vonSigrid Deitelhoff 22.05.2015

Prinzenbad-Blog

Freibad-Wetter, gefühlte Wassertemperatur, Gespräche und Gedanken unter der Dusche – der Blog über Deutschlands berühmteste Badeanstalt.

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Der Neue heißt Mayk Klapputh und ist seit dieser Sommersaison der stellvertretende Betriebsleiter im Prinzenbad. 29 Jahre jung ist er. Geboren wurde er in Rüdersdorf bei Strausberg, aufgewachsen in Havelberg, begann er seine Ausbildung zum Schwimmmeister in Troisdorf. Zwei Jahre arbeitete er als Zivilangestellter bei der Bundeswehr und war dort für den Dienstsport der Soldaten zuständig. Warum er gerade den Beruf eines Schwimmmeisters gewählt habe, frage ich ihn? Er sei familiär vorbelastet, verrät er mir, sowohl seine Mutter als auch sein Opa seien Schwimmmeister gewesen.

Und wie sieht es mit dem Schwimmsport aus, will ich wissen? Er verneint: Wettkämpfe schwimmt er eigentlich nicht. Bei den berufsinternen Schwimm-Meisterschaften vom BDS (Bundesverband Deutscher Schwimmmeister) macht er mit. Da hat er auch mal eine Silbermedaille über 100 m Brustschwimmen geholt. Er lächelt verschmitzt: „Das ist aber schon ein paar Jahre her.“

Zwei Jahre arbeitete Mayk auf dem Badeschiff und war dort nicht nur für das Schwimmbecken, sondern auch für den Personaleinsatz zuständig. Danach bewarb er sich bei den Berliner Bäderbetrieben und war viereinhalb Jahre für den Neuköllner Hallen-  und Freibad-Betrieb zuständig.

Im Prinzenbad ist er nun zum ersten Mal in der Position eines stellvertretenden Betriebsleiters. Gefragt nach seinen bisherigen Erfahrungen, erzählt er mir, das Badeschiff sei eher eine Szene-Location und das Neuköllner Columbia-Bad im Grunde eigentlich ein unkompliziertes Familienbad …  abgesehen natürlich von der immer mal wieder auftretenden Randale dort.

Zum Prinzenbad kann er noch nicht so sehr viel sagen. Solange arbeitet er ja auch noch nicht hier. Bisher ist es ruhig und seinen neuen Arbeitsplatz findet er spannend. Die große Anzahl an Stammschwimmern ist ihm aufgefallen. Eigentlich kennt er kein anderes Bad, dass so viele Stammgäste aufweist. Ausserdem würden die PrinzenbadlerInnen (er nennt sie Badegäste) doch sehr auf Schwimmbad-Details achten. So wie er es sagt, klingt es anerkennend – schon fast nach einem Lob.

Mit einem bedauernden Schulterzucken erzählt er mir, dass er mit den Feinheiten des Prinzenbads noch nicht ganz vertraut sei. Blöd sei es gewesen, dass sie die Handtuch-Haken erst zum Saisonbeginn gestrichen hätten. Es sei ihnen durchgegangen. So viele Details seien im Prinzenbad zu beachten gewesen. Sie wären immer noch dabei, sich mit den Gepflogenheiten vertraut zu machen. Und das die Zeitungsverkäuferin vor dem Prinzenbad eine Institution sei und am Morgen eine Tasse Kaffee bekommt, hätten sie auch erstmal lernen müssen. Dabei schmunzelt er, aber seiner Äußerung fehlt jede Ironie. Es scheint, er meint genau dass, was er sagt – unverstellt.

Und was ändert sich mit der neuen Schwimmbad-Crew im Prinzenbad, frage ich ihn? Mit einer angenehm unaufdringlich Art – fast schon ein bisschen schüchtern – erzählt er mir von den Neuerungen, die inzwischen eingeführt wurden, wie z.B. die veränderten Beckenreinigungszeiten oder die gleichzeitige Öffnung der beiden Umkleide- und Duschseiten.

Zur Zeit gibt es (wie üblich im Mai) 13 MitarbeiterInnen im Bad. Im Laufe der Saison würden dann, je nach Bedarf noch weitere KollegInnen dazukommen. Und – ja, einige MitarbeiterInnen seien hier im Prinzenbad neu eingesetzt worden. Ein neues Team mit einer anderen, einer neuen Perspektive auf das Bad, könnte auch eine Chance für eine andere Organisation des Badebetriebes sein. Nachdenklich schaut er aus, während er mir das erzählt. Ich habe den Eindruck, er ist ein Schwimmmeister der leisen, aber klaren Töne.

Was wünscht er sich in seinem neuen Job, frage ich ihn fast am Ende des Gesprächs? Dass sich die Badegäste mit ihren Sorgen, Nöten, Fragen und Anregungen, aber auch mit ihrer Kritik an ihn wenden, lautet seine Antwort. Er betont, die Badegäste können ihn jederzeit ansprechen. Das sei ihm wichtig. Und auch das meint er wohl genauso, wie er es sagt.

„Das Sommer-Saisonende fällt in diesem Jahr auf den 13. September?“ frage ich noch ganz zum Schluss. „Schauen wir mal“, sagt er – blinzelt ein wenig in die Sonne, die gerade die Wolken durchbricht – und kurz bevor er aufsteht, fügt er noch hinzu: „Mir ist schon klar, dass das Saisonende im Prinzenbad verhandelbar sein muss.“ Er lächelt und geht zu seinem Bademeisterturm.

Foto oben: ©Sigrid Deitelhoff

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