vonChristian Ihle 21.10.2025

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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Nach ihrer berüchtigten „The Decline Of Western Civilization“-Doku über Punk in Los Angeles drehte Penelope Spheeris 1983 diesen Spielfilm, der sich der gleichen Szene annahm.

Neben einigen erneut fantastisch direkt gefilmten Konzertmomenten (The Vandals, T.S.O.L.) konzentriert sich Spheeris auf eine Gruppe junger Punks, die ein verlassenes Haus besetzt haben und in Konflikt mit ihrer Nachbarschaft geraten.

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Dabei gelingt es Spheeris genau den richtigen Punkt zu treffen: weder wird das Außerhalb-der-Gesellschaft-Stehen der Punks zu sehr glorifiziert und „Suburbia“ so zu keinem Halbstarken-Exploitation-Film noch spricht sie die jungen Rebellen von aller Schuld frei. Insbesondere die Anfangsszene, bei der einer jungen Frau während eines Punkkonzerts die Kleider vom Leib gerissen werden, spricht Bände dafür, dass Spheeris bei aller grundsätzlichen Sympathie für das Außenseitertum keinesfalls jeden Verstoß gegen ‚Konventionen‘ rechtfertigen will. Dennoch wird klar: die Ersatzfamilie der Punks schenkt ihren Mitgliedern einen letzten Halt, den die Gesellschaft nicht zu geben vermochte – oder wollte. Die Gegner sind hier nicht einmal Staat und Polizei, die sogar überaus verständig zwischen den Fronten vermitteln wollen, sondern die alteingesessenen Bürger mit ihrer Wut gegen alles Fremde.

Beeindruckend ist die Konsequenz und Härte, mit der „Suburbia“ erzählt wird. Gerade die Sympathieträger des Films haben die härteste Zeit und wen die Geschichte der von Laiendarstellerin & Punkette Jennifer Clay gespielten Sheila nicht traurig macht, hat kein Herz.

Wie ein guter Punksong endet auch „Suburbia“ plötzlicher als gedacht in einer großen Konfrontation, die aber doch nur zeigt: am Ende verlieren alle. (8/10)

Fun Fact 1: „Suburbia“ der Pet Shop Boys wurde von diesem Film inspiriert, die Songzeile „Let′s take a ride, and run with the dogs tonight / In Suburbia“ dabei der offensichtlichste Querverweis zu den Geschehnissen im hundehaltigen Film.

Fun Fact 2: der sehr junge Flea von Red Hot Chili Peppers spielt hier als junger Punk einen jungen Punk (und wird in einer Szene von einem der Mitspieler versehentlich mit seinem „echten“ Namen Flea statt seinem Filmnamen Razzle angeredet, was Spheeris im Film gelassen hat: „Where’s that house, Flea?“ – Razzle: „Over there… Hey, my name’s Razzle, man.“)

Der Film steht kostenlos zum Stream bei PLEX im Programm.

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