte der Craven wohl auch sein.

  • Was ich bei Last House On The Left allerdings verwirrend fand, waren diese Zwischensequenzen mit der Polizei, die beinah so 70ies Slapstick-Humor hatten. Das habe ich bis heute nicht kapiert, was da der Sinn sein sollte.

  • Danke für den Kommentar. Hättest aber gerne noch ein bisschen ins filmische Detail gehen können. Was mich zum Beispiel sehr geärgert hat, war die vollkommen beschissene Beleuchtung des Sets, wodurch eine absolut unkonturierte Filmwelt entstanden ist, die in ihrer Unberechenbarkeit nicht unheimlich, sondern bloß inkonsequent wirkte. Finde Aja jetzt auch nicht prickelnd, kam aber den eigenen Zielen, Terrorkino zu schaffen, deutlich näher als Craven. Wie du richtig sagst, mit „Last House on the Left“ war er zur gleichen Zeit schon erheblich besser.

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