Sophia, der Tod und ich (2023, Regie: Charly Hübner)
zur Leihe bei den üblichen Anbietern
In der Buchvorlage gelang Thees Uhlmann überraschend gut eine Gleichzeitigkeit aus Tragik und Schnoddrigkeit, die „Sophia, der Tod und ich“ so stark gemacht hatte: lustig genug, um diese letzte Reise nicht zu einem Trauerfest zu machen, aber so wehmütig, dass das nahende Ende nie zu einem Witz verkam.
Dieser Spagat stellt sich für die Filmversion von Charly Hübner als deutlich schwerer heraus, gerade „Der Tod“ (Marc Hosemann) ist in seinem trockenen Buster-Keaton-Overacting schon sehr auf der Komik-Seite gebaut und dominiert die Erzählung deutlich. Dadurch fehlt mir auch die Tiefe und „Sophia…“ gerät zu einem netten kleinen Filmchen, das aber keine emotionalen Treffer zu landen vermag. (5/10)
Zero Fucks Given (2021, Regie:Emmanuel Marre, Julie Lecoustre)
bei mubi
„Zero Fucks Given“ ist immer dann stark, wenn er quasi-dokumentarisch auf die Arbeitsbedingungen im modernen Kapitalismus blickt – hier anhand einer vorgeblich so freien Stelle wie Stewardess bei einer (Billig-)Fluglinie. Du siehst die Welt, du bist immer unterwegs – haben sie gesagt…
Adèle Exarchopoulos ist sehr gut als orientierungsloser Twen, der vor allem nur woanders sein will und sich einen Fuck für das Drumherum interessiert. Aber doch immer wieder an der eigenen Zerrissenheit verzweifelt.
Schwächer dann die zweite Hälfte von „Zero Fucks Given“, die eine familiäre Tragik als Begründung für diese Lostness einführt und hier nicht nur den Drive verliert, sondern mit diesem Trauma-Dump ja auch seine eigene Aussage aus der ersten Hälfte des Films verwässert. (6/10)
Invincible (2022, Regie: Vincent René-Lortie)
in der Arte Mediathek
Der für den besten Kurzfilm-Oscar nominierte Halbstünder ist eine schön gefilmte und ohne viel Firlefanz, dafür aber mit eindrucksvoller Dramatik erzählte, wahre Geschichte über den Freiheitsdrang eines Jugendlichen in einer Besserungsanstalt.
Gerade die Kürze erzeugt hier Wucht, weil sie damit viele der so oft gesehenen Knast-Klischees einfach überspringt und prägnant die Verzweiflung ob des Nicht-Frei-Seins auf den Punkt bringt.
Stark in Regie, Kamera und Schauspiel. (7/10)
Assassin (2023, Regie: Jesse Atlas)
bei Amazon Prime
Das ist er also, der letzte Streifen von Bruce Willis.
Natürlich ist auch „Assassin“ wieder ein Griff ins untere Regal wie zumeist in Willis‘ Spätphase, wenigstens aber nicht ganz so strunzdoof wie manch andere Exponate (siehe „Wire Room“ oder „Cosmic Sin“).
Nur wird der Körpertausch-Killer-Film „Assassin“ leider nie spannend und ist zudem recht konfus erzählt.
Mehr Achselzucken als Ärgernis. (4/10)
Lions Love (1969, Regie: Agnès Varda)
bei mubi
Agnes Vardas Hippiehymne hat zwar einige schöne Bilder aus dem L.A. von 1969, aber eben auch drei absolut unerträgliche, sich selbst spielende Haupt- bzw. Selbstdarsteller.
Prätentiöses Dauergeblubber, gern meta, gern vierte Wand, gern frech, gern pfiffig.
Schlicht nicht auszuhalten. (2/10)
Der Auslandskorrespondent (1940, Regie: Alfred Hitchcock)
zur Leihe bei WOW
New York, Amsterdam, London, die hohe See, wieder New York… Hitchcocks leidenschaftlicher Aufruf für eine Kriegsbeteiligung der USA gegen Hitler ist so weltumspannend wie ein alter James Bond Film. Dass der Plot um eine McGuffin-esque Friedensvertragsklausel in irgendeiner Art Sinn ergibt, wird selbst der größte Hitch-Fan nicht behaupten, aber etliche Szenen sind ganz formidabel inszeniert wie beispielsweise ein Attentat im Unwetter inklusive Regenschirm-Balett (ein Vierteljahrhundert vor Jacques Demy!).
Zu unförmig, um zu den großen Hitchcock-Filmen zu gehören, aber den Zuschauer immer mit 1000 Ideen beschäftigend. (6/10)