vonChristian Ihle 03.08.2023

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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Durch Zufall entdeckt, dass das WDR die allererste Folge von “Schmidteinander” ausstrahlt, die ich tatsächlich nie gesehen hatte (Fernsehen früher: wir in Bayern hatten ja nix, nicht einmal das WDR, so dass man “Schmidteinander” ursprünglich erst ab der dritten (?) Staffel sehen konnte, als der Move in die ARD vollzogen wurde).

Zu meiner Überraschung war “Schmidteinander” ursprünglich offensichtlich als große Abendshow konzipiert, mit mehreren Musikgästen (Bob Geldof!) und einer 90 Minuten Spielzeit. Gerade letzteres hat man glücklicherweise nach der ersten Staffel eingedampft, auf eine verträgliche Stunde.

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Erstaunlich aber, wie wild “Schmidteinander” immer noch wirkt, wie anarchisch und radikal. Auch wie albern! Eine beispielhafte Szene: Im Hintergrund kocht Brösel “Halts Maultaschen” (angebratene Dosen-Ravioli), während Schmidt – auf der Chaiselongue liegend – völlig ernsthaft eine Sexarbeiterin interviewt und ihr harte Business-Fragen zum Geschäftsverkehr zwischen Weihnachten und Neujahr stellt.

Vieles von Schmidts späterer Karriere kann man bereits in diesem ersten richtig großen eigenen Auftritt lesen, von den Late-Night-Momenten am Schreibtisch bis zum unbändigen Willen, die deutsche Abendunterhaltung durch gleichzeitige Überaffirmation wie offensichtliche Verachtung zu dekonstruieren.

Mit 90 Minuten natürlich zu lang, weil in seinem Absurditätsfeuerwerk irgendwann auch anstrengend, aber auch 33 (!) Jahre später eine immer noch erstaunlich frische, mitreissend wilde Show.

Montags abend wiederholt das WDR nun die ersten 17 Folgen

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