7inch #recordoftheday
Masquerade – Guardian Angel
(Drafi Deutscher)
1983, Metronome / Charts: D #2
Wenn es je ein Genie im deutschen Schlager gegeben hat, dann war es Drafi Deutscher. Ob mit den 60s Beat-Songs „Marmor, Stein und Eisen bricht“ (sogar #80 in den USA!) und „Shake Hands“ oder am Ende den „You Win Again“-haften Mixed Emotions – Schlagern hat der gebürtige Charlottenburger über Jahrzehnte Hit auf Hit geschrieben. Seine Karriere war ein beständiges Auf und Ab, ob nun ein Skandal wegen „betrunken vom Balkon urinieren“ die erste Hochphase beendete oder später Steuerschulden und Drogengenuss.
Seine größte Stunde – neben Marmorstein natürlich – war wohl „Guardian Angel“, was in Deutschland als Aufnahme von Nino De Angelo unter dem Namen „Jenseits von Eden“ sogar noch bekannter sein dürfte. „Guardian Angel“ schrieb das SPD-Mitglied Deutscher unter dem Pseudonym Kurt Gebegern (was man gern als augenzwinkernden Kommentar zu seinen Finanzamtsschulden werten darf) und sang incognito beide Singstimmen ein. „Guardian Angel“ kletterte auf Platz 2 in den deutschen Single-Charts und platzierte sich in den Hitparaden von Schweden bis Neuseeland. Die deutschsprachige de-Angelo-Version war sogar zehn (!) Wochen auf Platz 1 in Deutschland und schaffte den Sprung in die britischen Single-Charts, wo sie sich neun Wochen in die Top75 verirrte. Die Original-Version „Guardian Angel“ ist auch dank des weniger bibelfesten Textes von Drafi deutlich weniger schmalzig als die Nino-Variante.
Was man bei Drafi Deutscher gern vergisst: neben seinen bekannten Hits hatte Drafi auch etliche Exkurse unter verschiedensten Pseudonymen – meine liebsten sind Hektor von Usedom, Renate Vaplus, Kaiser von China und Erus Tsebehtmi (rückwärts gelesen: Sure, I’m the best) – unternommen und beispielsweise 1985 eine ziemlich gute Italo Disco Platte als Ironic Remark aufgenommen.
Nino De Angelo ist ja ein kongenial cooler Performer.