Ich habe eine Playlist aus den besten aktuellen Alben des Jahres zusammengestellt – die soll auch in (zwei-)wöchentlichem Rhythmus aktualisiert werden, also gerne abonnieren/followen oder wie immer man das auf Spotify nennt.
1. Say Nothing – Baxter Dury
Der Sleazelord der britischen Musik mit dem Schlußtrack seines verdammt starken neuen Albums: „Baxter! Loves You!“. Liebe zurück!
2. Automatic Driver – La Roux
Die Britin Elly Jackson kehrt nach langer Pause zurück und marschiert weiter auf dem 80er-Pfad Richtung Neuzeit. In der Zwischenzeit sind wir beim Yachtrock der Mitt80er angekommen!
3. I Don’t Wanna – Pet Shop Boys
Der beste Track auf dem neuen Pet Shop Boys – Album, der sich an ihre Wurzeln erinnert und so stark nach „Please“ oder „Actually“ klingt wie lange nicht.
4. The Adults Are Talking – The Strokes
Mein meistgehörtes Album derzeit. Bald mehr dazu.
Jetzt aber schon: „The Adults Are Talking“ ist ein Hit.
5. Napoleon – Riki
Wave-Synth-Pop aus Los Angeles für den Schlangentanz in der Schwarzkittel-Disco (um mal ein Zitat von Horst E Motor zu leihen)
6. Blizzard – Pauls Jets
The Return of the austrian Wunderkind: Pauls Jets mit der ersten Single vom zweiten Album – beginnt bei Kavinsky und endet bei Reinhold Messner.
7. Du musst gar nix – Die Sterne feat. Düsseldorf Düsterboys
Lang (7:16) und gut: Frank Spilkers Sterne in Zusammenarbeit mit unseren liebsten Düsterboys erinnert in seiner lässigen, nonchalanten Beschwingtheit an die Glanzmomente auf „Irres Licht“.
8. For Your Pleasure – Shopping
Post-Punk aus East London, der hier nicht mehr ganz so spartanisch New-York-No-Wave klingt wie früher, sondern mehr mit Synthies arbeitet.
9. Disposable – Public Practice
Sehr spannender Post-Punk: Public Practice sind aus der Asche der New Yorker Art-Rock-Band WALL entstanden.
10. Be Like Them – Wire
Ja, die „I Am The Fly“ WIRE sind zurück. Auf dem düsteren „Be Like Them“ erinnern sie schön an pointierte, riffstarke Songs wie „Mercy“ vom legendären zweiten Album „Chairs Missing“
11. Loaded – HMLTD
Die neuen Adam Ant spielen auf „Loaded“ stärker ihre Countrypunk-Seite aus als ihren inneren David Bowie.
12. Dübelmann – Odd Couple
Ein wenig doof, aber schon einfach sehr geiles Riff: der Dübelmann von Odd Couple. Er schlägt übrigens die Dübel in die Wand, der Dübelmann.
13. What AfD Thinks We Do – Akne Kid Joe
Die Punkband der Stunde mit ihrem Hit „What AfD thinks we do“, der den alten Verschwörungsquatsch über Antifa-Berufsdemonstranten einfach mal wörtlich nimmt: „Doch ich bin megahappy mit meiner Jobauswahl / malochen gegen AfD und das Kapital / hauptsache nicht Banker oder Polizist / ich bin festangestellter Linksextremist /
Ich hab einen ANTIFA-Tarifvertrag“
14. Somnambulismus – Acht Eimer Hühnerherzen
Acht Eimer Hühnerherzen spielen auch auf dem zweiten Album immer noch den hübschesten Die Ärzte früher Sound. Unwiderstehlich.
15. Angola Rodeo – Black Lips
Auf dem neuen Country-Album der Black Lips ist „Angola Rodeo“ ein schöner Saloon-Klavier-Rauswerfer.
16. Texas Drums Pt. I & II – Pottery
Einer der vielen guten Songs aus einem fantastischen Album, das mich von Talking Heads bis Can zu The Gun Club denken lässt.
17. Alcoholism – Mint Mind
Der vierte Tocotronic Rick McPhail mit einem 90ies-Indie-Brecher.
18. Daily Routine – Disq
Die neue Saddle-Creek-Band trägt das Feuer der spät-90er-Pavement weiter.
19. Hell – Waxahatchee
Katie Crutchfield ist mit ihrem Waxahatchee-Projekt zurück und taucht mit „Hell“ in schönen Country-Folk ein.
20. Never Work – Ariel Sharrat & Mathias Kom
Ich habe zwar nicht ganz verstanden, warum das Konzeptalbum über die Arbeitswelt 2020 nicht unter dem Namen von The Burning Hell veröffentlicht wurde, sondern unter den Klarnamen der beiden Burning Hells, aber sei es wie es ist. „Never Work“ ist ein super Folksong, der das alte Situationisten-Credo im Refrain zitiert „Never Work / Never Suffer“ und es mit Burning Hells „Fuck The Government, I Love You“ aufnehmen kann.
21. Grill Royal – Marlène
Hervorragender Chanson aus Neukölln über einen Berliner Aufstieg vom dortigen Kiez bis ins Grill Royal: „So schade um deinen schönen Geist / erhängt aus Angst vor Unvollkommenheit / Am Strick aus Sehnsucht nach Geltung und Macht / um dazuzugehören zur Crème dieser Stadt / Du kommst hier nicht raus, Alter, du hast keine Wahl / Auch nicht bei Hummer im Grill Royal“.
22. Bad Karma Boy – Husten
Husten ist ein Projekt von Moses Schneider mit Gisbert zu Knyphausen und erinnert an das Kid-Kopphausen-Projekt von letzterem mit Nils Koppruch.
23. Give/Take – Porridge Radio
Vielleicht die englische Band der Stunde. Porridge Radio spielen dem Namen durchaus angemessenen geradlinigen britischen Indierock und leben vor allem vom Charisma und den Lyrics der Sängerin Dana Margolin.
24. Just For Kings – Petra & Der Wolf
Erneut ein sehr gutes Album aus Österreich, in dem ich Ansätze an etwas konventioneller strukturierte Friends Of Gas wie auch an Sonic Youth heraushöre.
25. Lonely Dance – Die Arbeit
Die Arbeit (früher unter dem deutlich schlechteren Namen Leo hört Rauschen unterwegs) erinnern mich an die frühen Messer. Manchmal wünschte ich mir zwar, die Gitarren würden mehr krachen und die Vocals wären nicht so clean nach vorne gemischt, aber auf Songs wie dem Albumcloser „Lonely Dance“ kommen die Einzelteile doch ganz hervorragend zusammen.
26. As The Sun Sets – Sorry
Ursprünglich sind Sorry als recht straighte Post-Punk-Band gestartet, haben sich bis zu ihrem jetzt veröffentlichten Debütalbum aber doch breiter geschichtetem Indie angenähert.
27. Yoko Ohne – Die Gruppe OIL
Die Gruppe OIL besteht aus Reverend Christian Dabeler, Timur Mosh Cirak, Gereon Klug und Maurice Summen – und bei Nennung der letzten beiden Namen dürfte nicht verwundern, dass hier Wortwitz und absurder Reim durch die Zeilen rauscht.
28. Das kosmische Genie – PauT & The GreaT Kellys
PauT ist auch Bassist in der Nino Aus Wien – Band, veröffentlicht aber schon seit gut zehn Jahren auch Songs unter eigenem Namen. War „Popstar aus Plastik“ zuletzt eher in Richtung Falco schielend, ist das neue, starke Album um die Lead-Single „Das kosmische Genie“ voll mit den schönsten 60ies- und Beatles-Referenzen
29. The Poet (Can’t Jam) – Born Ruffians
Eine Orgel dominiert den Refrain von „The Poet“, der wie schon frühere Glanztaten der kanadischen Indiepop-Band Born Ruffians die Gleichzeitigkeit von Melodie und Chaos zeigt.
30. Am Ausgang des Verstands – Der englische Garten
Wie die Strokes! Nach sieben Jahren Stille kehren Der englische Garten mit einem schönen Soul-Pop-Stück zurück, das auf Tapete Records in guter Nachbarschaft zur Liga der gewöhnlichen Gentlemen erscheint.
31. Tapetentür – Messer
Der harsche Post-Punk der frühen Tage ist zumindest auf Platte bei Messer einem dubbigeren 80ies-Sound gewichen, was Hendrik Otrembas tollen Lyrics nur noch mehr Raum gibt. Ein wirklich fein ausproduziertes Album, mit einer großen Tiefe im Sound.
32. Alexandra – RVG
RVG – die letztes Jahr auf dem Reeperbahnfestival eine der Entdeckungen waren – finde ich eine etwas kuriose Mischung: auf der einen Seite ist hier die Melodieseligkeit von Middle Of The Road – Rock zu sehen, auf der anderen Seite schläft auf dem Album immer wieder auch Go-Betweens-Sound durch. Vielleicht ist das einfach so, wenn man Australien seine Heimat nennt.
33. Love Me Wrong – Allie X feat. Troye Sivan
„Love Me Wrong“, Allie X Single mit Troye Sivan, schafft es, Pathos mit Coolness zu vereinen, dass auch das kleine „I’m special, so special“-Nicken in Richtung Radiohead in Ordnung geht. V Magazine hatten schon recht als sie Allie als „the weird girl with the best shoes“ bezeichneten.
[…] Update unserer Best New Music Playlist, diesmal durchaus krautrocklastig! (alte Texte zur Playlist: hier, hier und […]