Einer der Berlinale-Höhepunkte: ein hanekehaft unangenehmer Film über Alltagsrassismus, Paranoia und wie Schlechtes Schlimmes gebiert.
Xhafer, erfolgreicher wissenschaftlicher Manager mit kosovarischem Hintergrund, wird von seinen Kollegen geschnitten und gemobbt – ob aus rassistischen Motiven oder aufgrund seiner Position & Aufgabe in der Firma wird nie explizit ausgesprochen. Xhafers deutsche Ehefrau wendet jedenfalls beruhigend ein: „Du musst das nicht immer auf Rassismus beziehen. Vielleicht mögen sie dich als Mensch einfach nicht“ (solche Sätze kann natürlich niemand besser als eine erneut hervorragende Sandra Hüller trocken fallen lassen!).
Ob ausgesprochen oder nicht – Xhafer (ein wunderbar-brodelnder Misel Maticevic) bezieht es ohne Frage auf seine Herkunft und die Schwierigkeit, wirklich anzukommen in einem fremden Land, in dem er gefangen scheint aus Misstrauen dem Fremden gegenüber und einer Überkompensation, die sein Fremdsein eben auch wieder thematisiert und ihn als Person vereindimensionalisiert.
Obwohl „Exil“ ausschließlich aus Xhafers Perspektive erzählt, gelingt es ihm mit kleinen Szenen auch andere Charaktere mit einem Hintergrund auszustatten und verweigert so jedes schwarz/weiß-Denken, das man anfangs vielleicht noch erwarten könnte. Es steht außer Frage, dass Xhafer übel mitgespielt wird und das wird auch nicht entschuldigt – aber „Exil“ bringt den anderen Figuren einen Unterbau des „Warums“ mit, das diese Spirale des Gegenseitigenverletzens erdet.