vonChristian Ihle 24.02.2023

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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Inside (Regie: Vasilis Katsoupis)

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Ein Penthouse in Manhattan, Wand zu Wand teure Gemälde.
Willem Dafoe steigt als namenloser Dieb professionell ein, erwählt die wertvollsten Kunstwerke (Schiele!) und… löst eine Fehlfunktion aus, die das Appartment verriegelt. Wie ein Blick in den Kalender am Schreibtisch verrät: Herr Oligarch weilt die nächsten Monate in Kasachstan, Dafoe muss also entweder ausbrechen oder sich einrichten.

Abwechselnd bemüht er sich um beides: entweder diesen formschönen modernen Betonklotz von einer Wohnung auseinander zu nehmen oder die minimalen Lebensbedürfnisse mit den vorhandenen Reserven zu versorgen. So wird “Inside” zu einem existentialistischen MacGuyver, einer Robinsonade in Zeiten des Turbokapitalismus. 

Dass Regisseur Vasilis Katsoupis für dieses Projekt Willem Dafoe gewinnen konnte, ist ein großes Glück. Denn es gibt nicht viele Schauspieler, deren Überlebens- und Befreiungskampf man 105 Minuten ohne eine Sekunde Abwechslung zuschauen könnte.

Talk To Me (Regie: Michael Philippou, Danny Philippou)

Ein “Flatliners” für die Tik-Tok-Generation.

Eine Gruppe Teenager beschwört in einem Ritual Geister und hat im Folgenden Begegnungen mit den Toten. Angesichts der wirklich sehr ausgelutschten Geschichte schon mal Props, wie das junge Regie-Duo Philippou hier einen immer spannenden 90minütiger zimmert. Das Sounddesign ist zudem bemerkenswert: es knacken die Knochen, dass die Leinwand vibriert.

Zwar scheint mir weder die Geschichte in sich ganz konsistent zu sein noch wissen die Philippous mit ihrem Trauerbewältigungssubtext viel anzufangen, aber die Konsequenz der Storyentwicklung und die Härte mancher Szenen heben “Talk To Me” klar von üblichem Teenie-Horror ab.

Manodrome (Regie: John Trengove)

“Falling Down” mit Incel Inside.

Ralphie (Jesse Eisenberg) hat seinen Arbeiter-Job verloren, die Mutter ist tot, der Vater weg. Nun fährt er Uber und erwartet mit der gleichsam vom Leben versehrten Sal (Odessa Young) auch noch ein Kind. Wer soll das bezahlen, wer soll all die Last der Welt, die auf die Schultern junger Männer drückt, tragen?
Die Bruderschaft der Männer natürlich! Ralphie findet Zugang zu einer Gruppe Dudes, die in einem luxuriös eingerichteten Landhaus sich gemeinsam das zölibatäre Leben schwören, sich die Ersatzfamilie geben und Frauen verfluchen.

Einerseits gelingt John Trengove eine recht genaue Analyse der zugrundeliegenden Ursachen für Ralphies Weg hinaus aus der Gesellschaft, in die Arme des radikalen Rands. Andererseits überfüllt er “Manodrome” auch mit zu viel Issues, die gar nicht notwendig gewesen wären, um den eigentlichen Punkt herauszuarbeiten. Mindestens ärgerlich ist dabei ein Closet-Gay-Exkurs, der hart an Homophobie entlangschrammt.

So bleibt ein ordentliches, von Jesse Eisenberg und Adrien Brody stark gespieltes Drama, das sich aber die eine oder andere Abzweigung sparen könnte.

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