vonChristian Ihle 31.07.2023

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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Talk To Me (2022, Regie: Michael Philippou, Danny Philippou)
im Kino

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Ein “Flatliners” für die Tik-Tok-Generation.

Eine Gruppe Teenager beschwört in einem Ritual Geister und hat im Folgenden Begegnungen mit den Toten. Angesichts der wirklich sehr ausgelutschten Geschichte schon mal Props, wie das junge Regie-Duo Philippou hier einen immer spannenden 90minütiger zimmert. Das Sounddesign ist zudem bemerkenswert: es knacken die Knochen, dass die Leinwand vibriert.

Zwar scheint mir weder die Geschichte in sich ganz konsistent zu sein noch wissen die Philippous mit ihrem Trauerbewältigungssubtext viel anzufangen, aber die Konsequenz der Storyentwicklung und die Härte mancher Szenen heben “Talk To Me” klar von üblichem Teenie-Horror ab. (6+/10)

Stillwater (2021, Regie: Tom McCarthy)
auf Amazon Prime

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“Stillwater” ist eine nicht wirklich zueinanderfindende Mischung aus Justizdrama, Kulturschockfilm und Liam Neeson – Daddyaction.

Die vom realen Amanda-Knox-Fall inspirierte Geschichte um eine amerikanische Austauschstudentin unter Mordverdacht wirft den Zuschauer recht unvermittelt mitten in die Story, als die Tochter bereits eingekerkert und Daddy auf Besuch in Europa ist. Seine besten Momente hat “Stillwater” kurioserweise weder im Justizdrama zu Beginn noch im “Prisoners”-Ende, was beides sehr unterkühlt spielt, sondern im eher uspektakulären Mittelteil, als Matt Damon als Redneck-Bohrarbeiter sich mühsam in Marseille assimiliert und seine Make America Great Again – Arroganz langsam ablegt.

insgesamt aber herzlich unaufregend, in sich zerrissen und um eine gute halbe Stunde zu lang. (5/10)

M3GAN (2022, Regie: Gerard Johnstone)
zur Leihe bei Apple, Youtube etc..

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Hochglanz-Trash um eine Roboterpuppe gone rogue, aber so kompetent gemacht, dass “M3GAN” auch ohne groß überraschende Gongschläge im Story-Uhrwerk kurzweilig unterhält.

Das erschreckendste an “M3GAN” ist zwar das Uncanny Valley, das die Roboterpuppe nicht nur touchiert sondern sich mit einem Kopfsprung reinwirft, aber das dürfte durchaus in der Absicht des Films gelegen haben. Allison Williams bringt in der Hauptrolle eine angenehme Lebensnähe in die sonst eher klischeehaften Charakterriege. Drehbuch übrigens von James Wan und damit so ziemlich das Beste, was er seit dem ersten “Saw”-Teil gemacht hat. (6/10)

Crimes of the Future (2022, Regie: David Cronenberg)
auf Amazon Prime

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Cronenberg in maximalem Cronenberg-Modus, die Bodymod-Szene kann jubilieren – kann mich nicht erinnern in einem (halbwegs) Mainstream-Film mal so ein Abtauchen in Körperveränderungen gesehen zu haben.

Allerdings ist es manchmal nicht leicht, der Geschichte zu folgen und zu verstehen, um was es hier eigentlich geht (Performancekunst, Undercoverpolizei, Bodymod-Extremistenszene spielen eine Rolle). Stärke von “Crimes Of The Future” (toller Titel!) ist klar das Worldbuilding und die Fantasie, die Cronenberg in diese Welt steckt. Das schabt schon am Rand der Absurdität, sieht aber eklig toll aus, all diese halblebenden Maschinen, in denen diese Menschen stecken und die ihre Degeneration befeuern oder überwinden helfen sollen (don’t know).

Das Ende kommt so plötzlich, als hätte Cronenberg einfach mit einer Schere seinen Filmstrang abgeschnitten und wäre nach Hause gegangen. Als Ganzes ein schwieriger, nicht unbedingt gelungener Film, der aber durchaus bemerkenswerte Momente bereithält. (6/10)

A Day in a Life (2021, Regie: Larry Clark, Jonathan Velasquez)
auf mubi

15minütiger Kurzfilm von Larry Clark. Und Larry Clark wäre nicht Larry Clark würde er in dieser Viertelstunde nicht Masturbation, Drogen, jugendlichen Eskapismus und einen stierenden Blick auf Teenager-Körper unterbringen. Leider erzählt er darüber hinaus aber auch nicht mehr und so bleibt nur ein Schulterzucken.
Pointless. (5/10)

An einem schönen Morgen (2022, Regie: Mia Hansen-Løve)
auf mubi

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“Slice Of Life”-Film, der offensichtlich autobiographisch beeinflusst ist (Mike D’Angelo fasst das schön in diesem Satz zusammen: “the details are too precise for pure fiction, the anecdotal shapelessness too maddening”), aber mich vielleicht wegen seiner direkt aus einem anderen Leben gegriffenen Erzählung gar nicht in meinem erreicht hat.

Die On-Off-Beziehung von Léa Seydoux mit Herrn Professor, der gefühlt im Minutentakt seine Frau verlässt oder eben Seydoux im Regen stehen lässt, macht mich ganz fuchtig, die zweite Storyline mit dem einer demenzähnlichen Erkrankung anheim fallenden Vater des Seydoux-Charakters erreicht gegen Ende eine gewisse Schwere, doch zuvor wird mehr genervt in Pflegeheimen herumgesessen als die Tragik der Situation offenbar. (4/10)

Empire of Light (2022, Regie: Sam Mendes)
auf Disney+

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Enttäuschend blutleeres Drama, das irgendetwas über das Ende des Kinos, aber auch über wachsenden Rassismus sowie den Umgang mit bipolaren Störungen zu Beginn der 80er Jahre in England erzählen möchte. Wie diese drei Ideen in einen Film passen sollen, ist mir aber auch 120 Minuten später nicht klar.

Was bleibt? Schön sharpe Kleidung von Micheal Ward, mehrere “The Specials”-Referenzen und die hervorragende Kamera von Roger Deakins (zurecht die einzige Oscar-Nominierung für “Empire Of Light”).

Klar der schwächste Film, den Sam Mendes je gedreht hat. (4/10)

Auerhaus (2019, Regie: Neele Vollmar)
auf Amazon Prime

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Netter, unspektakulärer Film auf Basis des Bestsellers von Bov Bjerg.

“Auerhaus” gelingt gut, die Tristesse des Kleinstadtlebens in der BRD der 80er einzufangen, ohne in so Nostalgie-Signifier-Irrsinn wie “Stranger Things” zu verfallen.

Lässt sich schön anschauen, ohne mich allerdings groß zu ergreifen. (5/10)

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