Über drei Folgen befasst sich die Miniserie des Bayerischen Rundfunks mit den Machenschaften hinter dem glitzernden Vorhang des Musikbusiness.
Während Folge 1 sich auf die Verteilung der Spotify-Milliarden konzentriert und dabei eine erstaunliche Besetzung von klagenden Musikern an den Tisch bekommt (von Peter Maffay über Jennifer Rostock & Balbina zu Rocko Schamoni), zeigt Folge 2 dunkle Spotify-Machenschaften mit Fake-Musikern und Payola-Anklängen (kommt man doch gegen Zahlung auf eine kuratierte Playlist?), wobei zwischendurch auch die durchaus lustige Erkenntnis entsteht, dass Regen (also der echte Regen bzw. der Sound von Regengeplätscher) mehr Plays bei Spotify hat und damit mehr Geld verdient als die versammelte deutsche Rock Royalty am Beschwerdetisch zusammen.
Folge 3 wendet sich dann dem Konzertgeschäft zu und pickt sich hier Platzhirsch Eventim heraus, zeigt dessen marktbeherrschende Stellung, die Hilflosigkeit des Bundeskartellamts (vielleicht mit etwas arg viel schulterzuckendem Grinsem vom Kartellamtschef vorgetragen) und letztlich deren Dirty Move, die Booking Agentur der Fantastischen 4 von unten wegzustehlen.
Tierisch genervt hat mich der ‘flotte Jugendsprech’ der Autorin, aber inhaltlich ist “Dirty Little Secrets” vor allem deshalb gut, weil die Serie auf ernsthafter journalistischer Investigativarbeit beruht, auch wenn die Erkenntnisse für alle, die mit dem Musikbusiness zu tun haben, nun nicht allzu überraschend sein dürften. Dennoch gut, dass “Dirty Little Secrets” seine Klagen auf seriöses Fundament stellt, auch wenn vieles natürlich am Ende eigentlich nur in Systemkritik selbst enden müsste, denn aus einer rein kapitalistischen Verwertungslogik sind viele der beanstandeten Vorfälle tatsächlich eben: logisch.
Hier fehlt mir dann auch manchmal die Differenzierung: es macht eben schon einen Unterschied, ob ein Labeldeal “gefühlt” unfair ist, ob darüber hinaus eine marktbeherrschende Stellung zu verzerrter Einnahmenverteilung führt oder ob on top of that auch noch quasikriminelle Energie die Kuchenstückchen verkleinert – alle drei Elemente finden sich in der Dokumentation wieder, allerdings nicht unbedingt mit der ihnen zustehenden unterschiedlichen Wertung.
Dennoch: hoffentlich nur der Auftakt für weitere Blicke hinter den Vorhang der Musikindustrie, denn für eine offensichtlich auf junges Publikum hin konzipierte Serie ist “Dirty Little Secrets” erfrischend ernsthaft in seinem Inhalt (wenn auch nicht in seinem Ton).
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