„Bowie Horror Picture Show: War gestern in der gelobten LAZARUS-Inszenierung im Deutschen Schauspielhaus und weiß endlich wieder, warum man Theater so zweifelhaft bis scheisse findet.
Zielsicher sucht man sich die schmockigsten Bowie-Songs aus und jubiliert die meisten in voller Länge kaputt. Die Dramaturgie ist eine Frechheit: Auf Sätze folgt ein Song, dann wieder eine Dialogstelle, dann kommt wieder Gesang und die Schauspieler sprechen was, damit dann wieder ein Lied undsoödeundsofort. Die Texte sind unpointiert und leer, die erzählte Geschichte eh sagenhaft unsagenhaft, obwohl es um das gute alte Nicolas Roeg-Märchen geht.
Dazu erinnert die Choreografie lustigerweise an eine der (gar nicht mal so wenigen) schwer unsicheren Stilphasen Bowies, nämlich an die „Glass Spiders-Tour“; ist also die pure Pein. Und die alte Regel, dass man Bildschirme mit modernem zersplitterten Cutup-Polit-Medien-Terror im Theater dann einsetzt, wenn einem nichts mehr einfällt, befolgt der Regisseur Falk Richter auch ganz gern.
Investiert wurde in Kostüme, damit man weiß, dass Bowie ja der war, der sich öfter umgezogen hat. Zudem in ein Bühnenbild, das natürlich die Drehbühne nutzen muss (dafür ist sie ja da) und naheliegend einen Lichtsteg in Form eines Blitzes ins Parkett ragen lässt.
Es ist also alles da, was ein Erfolgsstück ausmacht: Unfassbar viel Geld für unfassbar wenig Ideen, die Strahlkraft eines toten Künstlers, der genau deshalb nicht interessant war, wofür er hier steht (nämlich Mummenschanz und Ungenialität) – und gute Schauspieler, die schauspielermäßig gut singen können.
Ich rate schwer ab.“
(Gereon Klug auf Facebook)
Anmerkung: obiges Foto stammt aus der Düsseldorfer Inszenierung von „Lazarus“, nicht aus der Hamburger.
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[…] verwundern, dass hier Wortwitz und absurder Reim durch die Zeilen rauscht. Gereon Klug war ja schon das eine oder andere Mal Lieferant für die Schmähkritik-Rubrik und deshalb freuen wir uns natürlich über […]