… als die Saisonkarte für das Prinzenbad 20 DM kostete. Na, wer kann sich daran noch erinnern? Sie galt damals für ein halbes Jahr. Wenn der Sommer im Freibad witterungsbedingt von den Bäderbetrieben für beendet erklärt wurde, konnten wir die restliche Zeit mit unserer Freibadkarte im Hallenbad schwimmen.
In den letzten zwei Jahrzehnten stieg der Eintrittspreis so peu à peu … wie auch alles andere teurer wurde. Mit Ole Bested Hensing, der im Mai 2013 das Ruder der Berliner Bäderbetriebe (BBB) übernahm, wurde eine Wende in der Bäderpolitik eingeläutet. Der Einstrittspreis für eine Einzelkarte stieg von 4 Euro auf 4,50 Euro. Einige Monate später (ab Januar 2014) installierten die BBB ein ganz neues Preissystem. Die normale Einzelkarte kostete nun 5,50 Euro statt 4,50 Euro. Es gab zwar Preisnachlässe, z.B. für das Früh- und Spätschwimmen und die sogenannten Kurzzeittarife, aber das Preissystem war m.E. unübersichtlich. Es war kompliziert, sich diese ganzen Sonderregelungen “Wann was wieviel kostet” zu merken.
Das Prinzenbad wurde im letzten Jahr trotz des warmen Sommers nicht besonders gut frequentiert. Ich bin gespannt wie die Bilanz für das Jahr 2015 (Jahrhundertsommer) aussehen wird. Vielleicht eine Reaktion auf die Bäderpolitik, insbesondere die Preisgestaltung der letzten beiden Jahre? Vielleicht aber „nur“ ein allgemeiner Trend, denn auch in anderen Bundesländern werden rückläufige Zahlen gemeldet – auch dort, wo es eine hohe Spassbad-Dichte gibt. Fehlende Erlebnisbäder lassen also nicht unbedingt einen Rückschluss auf niedrige Besucherzahlen zu.
Gleichzeitig berichten Nachrichten-Agenturen in der letzten Zeit , dass 30 Prozent der Menschen nach Schätzung der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) gar nicht oder nur schlecht schwimmen können. Ein Trend, der sich in Zukunft weiter verschärfen wird, da in vielen Kommunen Deutschlands Bäder geschlossen werden. Gerade im Hinblick auf diese Tendenz ist es besonders wichtig, Schwimmbäder zu subventionieren statt die Eintrittspreise zu erhöhen. Ohne Förderung würde laut Tagesspiegel ein Einzelticket für das Schwimmbad 8,80 Euro kosten. Ein Besuch im Friedrichstadtpalast wird mit 14 Euro subventioniert und jede Karte für die Staatsoper mit 186 Euro bezuschusst. Ich finde es wichtig, Kunst und Kultur zu subventionieren. Aber auch Schwimmbäder können sich nicht allein über Eintrittspreise finanzieren.
Die Berliner Bäderbetriebe haben sich in diesem Jahr sehr viel einfallen lassen, um die Schwimmbäder für die BerlinerInnen wieder attraktiver zu machen. Werbung wurde – so meine Beobachtung – vermehrt im Radio und in anderen Medien geschaltet. BBB-Plakate mit Slogans, wie z.B. “Wärmstens willkommen – wir verändern uns”, tauchten in der ganzen Stadt auf. Aber nicht nur plakativ, sondern auch konzeptionell wurde am Preissystem geschraubt. Sicherlich ist der normale Eintritt immer noch ein stolzer Preis. Trotzdem: Auch in diesem Jahr gab es erneut die Saisonkarte für das Prinzenbad und das Strandbad Wannsee. Die Kurzzeittarife, das Früh- und Spätschwimmen zu vergünstigten Eintrittspreisen, die Familienkarte mit seinen speziellen Patchwork-Familien-Konditionen wurde beibehalten. Und auch die Premiumkarte für die VielschwimmerInnen gab es in diesem Jahr wieder. Darüber hinaus wurde die übertragbare „Sommer-2015-Karte“ (20er Karte für 50 Euro bzw. 70 Euro) eingeführt. Kein schlechter Anfang, finde ich.
In Berlin gibt es folgendes Phänomen: Es braucht drei Tage gutes Wetter, bevor die Badegäste die Freibäder stürmen. Vielleicht braucht es ein wenig Zeit, bis bei der Mehrheit der Bevölkerung angekommen ist, dass es inzwischen den einen oder anderen Eintrittspreisnachlass gibt. Unterhalte ich mich mit Menschen aus meinem Umfeld über die Berliner Schwimmbäder, heißt es gleich: „Na, die Einrittspeise sind ja bombastisch hoch.“ Ja, stimmt einerseits, andererseits ist kaum jemand über das Preissystem im Hinblick auf Eintrittsermäßigungen informiert. Das braucht anscheinend – berlintypisch – auch noch ein wenig Zeit …
Und was bringt die Zukunft uns PrinzenbadlerInnen? Ole Bested Hensing ist als Bäderchef vor ein paar Monaten zurückgetreten. Wer wird die Nachfolge mit welchem Bäderkonzept antreten? Annette Siering, kommissarische Chefin der Bäderbetriebe, stellt sich als Sportlerin gerne Herausforderungen, ließ sie die TagesspiegelleserInnen auf die Frage, ob sie „ihren Hut in den Ring wirft“, wissen.
Auf das Thema Spassbäder angesprochen, läßt sie im Tagespiegel verlauten: “Ich plädiere mehr für Ausgleich statt Action. Wir müssen die unterschiedlichen Interessen berücksichtigen. Es sollte für jeden etwas da sein, für Schwimmer, Sportler, Familien, Senioren, Kinder. Wir wollen Schwimmen als Gesundheitsvorsorge anbieten.”
Wenn sie die Nachfolge antreten sollte, muss sie sich an diesem Statement messen lassen. Es bleibt spannend!
Foto oben: Ganz lieben Danke an meine taz-Kollegin für die Bereitstellung ihrer Saisonkarte von 1985!