Caught Stealing (2025, Darren Aronofsky)
im Kino / zum Kauf
Angesichts der Aronofsky-Filmographie der letzten 15 Jahre ein erstaunlich frischer, flotter Film, der alles Überbordende aus „Mother!“ oder „The Fountain“ vermeidet und mehr wie eine Coens-meet-Safdies-Gangsterschnurre spielt.
Im Gegensatz zu vielen Thrillern mit hübschem Zug vermeidet Aronofsky aber durchgängig die Verniedlichung der stattfindenden Gewalt. Hier tun die Schlägereien wirklich weh, verliert man eine Niere, versaut sich das Knie oder gar schlimmeres. Dadurch fällt „Caught Stealing“ auch nicht in die Sub-Tarantino-Fallen des 90er-Jahre-Films.
Unterhaltsam und bis in die Nebenrollen gut besetzt, wenn auch nicht viel mehr. (7/10)
The Surfer (2024, Lorcan Finnegan)
auf Netflix
„Falling Down“, aber im Surfer-Milieu – das ist schon ein kurioser Pitch. Warum nicht mal die totale Eskalation ausgerechnet im Umfeld der Maximum-Relax-Dudes durchspielen?
Dennoch leidet „The Surfer“ an einem recht monotonen Hämmern der Storyline, die uns dafür aber Nicolas Cages Verzweiflung als alternder Surfer wirklich ordentlich nach Hause klopft. Michael Douglas hätte in „Falling Down“ schon fünf Köpfe weggeblasen bis Cage hier überhaupt anfängt, ernsthaft zu rumoren! (ich wäre spätestens dem Lockenkopf-Barista an die Gurgel gesprungen, tbh)
Auf der Habenseite steht allerdings die Weirdness mit der „The Surfer“ seine doch recht simple Storyline ausspielt. Die steht in der Tradition jener schwer erträglichen Oz-Filme wie Ted Kotcheffs berüchtigtem „Wake in Fright“ oder „Long Weekend“, die ihre Protagonisten an den Rand des Wahnsinns bringen, aber nicht unbedingt dabei auf Spannung, sondern mehr auf Verstörung setzen, dafür das Menschsein an sich hinterfragen. Macht diese Art Filme nicht unbedingt mitreissend oder gar unterhaltsam, aber doch anders genug, um länger nachzuhallen. (5/10)
Hollywood Vice Squad (1986, Penelope Spheeris)
auf Plex
Nach ihrem sehr starken Karrierestart mit der Punkdoku „The Decline of Western Civilization“ und dem sehr eingelebten Punkspielfilm „Suburbia – Rebellen der Vorstadt“ bewegte sich Penelope Spheeris Mitte der 80er nun in konventionelleren Bahnen (noch ein paar Jahre später wird sie „Wayne’s World“ drehen, den ich mit meinem neu erwachten Interesse an Spheeris auch mal re-watchen sollte).
„Hollywood Vice Squad“ ist ein Film mit leichter Action und etwas Augenzwinkern, der gut auch zu einem sleazy Thriller im Stil der frühen 80er – Schraders „Hardcore“ ohne die calvinistische Schuld – hätte werden können. Wahrscheinlich hätte ich die Sleazy-Variante bevorzugt, so ist „Hollywood Vice Squad“ eher mild entertaining, am interessantesten sicher immer dann, wenn Spheeris ihr Händchen für das gesellschaftlich Randständige beweist. (5/10)
Eight Eyes (2023, Austin Jennings)
zur Leihe
A Serbian Chainsaw Massacre. „Eight Eyes“ ist ein erfreulich langsam aufbauender Horrorfilm, der erst in seiner letzten halben Stunde eskaliert.
Bis dahin die alte Geschichte: amerikanisches Pärchen auf Trip durch Osteuropa, was kann schief gehen?
Heißer Lonely-Planet-Insider-Tipp meinerseits: Eventuell nächstes Mal doch nicht mit dem einäugigen Wahnsinnigen im Zug anfreunden und seine Familie im Hinterland besuchen?
„Eight Eyes“ ist im grobkörnigen 70er-Jahre-Stil gedreht, was dem Film eine angemessene Dreckigkeit gibt, die viele moderne Horrorfilme sonst vermissen lassen. Etwas schräg ist die inszenatorische Idee, diesen quasidokumentarischen Look mit psychedelischen Sequenzen wie aus Cosmatos- oder Kenneth-Anger-Filmen zu paaren und letztlich gar die Auflösung im flirrenden Unsinn zu verorten.
Für mich deshalb ein etwas antiklimatisches Ende, das auch nicht ganz zur erfreulichen Griffigkeit des Vorangegangen passen mag, was aber der Wirkung von „Eight Eyes“ dennoch keinen wirklichen Schaden zufügt. (7/10)
Freud: Jenseits des Glaubens (2023, Matt Brown)
auf MagentaTV
Hätte ich allein wegen Liv Lisa Fries‘ Beteiligung an einem internationelen Film mit Starbesetzung gerne mehr gemocht, ist aber ein erstaunlich langweiliges, erfundenes Rede“duell“ zwischen Freud (Anthony Hopkins) und C.S. Lewis (Matthew Goode).
Ich sag’s mal so: selbst in einem Horrorfilm wie „Heretic“ war mehr substantielle Diskussion um Fragen des Glaubens als in diesem Gespräch zwischen zwei Denkern. (4/10)
Was man von hier aus sehen kann (2022, Aron Lehmann)
zur Leihe
Habe nie recht verstanden, ob das jetzt ein Kinderfilm sein soll oder doch die Tragik des Erwachsenenlebens via magischen Realismus und Okapi auf die Leinwand bringen will. Bis auf die (nicht real stattfindende) Hundeköpfszene weniger sehenswert als die guten Bewertungen glauben lassen. (4/10)
Insomnia – Todesschlaf (1997, Erik Skjoldbjærg)
Beginnt wie klassischer Nordic Noir (1997, bevor das überhaupt ein Ding war!). Ein Mädchen wird ermordet, der personifizierte Trauerkloß-Detective (Stellan Skarsgard) kommt von außerhalb, um die Untersuchung anzuleiten. Es folgt Nebel, noch mehr Tod. Doch nach gut 40 Minuten geschieht etwas, das den Film in eine komplett andere Richtung lenkt und – muss ich zugeben – durchaus auch den Zuschauer vor Aufgaben stellt, weil „Todesschlaf“ sich ab hier dem klassischen „Polizist auf Mördersuche“-Plot verweigert und mehr zu einer depressiven Betrachtung von Schuld und Verantwortung wird.
5 Jahre später dann von Christopher Nolan mit Al Pacino als Stellan Skarsgard noch mal für Hollywood verfilmt. Hatte die Version damals im Kino gesehen, aber kann mich nicht mehr recht daran erinnern. (6/10)
Incoherence (1994, Bong Joon Ho)
auf mubi
Der Debütfilm des „Parasite“-Regisseurs Bong Joon Ho besteht aus drei Kurzgeschichten über die Heuchelei des Establishments. Ein, zwei kleine nette Ideen, aber herzlich unspektakulär. (5/10)