Kirill Serebrennikovs Film erzählt vom Ursprung der sowjetrussischen Punkbewegung. Westplatten, ob von Bowie, Onkel Lou oder Blondie, sind seltenes Schmuggelgut und die Sex Pistols auf verschlungenem Wege zu Idolen des Untergrunds und der Unangepassten geworden. So spielen also eine handvoll Tunichtgute in der Sowjetunion ihre Lieder auf einmal im Sound von Lou Reed und in der Fuck-You-Attitude der Sex Pistols (oder was immer Fuck You auf russisch heißt).
Seine stärksten Momente hat „Leto“ immer wenn er aus seinen schwarz-weiß-gefilmten, eleganten Künstlerkreisbetrachtungen ausbricht und in schönstem Punkgestus auf einmal die Leinwand sprengt. Dann wird „Leto“ zu einem fantastisch aussehenden Videoclip*, in dem alles möglich ist. Am Ende schaut ein Charakter namens „Skeptiker“ (der wunderbare Aleksandr Kuznetsov) in die Kamera, übernimmt den griechischen Punk-Chor und sagt: „Das ist alles so nie passiert“.
Nicht nur in diesem Aspekt ist „Leto“ eine Art sowjetrussische, semidepressive Variante von „24 Hour Party People“.
*Die „Psycho Killer“ – Szene gehört definitiv zu den besten Filmsequenzen des ganzen Jahres:
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