Ein Bombenattentat in Berlin. Nach einem sehr stark inszenierten ersten Akt, der sowohl eine betroffene Familie einführt als auch die Tat selbst zeigt, wird schnell klar, dass Christian Schwochow nicht an einem Terror-Thriller gelegen ist, sondern dass er die Mechanismen und Methoden der Neuen Rechten entblössen will. Das gelingt zunächst gut, denn „Je Suis Karl“ ist weit entfernt vom dumpfbackigen Skinhead-Klischee und hat mit dem hervorragend smart spielenden Jannis Niewöhner als Verführer In Chief das notwendige Charisma besetzt, um die Anziehungskraft glaubhaft zu machen.
Leider entgleist Schwochow im letzten Drittel „Je Suis Karl“, wenn die False Flag Operationen der Neuen Rechten zu Ende gedacht werden – weder sind die Entscheidungen der Charaktere nachfühlbar noch ist der Fortgang an sich spannend. Das hat bei einem ähnlichen Thema zuletzt Jan Komasa in „The Hater“ (auf Netflix zu sehen) mit mehr Panache erzählt.