She came to me (Regie: Rebecca Miller)
Als Rebecca Miller zuletzt auf der Berlinale zu Gast war, überzeugte sie mit dem sehr gelungenen „Maggies Plan“, einem Noah-Baumbach-esquen New-Yorker-Neurosen-Reigen.
Neurosen gibt es auch in Millers neuestem Film „She came to me“ galore. Von „Romantiksucht“ zu Panikattacken, krankhaftem Putzfimmel zu Law-And-Order-Fanatismus trägt jeder ihrer Charaktere sein Scherflein zum großen Schrullen-Klingelbeutel bei. Das ist alles für sich genommen ganz nett, zerfällt aber emotional in zwei Teile. Während eine Teenie-Love-Story ernst und aufrichtig gespielt ist, chargiert die Erwachsenengeneration um Peter Dinklage, Marisa Tomei und Anne Hathaway (in einer Wiederaufnahme ihrer überkandidelten „We Crashed“-Performance) ordentlich durch die Geschichte und ihr Dreiecksverhältnis.
Leider fehlt diesmal allerdings dem Drehbuch der Witz, so dass „She Came To Me“ selten ganz überzeugen kann und auch inszenatorisch nur bei der Darstellung der von Peter Dinklages Charakter geschriebenen Opern glänzt (wobei nie ganz klar ist, ob es sich hier um Parodie oder Verneigung vor der modernen Oper handelt).
Ein ordentlicher Film, aber seltsam klein und unangemessen für eine Berlinale-Eröffnung.
Kokomo City (Regie: D. Smith)
In prächtigem Schwarzweiß und mit Blackploitation-Soundtrack unterlegt interviewt D. Smith Schwarze Trans-Sexarbeiterinnen, die vor Selbstbewusstsein und noch mehr Flamboyanz übersprühen. Zwar werden die fragwürdigen Aspekte nicht unter den Tisch gekehrt – die für den Einstieg in die Sexarbeit verantwortliche, fehlende soziale Absicherung oder die ständige Gefahr, von Freiern angegriffen zu werden – aber D. Smith will keinen Elendsporno drehen, sondern stolzen Personen eine Fläche bieten. Das ist dank seiner Protagonistinnen, die nun wirklich *Charaktere* sind, kurzweilig und mit viel Veve umgesetzt.