vonSigrid Deitelhoff 04.08.2012

Prinzenbad-Blog

Freibad-Wetter, gefühlte Wassertemperatur, Gespräche und Gedanken unter der Dusche – der Blog über Deutschlands berühmteste Badeanstalt.

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Ein kleiner Teil der Prinzenbad-Stammgäste findet es total übertrieben, sich die TV-Übertragungen der Olympia-Schwimmwettkämpfe anzuschauen und am nächsten Morgen auch noch im Freibad darüber zu diskutieren. Ich gehöre der anderen Prinzenbad-Fraktion an. Ich finde es ja höchst spannend. Heute abend werden die letzten Schwimmsport-Wettkämpfe übertragen und übermorgen unterhalten wir uns auf der Cafeteria-Terrasse wieder über vernünftige Prinzenbad-Themen. Es sei denn, uns ziehen die Synchronschwimmerinnen in ihren Bann …

 

Gestern abend gab es ein Highlight. Missy Franklin (USA) gewann die 200 m Rücken in 2:04,06 Min. Diese Zeit bedeutet auch gleichzeitig einen neuen Weltrekord und das nach 15 Wettkämpfen innerhalb von 5 Tagen, die  Franklin bisher geschwommen ist. Wahnsinn! Nach 100 m Rücken hatte meine Lieblingsschwimmerin schon eine Körperlänge Vorsprung vor den anderen Schwimmerinnen. Wunderbar, diesen Wettkampf anzuschauen! Und ganz wichtig: Sie hat eine Nasenklemme benutzt. Ja, das mag sich komisch anhören, aber das beruhigt mich ungemein. Es gibt gar nicht so viele SchwimmerInnen, die sich so ein Ding auf die Nase stecken. Ich brauche sie auch für die Rückenkraulwende und fand mich damit bisher immer sehr uncool. Bis gestern! Das ist nun vorbei!!

Faszinierend sind auch die 50 m Freistil-Sprints. Vor allem, dass die Profi-SchwimmerInnen nur einmal auf der Strecke atmen, um nicht zu viel Zeit zu verlieren. Im Halbfinale belegte Britta Steffen mit 24,57 Sek. nach Marleen Veldhuis (Niederlande) den 2. Platz und qualifizierte sich als Gesamt-Vierte für das Finale am Samstag abend. Auch eine super Leistung.

Michael Phelps (USA) erschwamm sich beim Finale 100 m Schmetterling der Männer den 1. Platz und Chad le Clos (Südafrika) und Jewgeni Korotyschkin (Russland) teilten sich den 2. Platz. Barack Obama hat nach dem Wettkampf Michael Phelps angerufen und ihm zu seinem Erfolg gratuliert. Das fand der Schwimmstar „ziemlich cool“.
Michael Phelps kann sich entspannt zurück lehnen. Er will nach London aufhören und an keiner Olympiade mehr teilnehmen. Er hatte sich vorgenommen, in London noch einige Medaillen zu sammeln, das ist ihm ja nun auch gelungen.

Steffen Deibler schaffte einen guten 4. Platz beim 100 m Schmetterling der Männer. Warum sind nur die deutschen SchwimmerInnen nicht von Anfang an so schnell, sondern gewinnen erst im Laufe der Wettkämpfe an Geschwindigkeit. Das war auch schon in Peking so. Der Essener Trainer Henning Lambertz glaubt, dass die deutschen SchwimmerInnen quantitativ zu wenig und nicht hart genug trainieren. Die Strukur des Deutschen Schwimmverbandes müsse so verändert werden, dass SchwimmerInnen ein größerer Anreiz geboten würde, z.B. auch über ein Belohnungssystem – wie das in anderen Ländern üblich sei. Auf Nachfrage signalisierte Lambertz im ZDF-Interview gestern Abend, Interesse am Job des Bundestrainers zu haben. Mal schauen, ob er sich bewirbt.

 

Als sehr große Überraschung entpuppte sich das Finale über 800 m Freistil der Frauen. Normalerweise ist es eine Wissenschaft für sich und hoch kompliziert, so eine Marathon-Strecke von Anfang an klug einzuteilen. Die Strukturierung einer solchen Strecke ist auch eine Gefühlssache, sagte der ZDF-Moderator. Normalerweise gehen die SchwimmerInnen eine 800 Meter Strecke nicht von der ersten Bahn gleich super schnell an, um so eine zu große Laktat-Anreicherung im Körper zu vermeiden. Für den ersten Platz wurden die Favoritinnen Lotte Friis (Dänemark) oder Rebecca Addlington (Großbritannien) gehandelt. Und was passierte? Die noch relativ unbekannte 15 jährige Katie Ledecky aus den USA schwamm gleich von Anfang an sehr schnell, teilweise auf Weltrekord-Niveau. Bei den ersten Bahnen dachte ich noch, dass geht nicht gut. Sie ist zu unbekümmert, teilt sich das Rennen und ihre Kräfte nicht ein und wird letzten Endes nicht das Stehvermögen haben. Überraschung! Auf den letzten Bahnen setzte sie einen 6er Beinschlag ein, um das hohe Tempo halten zu können und schaffte den ersten Platz mit 8:14,63 Minuten. Mireia Belmonte García aus Spanien holte Silber, Rebecca Adlington (Großbritannien) Bronze.

Foto oben: ©Sigrid Deitelhoff

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https://blogs.taz.de/prinzenbad/2012/08/04/schwimmen-in-london-6/

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